14.01.2020
Zum ersten Geburtsjahr: dis:orient durch 2019
dis:orient- Sommerfest zum Launch des neuen Vereinsnamen 2019
dis:orient- Sommerfest zum Launch des neuen Vereinsnamen 2019

Im Januar vollführten wir die formale Fusion von Alsharq e.V. und LIQA e.V. und wurden zu dis:orient. Im Juni zelebrierten wir diesen Wandel mit einem erfolgreichen Sommerfest. Nun blicken wir zurück auf dieses ereignisreiche Jahr, das neben den großen Meilensteinen natürlich auch viel Engagement im Online Magazin und in der Bildungsarbeit beinhaltete.
 

Das Jahr 2019 war rückblickend eines voller prägender Geschehnisse, kritischer wie auch hoffnungsvoller Entwicklungen. Menschen aus den verschiedenen Regionen der Welt - Europa, Lateinamerika, Ost- und Westasien, Nordafrika - protestieren und verliehen ihren Hoffnungen und Ängsten, ihrem Wunsch nach Veränderungen und ihren Forderungen nach Rechten Ausdruck. Gleichzeitig sahen gerade diese Bewegungen gegen soziale, wirtschaftliche und politische Missstände sich teils gewaltsamen Reaktionen ausgesetzt. 

Entwicklung wie die im Sudan, wo im April ein langjähriger Machthaber gestürzt und im August eine zivil-militärische Übergangsregierung etabliert wurde, scheinen eine Veränderung zu bewirken - hoffentlich zum Positiven. Andere Ereignisse wiederum scheinen rückläufig zu wirken: die Türkei-geführte Invasion in Rojava im Oktober beendete die kurdischen Autonomiebestrebungen in Syrien, eine wahrscheinlich letzte VN-gestützte Initiative für Syrien führte zum vermeintlichen Ende des Krieges in Form eines Verfassungsausschusses in Genf, ebenfalls im Oktober. Ferner wurden weltweit Antisemitismus-Vorfälle bekannt und die Diskussion, was und wer antisemitisch sei, kontrovers geführt - nicht zuletzt mit einer ebenfalls strittigen Entscheidung des Bundestages zur BDS-Bewegung. Gegen Ende des Jahres wurde unsere Aufmerksamkeit auf Proteste in Ägypten, Irak, Iran und im Libanon gelenkt, die sich mit Blick auf die letzten Jahre in einer neuen Dimension ausdrückten. dis:orient wurde hier zu einer Plattform unterschiedlicher Eindrücke von vor Ort.

Angesichts dieser Entwicklungen und zukünftiger Herausforderungen ist es unser Ziel, das Online Magazin dis:orient als ein Medium für verschiedene Stimmen aus und zu WANA zugänglich zu machen. Wie unsere Arbeit dabei im letzten Jahr mit Eurer unverzichtbaren Unterstützung vorangetrieben wurde, könnt Ihr in diesem Jahresrückblick nachlesen. 

 

Worum es in diesem Jahresrückblick geht: 
Ein Jahr dis:orient e.V.
Verein & Menschen
Das Online Magazin
Veranstaltungen

 

Ein Jahr dis:orient e.V.

2019 war nicht nur ein sehr ereignisreiches Jahr für das Online Magazin und in der Bildungsarbeit, sondern und vor allem das erste Jahr des Vereins nach der angekündigten formellen Fusion mit LIQA e.V. und unter dem neuen Namen dis:orient e.V. Wir feierten ein tolles Sommerfest im Juni 2019 zur Einweihung des neuen Namens - dazu begrüßten wir so tolle Gäste wie Jaafar Abdul Karim (Deutsche Welle/Shababtalk), Charlotte Wiedemann (Journalistin & Autorin), Lea Frehse (Beirut-Korrespondentin, DIE ZEIT) und den libanesisch-britischen Satiriker Karl reMarks.

