Eine neue Website und eine neue Blog-Koordinatorin, aber auch eine große Konferenz und viele Veranstaltungen - dies war 2018 bei Alsharq e.V. Und das kommende Jahr wird mindestens genauso spannend, unter anderem steht eine Fusion an und wir bekommen einen neuen Namen.
2018 war ein Jahr voller wichtiger sowie tragischer Entwicklungen und Ereignisse. Schlagzeilen sprangen uns entgegen: „Proteste in Gaza”, „Kampf um Ost-Ghouta”, „Erdoğans Kurden-Offensive”, „Landesweite Proteste in Iran”, „Khashogghi: Begräbnis ohne Leiche” und „Ist der IS besiegt?”.
Andere Orte und Konflikte, wie die humanitäre Tragödie im Jemen oder der jüngste Aufstand der Sudanes*innen gegen ihr Regime, wurden weit weniger abgebildet. Tatsächlich werden jene abseits unseres Sichtfeldes ausgetragenen Konflikte für uns oft erst durch Begegnungen mit von Menschen mit Migrationsgeschichte augenfällig. Und leider tendieren viele Menschen dazu, “Migrant*innen” durch ihre eigenen Verständnis-Kategorien zu “erklären” und sich dabei an Schlagzeilen wie den genannten entlang zu hangeln. Bei Alsharq bemühen wir uns, weniger danach zu fragen, welche Erignisse 2018 in der WANA-Region vorgefallen sind, sondern wie diese von den betroffenen Menschen in und aus der Region wahrgenommen wurden.
Unsere Frage an uns selbst lautet dieses Jahr also: Was haben wir erstrebt, getan und erreicht, auch dank der Hilfe unserer Mitglieder und Unterstützer*innen? Welche Perspektiven haben wir eröffnet, welche Menschen haben wir zum Sprechen ermutigt oder zu Wort kommen lassen, welche Blickwinkel konnten wir vermitteln?
Worum es in diesem Jahresrückblick geht:
Wichtige Neuerungen im Jahr 2018
Verein und Fusion mit LIQA e.V.
Magazin
Veranstaltungen
Wichtige Neuerungen im Jahr 2018
Wie bereits im vorigen Jahr angekündigt, konnten wir 2018 unsere neue und mit Spannung erwartete neue Webseite freischalten. Viele Stunden unbezahlter Fleißarbeit haben Vereinsmitglieder in das Projekt gesteckt und wir finden, dass es sich absolut gelohnt hat.
Das Ende vergangenen Jahres eingeführte interne Kommunikationstool “Slack” hat sich als erfolgreiche Neuerung in diesem Jahr etabliert. Der Verein kann damit transparenter und inklusiver arbeiten, seine Aktivitäten übersichtlicher planen und neue Aktive schneller einbinden.
Zur Mitte des Jahres durften wir Julia Nowecki als neue, engagierte und ideenreiche Blogkoordinatorin begrüßen. Sie löst damit den mit großer Dankbarkeit verabschiedeten Bodo Weissenborn in seiner langjährigen Position ab.
Bei unserem Jahrestreffen im August 2018 wurde ein neuer Vorstand gewählt, der — insbesondere mit Blick auf den Fusionsprozess mit LIQA e.V. — sowohl altbekannte als auch neue Gesichter einschließt. Mit dem beschlossen Ziel, den postkolonialen Diskurs in der deutschsprachigen Medienlandschaft und Bildungsarbeit voranzutreiben, wurden bei unserem Treffen konkrete Schritte für die Fusion und Vereinsarbeit beschlossen.
Weitere Ausführungen zum Fusionsprozess, zum Online-Magazin und Bildungsarbeit findet Ihr in den folgenden Absätzen.
Im Namen des ganzen Vereins danken wir allen Mitgliedern und Unterstützer*innen, den Magazin- und Veranstaltungs-Teams, den Autor*innen und Referent*innen, all jenen, die durch ihr Engagement den Fusionsprozess mitgestalten und mittragen.
Wir wünschen euch einen guten Rutsch in ein neues Jahr voller Gesundheit und Tatendrang, viel Mut für das Neue und Kreativität es umzusetzen und die Wege schöpferisch zu pflastern.
Eure Ayşe, Bodo, Daniel, Ksenia, Laura, Sören
Vorstand Alsharq e.V.
