31.07.2018
Türkei: Außenpolitische Implikationen nach dem Wahlsieg Erdoğans
Erdoğan-Anhänger*innen feiern den Wahlsieg der AKP in Istanbul. Foto: Petar Marjanovic, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Demonstration_Erdogan_Victory_Istanbul_2018_(2).jpg, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/
Erdoğan-Anhänger*innen feiern den Wahlsieg der AKP in Istanbul. Foto: Petar Marjanovic, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Demonstration_Erdogan_Victory_Istanbul_2018_(2).jpg, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/

Recep Tayyip Erdoğan hat die Wahlen gewonnen und ist mächtiger als je zuvor. Obwohl ihn im Institutionengefüge der Türkei wohl niemand mehr stoppen kann, stellt sich die Frage, ob er nun außenpolitisch einfach durchregieren kann, und was das für die türkische Rolle in der Region bedeuten könnte.

Eine osmanische Militärkappelle spielt auf, während Recep Tayyip Erdoğan, Hand in Hand mit seiner Frau, den Vorhof des Präsidentenpalastes in Ankara betritt. Sie schreiten auf einem erhöhten Steg an den unter ihnen jubelnden Massen vorbei und werden dabei auf den ersten Metern von kostümierten Militärs historischer Turkstaaten flankiert. Ab und an verteilt der alte und neue Präsident der Türkei generös eine Rose oder lächelt winkend in die Menge. Tausende Menschen sind der Einladung gefolgt, um dem Moment der erneuten Vereidigung Erdoğans am 09. Juli 2018 beizuwohnen.

Der Wahlsieger steht fest

Bei den Wahlen am 24. Juni 2018 in der Türkei wurde erneut der Mann zum Präsidenten gewählt, der seit über 15 Jahren die Geschicke der Türkei entscheidend bestimmt – Recep Tayyip Erdoğan. Mit 52.6% und einem Vorsprung von mehr als zehn Millionen Stimmen vor seinem Widersacher, dem Oppositionsführer Muharrem Ince, stand der Gewinner schon nach dem ersten Wahldurchgang fest. Viele sind sich einig, dass diese Wahlen weder frei noch fair abliefen, aber noch nicht einmal Ince selbst zweifelt dieses eindeutige Ergebnis an.[1] Auch wenn es manchen schwer fällt, diese Tatsache zu akzeptieren: Erdoğan hat wieder einmal gewonnen und den nächsten großen Schritt hin zur Personalisierung aller Macht in der Türkei gemacht.

Bei den parallel stattfindenden Wahlen zur Nationalversammlung, dem nationalen Parlament der Türkei, hat seine „Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung“ (AKP) zwar die absolute Mehrheit der Sitze verloren, doch das dürfte kaum ein Problem für den Präsidenten werden. Gemeinsam mit dem Koalitionspartner „Partei der Nationalistischen Bewegung“ (MHP) des rechtsnationalen und kurdenfeindlichen Politikers Devlet Bahçeli wird er auch weiterhin seinen Kurs im Parlament verfolgen können.

Erdoğan ist mächtiger als je zuvor

Inwieweit Präsident Erdoğan überhaupt noch auf die Nationalversammlung angewiesen sein wird, ist fraglich. Durch die Neuwahlen sind automatisch auch die Verfassungsänderungen in Kraft getreten, über die im Rahmen des nationalen Referendums im April 2017 entschieden wurde. In Verbindung mit massiven Ausweitungen der Kompetenzen des Präsidentenamtes und der Abschaffung des Ministerpräsidenten wurde auf diese Weise auch die Stellung des Parlaments im Institutionengefüge enorm geschwächt. So kommen dem Staatspräsidenten nun nicht nur entscheidende exekutive Rechte zu. Er darf darüber hinaus Dekrete mit legislativer Gesetzeskraft erlassen und ist als Vorsitzender der AKP auch noch Mehrheitsführer im Parlament.[2] Es scheint, als wäre Erdoğan nicht mehr zu stoppen.
 