Im Sommer 2019 durften wir sodann weitere Erfolge feiern: Zum einen die Vergabe des Grow-Stipendiums für gemeinnützigen Journalismus an das Online Magazin dis:orient durch Netzwerk Recherche und die Schöpflin Stiftung. Nach der Vorstellung des Vereins auf dem diesjährigen Campfire Festival, wurde zum Jahresende mit einer Abstimmung durch unsere Facebook-Follower*innen bereits das Thema des Dossiers bestimmt, welches wir mit dem Stipendium finanzieren wollen: Die deutsche und europäische Außenpolitik in Westasien und Nordafrika nach 2011. Zum anderen wurde der Verein für den Fairwandler-Preis für entwicklungspolitisches Engagement nominiert. Eine mögliche Preisverleihung steht im Februar des nächsten Jahres an!

Aber auch vereinsintern wurden wichtige Schritte angestoßen und zum Abschluss gebracht: Während die Website umstrukturiert und vereinsinterne Zusammenarbeit und Struktur im Laufe des Jahres 2019 vorangetrieben wurden, hielten wir zwei virtuelle Mitgliederplena im Frühjahr und Herbst sowie zwei Jahrestreffen ab. Im Januar wurde mit der Mitgliederversammlung die Wiederwahl des Vorstands und die Namensänderung des Vereins beschlossen. Im Anschluss wurde zur Zukunftswerkstatt im August ein wichtiges Thema in Angriff genommen: die nachhaltige Finanzierung des Vereins. Die Unterstützung durch unsere Fördermitglieder ist die unverzichtbare Basis unserer Arbeit. Durch Förderanträge wollen wir diese jedoch verbreitern, denn wir haben den Anspruch, all das unzählige ehrenamtliche Engagement der Vereinsaktiven auf ein langfristig stabiles Fundament zu stellen.

 

Verein & Menschen

Der Vorstand wurde in seiner aktuellen Konstellation bei der Mitgliederversammlung im Januar bestätigt. (Die nächsten Vorstandswahlen finden im Februar 2020 statt.)

Die Koordination des Online Magazins - unsere bisher einzig bezahlte Minijob-Stelle - liegt seit November 2019 bei Anna-Theresa Bachmann. Wir freuen uns sehr, die hochqualifizierte und motivierte junge Journalistin für die Stelle gewonnen zu haben.

Unser Dank geht an Julia Nowecki, die ein Jahr lang das Online-Magazin sehr professionell koordiniert hat und dabei viele gute Ideen einbringen und umsetzen konnte, genauso wie an Alicia Kleer, die sehr engagiert und ehrenamtlich die Übergangszeit stemmte! 

Weiterhin freuen wir uns, dass Amina Nolte seit August die Koordination der Bildungsarbeit übernommen hat (und aktuell u.a. eine spannende Vortragsreihe zu Kriegsökonomie vorbereitet) und dass dank Diana Beck und ihrem SocialMedia-Team unsere Kommunikation auf Twitter und Facebook nun rund läuft.

Zu den Mitgliedern: Die Mitgliederentwicklung verlief im Jahr 2019 ausgesprochen erfreulich: 20 neue Mitglieder und Fördermitglieder konnte der Verein gewinnen, insgesamt sind es nun 132. Hinzu kommt, dass viele Mitglieder von der Möglichkeit Gebrauch gemacht haben, ihre Beiträge zu erhöhen. Wer das noch nachholen möchte: Hier ist das entsprechende Formular

Mitglieder sind für unseren Verein in jeglicher Hinsicht elementar: Inhaltlich sind sie diejenigen, die unser Magazin betreuen und bestücken, unsere Veranstaltungen durchführen und immer neue Ideen entwickeln und umsetzen. Vor allem aber die Fördermitglieder bilden auch finanziell das Rückgrat des Vereins schlechthin. Der größte Teil unserer Einnahmen sind Mitgliedsbeiträge, die einzige Größe, mit der wir zuverlässig planen können. Und je mehr es sind, desto mehr können wir auch gestalten. 

Die positive Entwicklung der Mitgliederzahlen wird etwas dadurch getrübt, dass nicht alle Mitglieder an die zu verrichtenden Beiträge denken. Dieses Defizit haben wir dieses Jahr jedoch durch Spenden und Einnahmen aus dem Getränkeverkauf beim Sommerfest ausgleichen können. Unser größter Ausgabeposten blieb auch dieses Jahr die Magazin-Koordination. Außerdem verwendeten wir die Mittel für die Organisation unserer zwei jährlichen Arbeitstreffen und für den laufenden Betrieb. 