Verein und Fusion mit LIQA
Zum Jahresende 2018 zählt der Verein 116 Mitglieder und Fördermitglieder (30 Mitglieder, 86 Fördermitglieder); insgesamt sind das fünf mehr als im Vorjahr. Wir wollen unbedingt weiter wachsen! Deshalb ist jede*r herzlich eingeladen, im Verein aktiv mitzuwirken (Ansprechperson ist Ayşe Çelik [email protected]), uns finanziell zu unterstützen oder auch eine Mitgliedschaft zu verschenken.
Die finanzielle Situation des Vereins ist zum Jahresende erfreulich. Zwar schließen wir das Jahr voraussichtlich mit einem kleinen Verlust ab, hatten dies jedoch angesichts der Investition in die neue Webseite auch langfristig mit eingeplant und entsprechende Rücklagen gebildet. Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden wurden auch in diesem Jahr, abgesehen von den Ausgaben für die neue Webseite, größtenteils für unsere Blog-Koordinationsstelle verwendet (einschließlich Lohnnebenkosten ein Posten von über 6.000 Euro jährlich). Darüber hinaus wurde mit den Einnahmen unser jährliches Treffen finanziert, das in diesem Jahr auf einem Bauernhof im brandenburgischen Jüterbog stattfand. Eine insbesondere für Veranstaltungen dringend benötigte Vereins-Haftpflichtversicherung wurde abgeschlossen, die einen weiteren laufenden Kostenpunkt bildet. Auch hatten wir zusätzliche Verwaltungskosten (Buchhaltungssoftware u.ä.) zu tragen.
Zur Fusion mit LIQA gibt es einige Neuigkeiten:
Seit den Vorstandswahlen im Sommer sind neben den von der vorherigen Besetzung bekannten Gesichtern Bodo Weissenborn, Daniel Walter und Laura Overmeyer auch Ayşe Çelik und Ksenia Ilinskaya (beide ebenfalls im Vorstand von LIQA) sowie Sören Faika vertreten. Tobias Pietsch wurde nach langjährigem Engagement im Alsharq-Vorstand verabschiedet. Die Aufgabenverteilung im aktuellen Vorstand ist wie folgt:
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Ayşe Çelik: Vorstandsvorsitz
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Ksenia Ilinskaya: Finanzen
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Bodo Weissenborn: Mitgliederbetreuung
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Daniel Walter: Öffentlichkeitsarbeit
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Laura Overmeyer: Community Management
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Sören Faika: Betreuung des Fusionsprozesses
Konkrete Schritte, welche auf dem Summit 2018 zum Fusionsprozess mit LIQA beschlossen und in diesem Jahr angegangen wurden, beinhalten u.a. das Verfassen eines Selbstverständnisses sowie den neuen Namen des Vereins und das entsprechende Logo bzw. Corporate Identity.
All diese Punkte werden wir im Rahmen der Mitgliederversammlung im Januar 2019 final beschließen und anschließend publik machen.
Magazin
Kommen wir zum Herzstück unserer Arbeit: Dem Online-Magazin www.alsharq.de. Ja, wir sagen mittlerweile Magazin, denn spätestens mit dem Relaunch diesen Sommer haben wir uns auch optisch in eine Richtung entwickelt, bei der man einfach nicht mehr von „Blog” sprechen kann. Der Relaunch war auch eins von zwei großen Projekten, die vor und hinter den Kulissen unsere Arbeit dieses Jahr stark geprägt haben. Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis und danken allen, die über einen Zeitraum von fast zwei Jahren intensiv dieses Thema vorangetrieben haben — und natürlich den Fördermitgliedern und Spender*innen, ohne deren Unterstützung wir das Projekt nie hätten stemmen können!
Das zweite oben bereits erwähnte Projekt war die Neubesetzung der Blog-Koordinationsstelle. Nachdem Bodo Weissenborn, fast zwei Jahre lang Blog-Koordinator, zu Mitte des Jahres die Stelle aufgab, sind wir sehr froh, mit Julia Nowecki umgehend eine sehr engagierte und kompetente Person gefunden zu haben, die seither die Fäden hinter dem Online-Magazin zusammen hält.
Insgesamt sind im Jahr 2018 knapp 150 Beiträge erschienen. Inhaltlich haben uns leider oft sehr bedrückende Themen beschäftigt — die Kämpfe in Syrien um Ost-Ghouta und Afrin zu Jahresbeginn, Wahlen in Ägypten, im Libanon, in der Türkei, in Pakistan, in Israel und Bahrain, der Krieg im Jemen, Trumps Aufkündigung des Atomabkommens mit Iran oder die Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashogghi.