Genauso lässt er sich auch bei der Vereidigungsfeier vor der beeindruckenden Kulisse seiner Macht, dem erst 2014 eingeweihten Präsidentenpalast in Ankara, inszenieren. Während die internationale Presse vom neuen „Sultan“ oder dem baldigen „Alleinherrscher“ der Türkei schreibt[3], erweisen ihm viele internationale Offizielle die Ehre. Mehr als 20 Staatspräsidenten und zahlreiche weitere Repräsentanten wie Premiers, Außenminister oder ranghohe Beamte sind erschienen, so der russische Premierminister Dimitri Medwedjew und zahlreiche Präsidenten aus Zentralasien, Subsahara-Afrika oder dem Balkan. Sogar ehemalige Gesprächspartner, wie der deutsche Altkanzler Gerhard Schröder oder Silvio Berlusconi, ließen sich mit dem türkischen Staatspräsidenten ablichten.[4]

Außenpolitische Agenda der AKP

Bei dieser prominenten internationalen Präsenz drängt sich geradezu die Frage auf, welche Implikationen die jüngsten Wahlen für die türkische Außen- und Sicherheitspolitik haben. Wird es weiterhin türkischen Militäraktionen in Syrien und dem Nordirak geben? Was hat die kurdische Bevölkerung in der Region von dieser alten Konstellation im neuen Gewand zu erwarten? Wird sich etwas an den deutsch-türkischen Beziehungen verändern?
 
Kann Erdoğan nun, wo er noch mehr Macht auf sich persönlich konzentrieren konnte und wohl mindestens weitere fünf Jahre (mit theoretischem Potential bis 2033) Staatspräsident bleiben wird, außenpolitisch einfach durchregieren? Er selbst ist derjenige, der außenpolitische Richtlinien festsetzt. Er ist Regierungschef, kann sich seinen Außenminister und weitere relevanten Staatsbeamten aussuchen und benennt auch alle Mitglieder des Nationalen Sicherheitsrates, dem er vorsitzt, persönlich.

Anfängliche Erfolge machten türkische Außenpolitik populär…

Doch was ist eigentlich die außenpolitische Agenda Erdoğans? Spätestens seit der Formulierung und Implementation des Konzepts der „Strategischen Tiefe“ in den Anfangsjahren der AKP-Ära ab 2002, das vom damaligen Außenminister Ahmet Davutoğlu unter Premierminister Erdoğan aufgesetzt wurde, zeigte sich eine klare Neuausrichtung türkischer Außenpolitik: Aus traditioneller Westbindung wurde Multilateralismus, aus identitätsstiftender NATO-Partnerschaft wurde der Drang, eine Regionalmacht zu werden. In Berufung auf die einstige Größe des Osmanischen Reiches begann sich die Außenpolitik der AKP zunehmend im eigenen „Hinterland“, der WANA-Region, zu engagieren. Diese anfangs als zukunftsfähig hoch gelobte Politik, die auf „Null-Probleme mit den Nachbarn“ ausgelegt war, konnte zu Beginn so manchen Erfolg verzeichnen, wodurch die Türkei stark an Ansehen im post-osmanischen Raum, aber auch in Europa, gewann.[5]

… aber Erdoğan hatte größere Ambitionen

Mit dem Ausbruch des sogenannten „Arabischen Frühlings“ stand diese außenpolitische Strategie der AKP jedoch vor einer Zäsur: Sollte die Türkei weiterhin die guten Beziehungen zu den autoritären Regimen der Region aufrechterhalten, und Staatschefs wie Assad, Gaddafi und Mubarak unterstützen, oder sich von diesen abwenden? Mit dem eigenen Anspruch, regionale Führungsmacht zu sein, stellte sich die Option, passiv auf die Resultate der Revolutionen zu warten, gar nicht erst. Stattdessen witterte der damalige Ministerpräsident Erdoğan die große Chance, die WANA-Region und deren zukünftige Ordnung entscheidend mitzugestalten und setzte alles auf ein Pferd: Die Muslimbruderschaft. Mit vielfältiger türkischer Unterstützung für Ableger dieser moderaten islamistischen Gruppierung, wie beispielsweise in Tunesien, Ägypten oder Syrien, versuchte Erdoğan das Momentum der Zeit zu nutzen. Sein Ziel war es, in all diesen Ländern befreundete Staaten nach dem türkischen Vorbild entstehen zu lassen. Doch dieser Plan ging nicht auf, da die Muslimbrüder meist keinen Fuß in die Tür bekamen, oder wie im Fall Ägyptens nach kurzen Erfolgen schwer angefeindet wurden. So führte das einstige Konzept der Multilateralisierung zu einer außenpolitischen Isolierung der Türkei in der Region.[6]
 
Die Jahre seit 2002 haben einen konstanten Faktor in Erdoğans Außenpolitik deutlich gemacht: der türkische Anspruch auf Führung in der Region. Der Erreichung dieses Ziels wurden alle traditionellen Grundlinien türkischer Außenpolitik untergeordnet. Das führte in den letzten Jahren sogar zur stärkeren Kooperation mit Iran und dem historischen Erzfeind Russland.[7]

Außenpolitische Herausforderungen

Bedeutet diese Wiederwahl nun, dass Erdoğan als Staatspräsident mit erweiterten Kompetenzen seine Regionalmachtambitionen ohne Rücksicht auf Verluste ausleben kann?
 