 

Das Online Magazin

Nach einer langen Umbauphase ist im Zuge unserer Fusion aus alsharq.de Mitte des Jahres 2019 disorient.de geworden. Eine aktualisierte Website präsentiert seither unsere Inhalte im neuen Design und mit vereinfachter Handhabe. Über das Jahr verteilt haben wir darauf etwa 90 Artikel veröffentlicht. Das sind deutlich weniger als noch im Jahr 2018 (150 Beiträge), hat aber einen profanen Grund: Die Umstrukturierung hat unsere Mitglieder viel Kraft gekostet, wodurch weniger Zeit für das Verfassen von Beiträgen blieb. 

Auf der anderen Seite haben wir versucht, das dis:orient Magazin zu professionalisieren und setzen deswegen nun mehr auf Qualität statt Masse. Die Reaktionen unserer Leserschaft haben uns in diesem Entschluss bestätigt: So stieß etwa das ausführliche Essay von Amro Ali “Über die Notwendigkeit, der arabischen Exil-Szene in Berlin eine Form zu geben” auf breites Interesse, das auch unsere klassische Leserschaft überstieg. Viel beachtet wurde zudem die Rezension “Verzerrungen und Vorurteile – eine ausführliche, kritische Rezension zu Constantin Schreibers "Kinder des Koran" “ von Jan Altaner. 

Zudem ist im Rahmen des Weltfrauentages am 8. März die Serie “Aufgehorcht” entstanden, in der wir Einzelpersonen, Initiativen und NGOs aus der WANA-Region vorgestellt haben, die an den bestehenden Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern rütteln. Mit dem Dossier “Donor Opium” brachten wir einige Diskussionspunkte aus unserem, mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung organisierten Workshop über kritische Perspektiven auf Entwicklungszusammenarbeit in eine schriftliche Form. 

Das Format des Dossiers ist es auch, das wir in Zukunft häufiger einsetzen wollen. Mögliche Schwerpunkte stellten wir unserer Community im Dezember zur Abstimmung vor. Das Rennen machte “Europäische Außenpolitik in WANA seit 2011”. Es wird von uns in der ersten Jahreshälfte 2020 umgesetzt werden. Dazu wollen wir auch einen Teil des Grow-Stipendiums, mit dem uns Netzwerk Recherche e.V. und die Schöpflin-Stiftung freudigerweise seit Sommer 2019 ideell und finanziell unterstützen, verwenden. Was wir damit noch vorhaben, erfahrt ihr hier

Auch in Sachen Kolumne wird es Veränderung geben. Nachdem sich Daniel Walter knapp zwei Jahre dem Format “Des:orientierungen” angenommen hat, wird es mit Maximilian Ellebrecht und Julia Nowecki ein neues Leitungsteam inklusive neuer Schreibenden geben. Seid gespannt! 

Gleichzeitig hat sich ein Personalwechsel in der Magazinkoordination vollzogen: Seit November 2019 ist Anna-Theresa Bachmann die neue Ansprechpartnerin, wenn es um die inhaltliche Gestaltung des Magazins geht. Sie freut sich über Anregungen, Kritik und Themenvorschläge unter [email protected]

 

Veranstaltungen

Fast 600 Gäste besuchten unsere zehn Veranstaltungen im Jahr 2019. Vier Vorträge widmeten sich in einer Reihe dem Jahr 1979 als Wegscheide in Westasien und Nordafrika. Der Vortrag von Nader Talebi zur iranischen Revolution war so schnell ausgebucht, dass wir eine Zusatzveranstaltung organisierten. Anknüpfend an die internationale Konferenz „Connecting Resistances” vom Herbst 2018 organisierten wir im Mai 2019 einen Workshop mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung, der sich den Problemlagen und Handlungsoptionen in der sogenannten Entwicklungshilfe widmete. 