Aber wir haben auch viel Neues versucht: So haben wir die Kolumne „Des:orientierungen” etabliert, in der ein festes Team von acht Kolumnist*innen immer Freitags aktuelle Ereignisse kommentiert oder Entwicklungen einordnet. Zudem ist unsere Reihe „Re:zension” an den Start gegangen, in der wir immer zum 1. eines Monats (und manchmal auch häufiger) ein neu erschienenes Buch zu Westasien und Nordafrika besprechen. Ein Novum war außerdem, dass wir im Frühjahr für das Hamburger Kunst-Festival „Wundern über tanawo” die Medienpartnerschaft übernommen haben. Alle Beiträge dazu könnt Ihr hier nachlesen.
Wir haben in diesem Jahr auch mehrere Serien veröffentlicht: unter anderem „Tschüss ya biladi, hallo Gorba”, in der junge Ägypter*innen von ihren Träumen und Erfahrungen zum Thema Migration erzählen. In einem Dossier haben wir die Ergebnisse unserer Konferenz „Connecting Resistances: Emancipatory Activism in West Asia, North Africa, and Germany” zusammengetragen. Außerdem ging die Serie „Nach dem Scheitern von Oslo” in die zweite Runde, sie wird in den kommenden Wochen um weitere Beiträge ergänzt. Auch die Serie „Erinnerungskultur und Kontinuitäten - 30 Jahre Ende des Iran-Irak-Kriegs”, in der wir der Geschichte und den Nachwirkungen des 8-jährigen Krieges nachspüren wollen, ging 2018 online und wird uns noch ins Jahr 2019 hinein begleiten.
Veranstaltungen
Das Veranstaltungsjahr 2018 war für Alsharq ein Besonderes. 19 Veranstaltungen in vier Ländern haben wir durchgeführt, mehr als je zuvor. Dabei haben wir ein Publikum von rund 600 Menschen erreicht. Und gemeinsam mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung haben wir eine mehrtägige Konferenz mit internationalen Teilnehmer*innen in Berlin organisiert und durchgeführt.
Sowohl inhaltlich als auch methodisch spiegelte sich dabei die Vielfalt unserer Arbeit wider. In Vorträgen bei Stadtführungen, in Filmvorführungen oder Planspielen war es unser Versuch, Themen rund um Westasien, Nordafrika und Europa einem breiten Publikum näherzubringen.
Unsere Partner umfassten dabei unter anderem: die Rosa-Luxemburg-Stiftung, Hometown Hannover, die Heinrich-Böll-Stiftung, die Stiftung Wissenschaft und Politik sowie die Freie und die Technische Universität Berlin. Ihnen allen gebührt unser Dank für die Unterstützung.
Die eingangs angesprochene Konferenz „Connecting Resistances” war in vielerlei Hinsicht das Herzstück dieses Veranstaltungsjahrs. Thema der mehrtägigen Tagung waren die unterschiedlichen Kämpfe von gesellschaftlichen Bewegungen in Westasien und Nordafrika.
Im kommenden Jahr wollen wir die Kooperationen mit all diesen Partnern weiter ausbauen. Definitiv stattfinden wird eine mehrteilige Reihe zum Thema „Fokus 1979: Neue Perspektiven auf ein Jahr voller epochaler Umbrüche” in Kooperation mit dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung. Ferner wollen wir unsere Zusammenarbeit mit Universitäten weiter ausbauen und gezielt Studierende relevanter Fachrichtungen im Sinne des Vereins ansprechen.
6. Februar 2018: „Casablancas Urban Renewal”.
Teil 5 (zusätzlich) der Reihe „Der Urbane Nahe und Mittlere Osten”, Berlin
In Kooperation mit dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung
Der Vortrag ging zunächst auf die historische Entwicklung Casablancas ein und porträtierte vor allem die Stadtentwicklung in vermeintlich marginalisierten Vierteln. Er zeigte auf, inwieweit die französische Kolonialherrschaft sowie Protest und Rebellion die Stadtplanung in diesen Vierteln maßgeblich geprägt haben bzw. weiterhin prägen und erklärte die Grundzüge von Rachik’s Urbanisme de l’Urgence.