Die Türkei steht vor großen ökonomischen, sicherheits- und energiepolitischen Herausforderungen – und diese schränken die außenpolitischen Handlungsspielräume Erdogans ein. Der wirtschaftliche Aufschwung, den die AKP als „Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung“ nicht nur im Namen trägt, sondern in ihren ersten Jahren auch in beeindruckender Weise verwirklichen konnte, ist abgeflaut. Die Türkei steht mit stetig steigender Inflation und der sinkenden Lira vor enormen wirtschaftspolitischen Herausforderungen und ist daher auf ihre Handelsbeziehungen mit den Staaten der Europäischen Union angewiesen.

Der syrische Bürgerkrieg hat nicht nur zur grundsätzlichen Destabilisierung des Nachbarlandes, sondern auch zur Quasi-Etablierung einer kurdisch kontrollierten Region entlang der türkischen Südgrenze geführt. Dieser wird von der AKP und auch anderen politischen Parteien in der Türkei als Sicherheitsbedrohung wahrgenommen. Außerdem engagieren sich in Syrien aktuell unterschiedliche Akteure mit konfliktiven bis offen feindlichen Interessen, auf die Erdoğan aus energiepolitischen (Iran, Russland) oder verteidigungsstrategischen Gründen (NATO-Partner, USA) angewiesen ist.

Auch die Situation in der restlichen WANA-Region sieht für Erdoğan nicht gerade rosig aus: Zusätzlich zu den ambivalenten Beziehungen mit Saudi-Arabien ist seit Präsident Sisi auch das Verhältnis mit Ägypten, einem weiteren wichtigen Faktor der Region, angespannt. Erdoğan steht also vor einem Balanceakt: Er ist auf viele verschiedene Akteure essenziell angewiesen, obwohl diese teils sehr widersprüchliche Interessen in der Region vertreten.

Andererseits sind sowohl die USA, die NATO und die EU als auch Iran und Russland ihrerseits aus geostrategischen, ökonomischen oder sicherheitspolitischen Interessen abhängig von der Türkei. So verwundert es nicht, dass zahlreiche Staatschefs, unter ihnen auch Trump, Merkel, Steinmeier, May, Macron und Putin, nach Erdoğans Wiederwahl gratulierten – teils auch persönlich am Telefon.[8]

Folgen der Wiederwahl für die kurdische Minderheit in der Türkei

Erdoğans Politik gegenüber der kurdischen Minderheit im Land hat sich in den letzten 16 Jahren mehrfach stark verändert. Doch für diese Prognose ist genau ein Faktor entscheidend: Die Koalition mit der MHP. Mit ihren etwas mehr als 10 Prozent ist die MHP kein politisches Schwergewicht in der Türkei, sie fungiert eher als Mehrheitsbeschaffer für Erdoğan. Es ist aber anzunehmen, dass der Präsident seinem nationalistischen und klar kurdenfeindlichen Koalitionspartner in diesem Punkt entgegenkommen und weiter repressiv gegen kurdische Minderheiten, insbesondere im Osten der Türkei, vorgehen wird, um die Zusammenarbeit aufrecht zu erhalten. Diese innenpolitischen Menschenrechtsverstöße, insbesondere gegen die kurdische Zivilbevölkerung, haben Auswirkungen auf die internationale Wahrnehmung der Türkei und werden dadurch auch zum außenpolitischen Thema.[9]

Erdoğan versucht, einen kurdischen Staat in Syrien zu verhindern

Es gibt nicht viele Punkte, in denen die AKP mit der stärksten türkischen Oppositionspartei CHP übereinstimmt. Doch in dieser Frage ist das Narrativ für beide Seiten klar: Ein kurdisches Einflussgebiet in Syrien, das eng mit der vom türkischen Staat als Terrorgruppe eingestuften „Kurdischen Arbeiterpartei“ (PKK) zusammenarbeitet, wäre ein Sicherheitsrisiko für die ganze Nation. Dieses würde, so die Vorstellung, eine Sogwirkung auf die kurdischen Gruppen im eigenen Land haben und damit die ganze Türkei destabilisieren. Für die AKP ist daher die Verhinderung von kurdischem Einfluss an der Südgrenze noch wichtiger als die Stabilität Syriens, die weiteren Fluchtbewegungen und einer zunehmenden Destabilisierung der Region vorbeugen könnte. Außerdem fürchtet Erdoğan die Sicherheitsrisiken einer derartigen Stärkung der PKK durch potenzielle kurdische Institutionen in Syrien und wird daher voraussichtlich weiterhin militärisch gegen kurdische Gruppen im eigenen Land, in Syrien und dem Nordirak vorgehen – selbst wenn dadurch die Gefahr der direkten Konfrontation mit den eigenen NATO-Partnern in Syrien steigt.