Das herausragende Großereignis des Jahres war jedoch das dis:orient-Sommerfest. Zusammen mit zahlreichen Gästen feierten wir die Fusion von Alsharq und LIQA zu dis:orient. Für zahlreiche Lacher sorgte dabei der Satiriker Karl reMarks bevor das Xanax Attax und das DJ-Duo Hoe_mies den Dancefloor zum Beben brachten. 

Abgerundet wurde das Jahr 2019 durch Filmscreenings und Diskussionen aus aktuellen Anlässen, wie etwa der humanitären Lage in Syrien oder den Protesten in Irak, bei denen jeweils lokale Aktivisten die Situation vor Ort erläuterten.  

Eine Übersicht der Veranstaltungen von 2019 findet sich wie folgt:

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26. Februar 2019
Attacking Mecca: How 1979 continues to shape Saudi Arabia
In Kooperation mit dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung

Since the assassination of the Saudi journalist Jamal Khashoggi in October 2018, more critics in the West have come to question whether Saudi Arabia is indeed undergoing reform. Since the Crown Prince, Muhammad Bin Salman, put religion at the center of his reform program, framed as a return to Religious Moderation, others have questioned the very relevance of religion in the current transformations in the country. In this presentation, it is argued that religion is both undergoing a transformative process in Saudi Arabia, and it is crucial to the legitimacy of these policies. In order to identify this transformation, its modality and significance not only for the country, but also for the region and even Muslim communities in the West, it is necessary to look at contemporary developments with an eye in the history of the kingdom since 1979.

Speaker: Besnik Sinani is a doctoral fellow at the Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies, Free University of Berlin. His research focuses on the study of Sufism in contemporary Saudi Arabia, where he has worked and later conducted research for over five years. He has previously written about Islam in the Balkans and about the Ba ‘Alawi Sufi order and their networks in the Arab Gulf.

Link zur Veranstaltung: https://www.disorient.de/event/iran-1979-counter-narratives-revolution

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23. und 24. April 2019 (Zusatzveranstaltung)
Iran 1979: (Gegen-)Narrative zur Revolution
In Kooperation mit dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung

Die Narrative rund um die iranische Revolution von 1979 sind häufig widersprüchlich. Revolutionäre Zeitzeugen, Beobachter*innen und Wissenschaftler*innen sind sich häufig bei fundamentalen Fragen nicht einig. War die Revolution ein plötzliches, unvorhersehbares Ereignis – oder das Ergebnis eines langen Prozesses? Wurde sie von den Islamisten rund um Ruhollah Khomeini “gestohlen” – oder waren diese die tragenden Akteure?

Angelehnt an diese grundlegenden Fragen wird dieser Vortrag drei Narrative oder “Mythen” kritisch hinterfragen, die häufig als gegeben wahrgenommen werden. Erstens, dass die Revolution eine Reaktion traditionalistischer Kräfte auf die Modernisierungspolitiken des Schah waren. Dieses Narrativ geht allgemein. davon aus, dass die Modernisierung zu schnell und umfassend für die iranische Gesellschaft war. Das zweite Narrativ geht von der Revolution als historischen Umbruch aus. Die Anhänger dieser Version der Geschichte schlagen vor, die Revolution vor allem anhand ihrer Diskontinuitäten zu verstehen – und unterschlagen dadurch die zahlreichen Kontinuitäten. Drittens: die Rolle internationaler Supermächte im Rahmen des Kalten Krieges. Anhänger dieses historischen Narrativs sehen Großmächtepolitik als entscheidenden Faktor der Revolution. Dadurch negieren sie häufig die Handlungsmacht der gesellschaftlichen Akteure in Iran.

Der Vortrag wird gegen diese linearen Geschichtsvorstellungen argumentieren und die Gemeinsamkeiten der vor- und nachrevolutionären Ära Irans aufzeigen. Zudem wird gezeigt werden, wie die nationalen Dynamiken deutlich wichtiger waren als die internationale Politik.