Referent: Raffael Baier (Ruhr-Universität Bochum)
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28. März 2018: Filmscreening „The Art of Moving”,
Kooperation mit Hometown Hannover, Kino am Raschplatz, Hannover
Vier syrische Freunde haben sich zu der Video-Gruppe „Daya Al-Taseh“ zusammengeschlossen und produzieren und veröffentlichen satirische Anti-IS-Videos in Gaziantep, einer Stadt im Südosten der Türkei, nahe der syrischen Grenze. Trotz täglicher Drohungen und der Herausforderungen ein möglichst unauffälliges Leben zu führen, verliert die Gruppe nicht den Humor, um ihre gefährliche Arbeit fortzuführen. Nachdem die Drohungen von offensichtlichen IS-Unterstützern in der Türkei konkreter wurden, zieht die Gruppe nach Istanbul. Sie hoffen, dort besser arbeiten zu können und etwas größeres aufzubauen — eine satirische Nachrichtensendung, die in einem syrischen Sender ausgestrahlt werden soll. Doch unerwartete Ereignisse in einer immer unsicherer werdenden Türkei zwingen jeden einzelnen von ihnen, Fragen nach Sicherheit und Freundschaft neu zu stellen. Sie müssen entscheiden, wie und wo sie ihre Arbeit weitermachen wollen.
Daniel Walter (Alsharq e.V.) führte im Anschluss an den Film das Gespräch mit Liliana Marinho de Sousa (Buch und Regie).
Link zur Veranstaltung
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9. April 2018: Formen des zivilgesellschaftlichen Aktivismus in Iran und Syrien
Auf Einladung der Jungen Generation in der SPÖ, Wien
In Ländern wie Syrien oder Iran nutzt die Zivilgesellschaft Räume, um ökologische Probleme anzugehen: So sind in Syrien Formen lokaler Landwirtschaft im Sinne von Nahrungssouveränität ein Mittel, um nachhaltigen Wiederaufbau innerhalb solidarischer Strukturen zu schaffen. In Iran ist es nicht nur die Regierung, die im Rahmen internationaler Programme Lösungen für Wassermangel und andere Umweltprobleme sucht — auch gesellschaftliche Initiativen wirken hier seit Jahren mit. Mit zwei Impulsvorträgen und anschließender Diskussion haben Ansar Jasim und Daniel Walter (beide von Alsharq e.V.) lokale und regionale Problemfelder und Handlungsstrategien aufgezeigt.
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26. April 2018: „A Force for Change”
in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung, Beirut
„Civilian Movements in Times of Conflict" — darum ging es bei einer Diskussionsrunde in Beirut mit Aktivist*innen aus Syrien und dem Libanon, die Sharqist Bodo Weissenborn (ehemals Straub) auf Einladung der Heinrich-Böll-Stiftung moderierte.
Mehr Infos zur Veranstaltung bei Alsharq und auf Facebook.
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6. Juni 2018: Berichterstattung zu Tunesien in deutschen Öffentlichkeiten.
Teil 1 einer dreiteiligen Reihe zu deutschsprachiger Berichterstattung rund um Themen zu Westasien und Nordafrika.
In Kooperation mit dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin
Tunesien gilt als erstes Land der Arabischen Aufstände von 2010/2011, welche in den Medien rasch als „Facebook Revolution” geframed wurden, weil junge Menschen mittels neuer Technologien für Freiheit kämpften. Seither gilt der politische Prozess als Vorbild. Der Vortrag diskutiert insbesondere, wie dabei auch Geschlechterpolitiken das „moderne“ Bild des Landes in der medialen Darstellung machtvoll präg(t)en. Der Fokus auf Technologien und identitätspolitische Themen verdrängen allerdings schnell Forderungen nach „Arbeit, Freiheit und Würde“, welche 2011 auch in anderen Bewegungen global gespiegelt wurden.
In diesem Kontext wurden aktuelle Frauenproteste von 2017 aus dem Inneren Tunesiens, die sich gegen verschiedene Unterdrückungsstrukturen gleichzeitig richten und bisher nur wenig Öffentlichkeit herstellen konnten, vorgestellt.
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21. Juni 2018: "Sex, Safety and the City"
Teil 2 der dreiteiligen Reihe zu deutschsprachiger Berichterstattung rund um Themen zu Westasien und Nordafrika, in Kooperation mit dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin
Die Stadt und ihre urbanen Mythen agieren bei den Auseinandersetzungen um sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum als ein zentraler Schauplatz von Kämpfen um Begriffe, Rechte und Repräsentation. Inwiefern verschleiern sentimentale Lesarten von unschuldigen Opfern Klassengegensätze und menschliches Leid? Wie kann ein Schutz vor sexualisierter Gewalt gegen Frauen geschaffen werden, der nicht an Verschärfungen des Aufenthalt- und Asylrechts gebunden ist? Wer hat ein Recht auf die Stadt und ihre Möglichkeits- und Entfaltungsräume?