Möglicher Kurswechsel: wird Assad nun geduldet?

Schon kurz nach dem Ausbruch der Aufstände in Syrien 2011 war die Haltung der Türkei klar: Baschar al-Assad muss weg. Die Türkei gehörte zu den vehementesten Unterstützern der syrischen Opposition.[10]Doch die Hoffnung, einen schnellen Regimewechsel zu befördern und dann wieder Stabilität in Syrien erreichen zu können, hat sich schnell in Luft aufgelöst. Inzwischen deutet es sich sogar an, dass die türkische Regierung wieder auf Assad zugehen könnte. Zwei Faktoren sprechen für diesen Kurswechsel türkischer Außenpolitik durch die innenpolitische Zementierung der Macht Erdoğans. Einerseits ist das die Einbindung der Türkei in den Astana Prozess, in dem Erdoğan neben Vladimir Putin und dem iranischen Präsidenten Rouhani einer der entscheidenden Mitgestalter der Zukunft Syriens sein könnte. Doch eben nur gemeinsam mit diesen beiden Unterstützern Assads. Andererseits zeichnen sich gemeinsame Interessen zwischen der AKP und dem syrischen Regime ab, die Assad zum kleineren Übel machen könnten: Stabilität im Land und Verhinderung von kurdischem Einfluss in Nordsyrien um jeden Preis. Dies könnte in den kommenden Monaten zu einer weiteren diplomatischen Annäherung der beiden Länder und einem Wandel der bisherigen türkischen Syrienpolitik führen.

Entwicklung der deutsch-türkischen Beziehungen

Nach den verbalen Attacken von Präsident Erdoğan gegen Deutschland und Kanzlerin Angela Merkel stellt sich die Frage, inwieweit hier in Zukunft noch ein kooperatives Miteinander möglich sein wird. Die Antwort ist einfach: Beide Seiten sind aufeinander angewiesen.
 

Es gibt viele Konfliktpunkte und Meinungsunterschiede zwischen den beiden Regierungen. Doch die entsprechenden Reaktionen bleiben stets in einem Rahmen, der Eskalation bewusst zu verhindern weiß. So meldet sich die Bundesregierung nicht ausdrücklich zu Wort, um Menschenrechtsverstöße oder völkerrechtswidrige Handlungen der Türkei anzuklagen, während die Türkei zwar mit der Inhaftierung einzelner deutscher Staatsangehöriger Druck aufbaut, aber diesen auch wieder abzulassen weiß. Die gegenseitige Abhängigkeit ist für beide Regierungen nahezu existenziell. Bundeskanzlerin Merkel (und wohl auch potenzielle Nachfolgeregierungen) ist auf die Zusammenarbeit mit der Türkei in Migrationsfragen angewiesen. Für sie hängt daran nicht nur ihre innenpolitische Machtposition, sondern vor allem auch die für Deutschland so wichtige Einigkeit der Europäische Union in Asyl- und Migrationsfragen ab. Andererseits ist die Türkei sowohl von der Wirtschaftskraft der Europäischen Union und deren Mitgliedsstaaten und entsprechenden Wirtschaftsbeziehungen als auch von der sicherheitspolitischen Zusammenarbeit mit der NATO existentiell abhängig. Daher wird sich vermutlich auch durch die Wiederwahl Erdoğans und seinen Machtausbau nichts Signifikantes an den deutsch-türkischen Beziehungen ändern.

Auf viele weitere Jahre Erdoğan

Recep Tayyip Erdoğan leitet inzwischen seit 2002 erst als Premierminister, dann als Präsident und nun in der faktischen Doppelfunktion die Geschicke der Türkei. In dieser Zeit ist es ihm gelungen, immer mehr Macht auf seine Person zu vereinen, indem er beispielsweise den traditionell großen Einfluss des Militärs im Staat eindämmte oder die Direktwahl des Präsidenten einführte. Die Verfassungsänderungen und seine Wiederwahl stellen vorerst den Höhepunkt dieser Machtpersonalisierung dar.