Referent: Nader Talebi (Berlin) forscht und lehrt über Staatsmacht, Revolutionen und Migration. Geboren und aufgewachsen in Iran. Studierter Softwareingenieur und Soziologe, später Auswanderung nach Europa. Schloss seine Promotion in Soziologie an der University of Lancaster (England, 2012-2018) mit einer Dissertation zu “State Power and Revolution: Toward a Strategic-Relational Analysis of the 1979 Revolution in Iran” ab.

Diese Veranstaltung ist Teil der Reihe “Fokus 1979: Neue Perspektiven auf ein Jahr epochaler Umbrüche für Westasien, Nordafrika und die Welt”.

Link zur Veranstaltung: https://www.disorient.de/event/iran-1979-counter-narratives-revolution

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24.-26. Mai 2019 
Workshop “Donor Opium – Impacts of the Aid-System and Progressive Alternatives in West Asia and North Africa”
In Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Der zweitägige Workshop mit widmete sich dem Thema Entwicklungshilfe. Rund 30 internationale Gäste schilderten Kontexte aus Ländern wie Palästina, Kurdistan-Irak und Tunesien. Unter dem Schlagwort der “NGOization” wurde unter anderem diskutiert, inwiefern Gelder Dritter zu einer Depolitisierung lokaler Strukturen führen.

Neben der Problemanalyse wurden auf dem Workshop auch Lösungsansätze erdacht und Möglichkeiten zur internationalen Vernetzung geschaffen. 

Der Workshop knüpfte damit an die Konferenz “Connecting Resistances” aus dem Herbst 2018 an, die ebenfalls von dis:orient und der Rosa-Luxemburg-Stiftung organisiert wurde. Hier geht es zu den Dossiers der Jahre 2019 und 2018

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29. Mai 2019
Eyes on Idlib - Zur aktuellen Situation in Idlib
In Kooperation mit Adopt a Revolution

Seit Wochen ist die syrische Region Idlib Ziel heftiger Bombardements und mittlerweile auch einer Bodenoffensive des Assad-Regimes und seiner russischen Verbündeten. Mehrere Hundert Menschen wurden bereits getötet, mehr als 150.000 Menschen sind auf der Flucht.

Anlässlich der hierzulande weitgehend ignorierten Katastrophe laden wir zum Gespräch mit dem syrischen Journalisten Akram Al-Ahmad vom Syrian Press Center (SPC), das in den derzeit angegriffenen Gegenden Idlibs mehrere Medienbüros unterhält. Akram Al-Ahmad musste im Februar 2019 Idlib aufgrund der Machtübernahme der dschihadistischen Miliz HTS kurzfristig verlassen und ist aktuell für wenige Tage in Deutschland.

Wir wollen die Gelegenheit nutzen, um mit Akram Al-Ahmad über die Situation in Idlib zu sprechen, über die Lage der rund 3 Millionen ZivilistInnen in der Region, über die Herrschaft der Miliz HTS, den Widerstand der Zivilgesellschaft, die Arbeit lokaler Journalist*innen und darüber, welche Interventionen hierzulande Einfluss auf die Situation vor Ort nehmen könnten.

Die gemeinsam von dis:orient e.V. und Adopt a Revolution organisierte Veranstaltung wird auf Arabisch mit konsekutiver Übersetzung ins Deutsche stattfinden.

Link zur Veranstaltung: https://www.disorient.de/event/eyes-idlib-zur-aktuellen-situation-idlib

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04. Juni 2019
Sowjetischer Einmarsch in Afghanistan 1979
In Kooperation mit dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung

1979 war das Jahr, in dem der letzte große heiße Krieg des Kalten Krieges mit direkter Beteiligung einer der beiden Ex-Supermächte ausbrach – mit dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan zu Weihnachten. Aber die zugrunde liegenden innergesellschaftlichen Konflikte waren älter und teilweise bereits gewaltsam ausgetragen worden; dieser historische Einschnitt markierte nur ihre (erneute) internationale Sichtbarwerdung und externe Instrumentalisierung. Die Bewohnerinnen und Bewohner müssen bis heute die Folgen dieser Ereignisse tragen.