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14. Juli 2018: Diskussion mit Studierenden des Masterstudiengangs „Islamwissenschaft” der Freien Universität Berlin zu Wissensproduktion und journalistischer Praxis in den Themenbereichen Islam, Westasien und Nordafrika, Berlin
Amina Nolte und Daniel Walter (Alsharq e.V.) diskutierten auf Einladung von Prof. Schirin Amir-Moazami über Wissensproduktion und journalistischer Praxis zu Themen rund um Islam, Westasien und Nordafrika. Zwischenfazit: Progressivere Themensetzung, diversere Redaktionen und weniger Exotisierung wären Schritte, um die Berichterstattung zu verbessern — dies gilt natürlich auch für das Magazin und die Bildungsarbeit von Alsharq und wir versuchen, dies stetig weiter voranzutreiben.
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27. Juni 2018: Stadttour durch Kreuzberg mit einer Gruppe internationaler Studierender des Masterstudiengangs „Urban Development” der Technischen Universität Campus El Gouna, Berlin
Daniel Walter und Julia Bar-Tal (Alsharq e.V.) gingen gemeinsam mit den Studierenden den Fragen nach den Veränderungen durch 300 Jahre Migrationsgeschichte sowie der Gentrifizierungsdynamiken der letzten rund 15 Jahre nach. Im Gespräch mit gesellschaftlichen Initiativen bekamen die Studierenden aus Ägypten, Indien und Russland Einblicke, wie sich Berliner Bürger*innen gegen Verdrängung und steigende Mieten zu wehren versuchen.
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13.-14. September 2018: Seminar im Rahmen des Internationalen Parlamentsstipendiums (IPS) für arabische Studierende, Berlin
Auf dem zweitägigen Seminar gestalteten Ansar Jasim, Iskandar Abdallah und Christoph Dinkelaker (Alsharq e.V.) gemeinsam ein Programm rund um zivilgesellschaftliches Engagement und Erinnerungskultur.
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1. Oktober 2018: Paneldiskussion „Connecting Resistances”
in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Aquarium am Südblock, Berlin
Weltweit erleben wir das Aufkommen von rechten Parteien und Bewegungen. Während Europa und die Vereinigten Staaten mit dieser vermeintlich neuen Entwicklung konfrontieren, sind Autoritarismus und Nationalismus in den meisten Teilen der Welt nichts Neues.
Die Wiederherstellung des Autoritarismus folgt auf jahrelange Aufwallungen und Proteste weltweit. Die Occupy Bewegung, die Proteste im Gezi-Park sowie die Revolutionen und Aufstände in vielen Ländern Nordafrikas und Westasiens sind eindrucksvolle Beispiele dafür, wie Menschen ihren Widerstand gegen soziale Ungerechtigkeiten und repressive Regime zum Ausdruck bringen. Vor allem in den Ländern des Globalen Südens wurden diese Proteste jedoch oft mit Gewalt unterdrückt.
Wie sind diese Kämpfe miteinander verknüpft? Was sind die gemeinsamen Herausforderungen, vor denen die emanzipatorische Politik über nationale Grenzen hinweg steht? Während der Podiumsdiskussion wollten wir diese und andere Fragen beantworten und an der Formulierung neuer Formen der internationalen Solidarität arbeiten.
Das Event knüpfte an die Diskussionen und Erkenntnisse einer Konferenz mit rund 50 Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen an, die am Wochenende zuvor stattgefunden hatte. Sie alle kamen aus verschiedenen Ländern Westasiens, Nordafrikas und Europas in jenem offenen Raum für fruchtbare Diskussionen und Austausch zusammen. Gemeinsam mit Expert*innen aus Wissenschaft, Medien und Politik hat dieses einzigartige Forum neue Erkenntnisse über die gemeinsamen Bemühungen und Kämpfe unserer Zeit geliefert.