Durch die Betrachtung bisheriger AKP-Außenpolitik unter Erdoğan und den äußeren Gegebenheiten für türkisches Handeln in der Region ist allerdings anzunehmen, dass die Zuspitzung der Macht des Präsidenten keine große Auswirkungen auf die türkische Außen- und Sicherheitspolitik haben wird. Erdoğan wird auch weiterhin stark auf wirtschaftliche Verflechtungen, energiepolitische Abhängigkeiten und sicherheitspolitische Ordnungsstrukturen in der Region angewiesen sein – unabhängig davon, wie viel innenpolitische oder institutionelle Macht er hat.

Doch es bleibt abzuwarten, ob Erdoğan auch weiterhin den außenpolitischen Balanceakt zwischen Freund und Feind, Kooperation und Konflikt, Krieg und Frieden gehen wird. Immerhin hat er während des sogenannten „Arabischen Frühlings“ schon einmal seine außenpolitische Vernunft beiseitegelegt, um offensiv die eigenen macht-ideologischen und religiösen Interessen zu vertreten. In einer Welt, in der auch andere Staatschefs nicht viel auf vorherrschende Ordnungsstrukturen geben und stattdessen ihre persönliche Agenda durchzusetzen suchen, könnte der türkische Präsident Vorbilder sehen.

 

Michael Nuding studiert Politik- und Islamwissenschaften in Heidelberg. Er lebte und studierte u.a. in Jordanien, Israel-Palästina und Algerien.

 

Fußnoten:

[1]Vgl. ZAMAN, Amber (2018a). What’s next for Turkey following Erdogan’s election win?. In: Al-Monitor. 25. Juni 2018. Online: https://www.al-monitor.com/pulse/originals/2018/06/ince-concedes-turkey-election.html, zuletzt aufgerufen am 13.07.2018.

[2]Vgl. FLECK, Hans-Georg (2018). Erdogan wird vereidigt. So mächtig ist der türkische Präsident. In: Focus ONLINE. 9. Juli 2018. Online: https://www.focus.de/politik/experten/tuerkei-herrscher-ohne-limit-so-maechtig-ist-erdogan-nach-seinem-wahlsieg_id_9204400.html, zuletzt aufgerufen am 13.07.2018.

[3]Z.B. DURAN, Aram Ekin (2018). Erdogan: Erster Sultan der modernen Türkei. In: Deutsche Welle. 08. Juli 2018. Online: https://www.dw.com/de/erdogan-erster-sultan-der-modernen-t%C3%BCrkei/a-44553004, zuletzt aufgerufen am 18.07.2018; sowie BÖHMER, Daniel-Dylan (2018). Alleinherrscher Erdogan Der türkische Staat wird von nun an ein anderer sein. In: Welt. 25. Juni 2018. Online unter: https://www.welt.de/politik/ausland/article178140894/Alleinherrscher-Erdogan-Der-tuerkische-Staat-wird-von-nun-an-ein-anderer-sein.html, zuletzt aufgerufen am 18.07.2018

[5]Vgl. GIELER, Wolfgang (2013): Die Neuorientierung der türkischen Außenpolitik zwischen „Neo-Osmanismus und regionalem Führungsanspruch“. Eine Bestandsaufnahme, S. 41 ff. In: LEISSE, Olaf (Hrsg.): Die Türkei im Wandel : innen- und außenpolitische Dynamiken. Baden-Baden: Nomos, S. 37–54.

[6]Vgl. GENÇ, SAVAŞ (2015): Götterdämmerung am Bosporus. Die türkische Außenpolitik nach dem Arabischen Frühling. In: WeltTrends (106, August/September 2015), S. 78–83.

[7]Vgl. Podcast (2018): Turkish Presidential Elections with Henri Barkey and Steven Cook: https://www.cfr.org/podcasts/turkish-presidentialelections-henri-barkey-and-steven-cook

[9]GÜSTEN, Susanne; MEIER, Albrecht; VON SALZEN, Claudia (2017). UN werfen der Türkei Verbrechen an Kurden vor. In: Der Tagesspiegel. 10. März 2017. Online unter: https://www.tagesspiegel.de/politik/menschenrechte-un-werfen-der-tuerkei-verbrechen-an-kurden-vor/19502910.html, zuletzt aufgerufen am 18.07.2018.

[10]HOFMANN, MATTHIAS (2013): Schall und Rauch. Der Arabische Frühling in seinen politischen Farben. Würzburg: Königshausen & Neumann.

Artikel von Michael Nuding
Redigiert von Adrian Paukstat, Julia Nowecki