Die Konflikte (Plural!) in Afghanistan nur durch die Linse des Kalten Krieges zu betrachten, führte schon damals zu kurz. Genauso wenig ist es hilfreich, sich bei der Analyse der gegenwärtigen Konfliktlage auf die Terror-und-Islam-Problematik zu fokussieren. Viele Politik ist ja lokal, und Afghanistans für das ungeschulte Auge undurchsichtigen und instabilen lokalen Interessenkoalitionen haben schon manchen aus Zeitmangel am Verstehen gehinderten Politikmacher zur Verzweiflung getrieben.

Es geht also darum zu erkennen, was vor Ort und regional zu den weltgeschichtlichen Ereignissen in Afghanistan 1979 geführt hat. Der Referent blickt zurück auf Afghanistans Modernisierungskonflikte, die mindestens bis an den Anfang des 20. Jahrhunderts zurückgehen, die Entwicklung im Bildungswesen, mit dem der starre Staat nicht mitkam, auf das prekäre afghanisch-pakistanische Verhältnis seit 1947, auf die politische Parteien- und Putschgeschichte im Nach-Weltkrieg-2-Afghanistan und nicht zuletzt die ökologischen Faktoren, die Afghanistan aus den Angeln hoben.

Referent: Thomas Ruttig, geboren 1957 in Berlin, beschäftigt sich seit seinem Studium der Afghanistik an der dortigen Humboldt-Universität mit dem „Land am Hindukusch“. Er spricht beide Hauptlandessprachen, Pashto und Dari, und verbrachte insgesamt über 13 Jahre in Afghanistan, als Student und Journalist, als DDR-, UN- und BRD-Diplomat sowie EU-Vizesondergesandter. 2009 begründete er den unabhängigen und gemeinnützigen Think Tank Afghanistan Analysts Network (e.V.) mit, wo er bis heute Ko-Direktor und Senior Analyst ist. Er publiziert regelmäßig auf http://www.aan-afghanistan.orgund seinem deutschsprachigen Blog Afghanistan Zhaghdablai (https://thruttig.wordpress.com).

Link zur Veranstaltung: https://www.disorient.de/event/thomas-ruttig-sowjetischer-einmarsch-afghanistan-1979

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26. Juni 2019
Syria 1979 - The Long Crisis: From Assad's Appropriation of the State to Appropriation of Society
In Kooperation mit dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung

In most accounts on the year 1979 as a historical watershed in West Asia, Syria, curiously, is missing. However, also in this country, 1979 is highly significant. This ninth year of the reign of the tyrant Hafez Al-Assad is one of crisis: of a brutal massacre of sectarian nature in the city of Aleppo. The up to 83 victims were of Alawite background, the perpetrators radical Islamists.

The massacre and the regime´s reaction left a significant mark in the social and political development of Syria. Simultaneously, professional associations, students and leftists went on protest to demand democracy, a constitutional state and citizen rights and were confronted with brutal violence and mass detention of dissidents – amongst them the speaker of this lecture.

The meaning of the events of 1979 has not been seriously examined – not at the time, nor subsequently in academy. However, it is likely that the development of the regime into a “dynastical neo sultanate” was in part a response directly related to the challenges signified in the 1979 Aleppo massacre. Less than a year after, several massacres took place all over Syria, culminating in the big “Hama massacre” in 1982. All of them had genocidal elements, argues Yassin Al-Haj Saleh.

The year 1979 hence also lead the way for the extinction of any organized political opposition in Syria, and therefore formed the very nature of political life for the years to come. Thinking of what happened 40 years ago can be helpful in analysing the Assad family rule and the tragedy that has been unfolding in the country for the past 99 months.

Speaker: Yassin al-Haj Saleh, born in 1961 in the city of Raqqa in Syria, is a leftist political dissident, former political prisoner, and co-founder of the platform Al-Jumhuriya, founded in2012 by a group of Syrian writers and academics in order to voice in their own words the myriad political, social, cultural, and other questions thrown up by the revolution and ensuing conflict in Syria (http://aljumhuriya.net). He went into hiding after the uprising in March 2011, but he eventually had to leave the country in 2013. He is author of the book The Impossible Revolution: Making Sense of the Syrian Tragedy (Hurst Publishers, 2017) and other six books in Arabic.

This event is part of our lecture series "Focus 1979: West Asia, North Africa and the World. New Perspectives on a Year of Transformative Change."

Link zur Veranstaltung: https://www.disorient.de/event/yassin-al-haj-saleh-syria-1979-long-crisis

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29. Juni 2019
dis:orient Launch feat. Karl reMarks & Hoe_mies 

Ab Mai heißen wir nun: dis:orient. 

Nach 14 Jahren Journalismus und Veranstaltungen unter dem Namen Alsharq und acht Jahren Begegnungsreisen unter dem Namen LIQA haben wir nun ein neues Kapitel aufschlagen. Den Start von dis:orient feierten wir im Juni auf einem großen Sommerfest mit dem Satiriker Karl reMarks und Musik von Hoe_mies und Xanax Attax. Eröffnet wurde der Abend im aquarium/Südblock am Kottbusser Tor in Berlin mit einer Paneldiskussion zum Stand deutschsprachiger Berichterstattung zu Westasien und Nordafrika. 

Link zur Veranstaltung: https://www.disorient.de/event/disorient-launch-feat-karl-remarks-hoemies

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11. September 2019
„King Bibi“: Benjamin Netanjahus Leben als Politische Performance – Filmvorführung und anschließende Diskussion
In Kooperation mit dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung

Die Dokumentation von Regisseur Dan Shadur thematisiert den Aufstieg Benjamin Netanjahus vom amerikanisch sozialisierten Jungpolitiker zu Israels vielleicht bald langjährigstem Premier und nimmt dabei vor allem Netanjahus Redekunst und seine Medienpolitik in den Blick. Von einer Fernsehperformance zur nächsten entwickelt sich Netanjahu zu der spaltenden und spannenden Figur, die er heute ist: “Retter Israels” oder zynischer Medienprofi ohne politische Vision? Mit einer anschließenden Diskussion zu den Neuwahlen in Israel im September 2019. 

Referent: Daniel Marwecki, Moderation: Ayşe Çelik (dis:orient e.V.)

Link zur Veranstaltung: https://www.disorient.de/event/king-bibi-film-und-diskussion

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06. November 2019
Popular Protests in Iraq: Discussions with Sami Adnan

Since October 1st, massive popular mobilisations in Iraq have been asking for economic redistribution, decrying the theft and corruption through the sectarian political system implemented after the US-invasion of 2003. Until now, 350 persons have died, 10 000 have been injured. Despite this harsh crackdown, the protests continue.

Sami Adnan, political activist and founder of the group "Workers against Sectarianism", has been part of the protests and is in Berlin for a short time. In our conversation with Sami, we will discuss the following: Why are people protesting? Who are the protestors? What is the background of these protests? Why is there such a massive crackdown by government and anti-riot forces? What are the goals of the protestors? 

Moderation: Schluwa Sama (dis:orient e.V.)

Link zur Veranstaltung: 

https://www.disorient.de/event/popular-protests-iraq-discussion-sami-adnan

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Soweit die Infos über das Jahr 2019.

Wenn Ihr Fragen habt oder Euch aktiv einbringen wollt, schreibt uns gerne an [email protected]! Dieser Rückblick darf natürlich sehr gerne an Interessierte weitergeleitet werden.

Für den Newsletter anmelden kann man sich übrigens ganz einfach: unten auf der dis:orient-Startseite.

Alle Infos zu unserem Verein gibt es auf www.disorient.de/verein.

Neben regelmäßigen Mitgliedsbeiträgen freuen wir uns auch über Spenden. Da dis:orient e.V. ein gemeinnütziger Verein ist, könnt Ihr Spenden - wie auch die Mitgliedsbeiträge - steuerlich geltend machen.

Unsere Bankverbindung:
dis:orient e.V.
IBAN - DE85 4306 0967 1177 8408 00
BIC - GENODEM1GLS
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Wir wünschen allen Unterstützer*innen, Autor*innen, Referent*innen, Leser*innen und sonstigen Interessierten ein frohes neues Jahr!

dis:orient – das sind viele Menschen. Manchmal posten wir aber auch als Team – meist in eigener Sache.