Podiumsteilnehmer*innen:
- Angela Joya (University of Oregon)
- Nadje Al-Ali (SOAS, University of London)
- Saeed al-Batal (Filmemacher und Aktivist aus Syrien)
- Nizar Hassan (Aktivistin aus Beirut)
Video der Veranstaltung | Link zur Veranstaltung
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6. November 2018: Vortrag „Power Relations Gaza”
in Kooperation mit Stiftung Leben & Umwelt, Niedersachsen, und der Palästina Initiative, Hannover
Vortragsabend zu politischen Machtstrukturen und zivilgesellschaftlichen Initiativen mit: Ahmed Sukker aus Gaza-Stadt, Research Fellow am „Zentrum Moderner Orient” und Fidaa Zaanin, Akademikerin und Aktivistin aus Gaza-Stadt
Moderation: Christoph Dinkelaker (Alsharq e.V.)
Der Gazastreifen ist vor allem dann in den Medien, wenn der anhaltende asymmetrische Konflikt zwischen der israelischen Regierung und der Hamas in Gaza eskaliert. Dies geschieht in regelmäßigen Abständen. Seit der Machtübernahme der Hamas 2007 haben die Menschen in Gaza und Südisrael drei Kriege und zahlreiche militärische Scharmützel erlebt. Viel weniger ist bekannt über die Machtstrukturen innerhalb des Gazastreifens. Wer sind die entscheidenden Akteur*innen und wie verhalten sie sich zueinander?
Ahmed Sukker aus Gaza-Stadt, Research Fellow am Zentrum Moderner Orient, ist ein Kenner der wichtigsten Kräfte im Gazastreifen. Er gab in seinem Vortrag Einblicke in die Strategie und den Organisationsaufbau der dominanten Bewegungen Hamas, Fatah und Islamischer Jihad und ging dabei insbesondere auf die Dynamiken zwischen den Akteur*innen innerhalb der letzten drei Jahre ein.
Im zweiten Teil der Veranstaltung lag der Fokus auf der Rolle der Zivilgeselschaft im Gazastreifen; ein weiterer blinder Fleck der internationalen Öffentlichkeit. Die Akademikerin und Aktivistin Fidaa Zaanin aus Gaza-Stadt analysierte in ihrem Vortrag, wie sich — auch vor dem Hintergrund der israelischen Blockadepolitik — gesellschaftliche Strukturen durch die Herrschaft der Hamas verändert haben und wie viel Spielraum für zivilgesellschaftliche und insbesondere auch feministische Initiativen bleibt.
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8. November 2018: Workshop „Palestine after the Failure of Oslo: Challenges, Aspirations, International Support"
in Kooperation mit der Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin
Vor einem Jahr trafen sich mehrere Aktivist*innen aus Israel, Palästina und anderen Ländern Westasiens auf Einladung von Alsharq und der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin, um über gewaltfreie Wege aus der aktuellen Blockade im israelisch-palästinensischen Konflikt zu beraten. Die Ergebnisse waren damals in einer mehrteiligen Artikelserie auf dem Blog nachzulesen.
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10. November 2018: Planspiel zum Syrienkonflikt
in Kooperation mit CRISP e.V. und Hometown Hannover, Hannover
Eine Vielzahl an Konfliktlinien und -parteien mit sich verändernden und widersprüchlichen Interessen zeichnen den Syrienkonflikt aus. Die hoffnungsvolle Situation, als 2011 Menschen für ihre politischen Ambitionen und einer demokratischen Vision für Syrien, auf die Straße gegangen sind, hat sich schon längst in einen Konflikt gewandelt. Es hat sich eine komplexe Gemengelage von Akteur*innen und Interessen in dem Land entwickelt. Die Debatte zu Syrien wird in Deutschland meist durch die Folgen der Flucht nach Europa dominiert, die eigentlichen Fluchtursachen jedoch sind in den Hintergrund geraten.
Dies gilt insbesondere für mögliche Lösungen, die dringend notwendig sind, jedoch kaum thematisiert werden. Die Teilnehmenden des Planspiels hatten die sehr herausfordernde Aufgabe, die vielzähligen Akteur*innen und deren Interessen zu verstehen. Das Planspiel thematisierte Konfliktdynamiken und mögliche Friedensabkommen für den Syrienkrieg.
Referent*innen: Ansar Jasim (Alsharq e. V.) und Nathalie Rücker (CRISP e.V.)
Link zur Veranstaltung
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13. November 2018: „Roni Keidar: Gaza und Sderot, Leben beiderseits der Grenze”
in Kooperation mit Stiftung Leben & Umwelt, Hannover
Roni Keidar ist eine Aktivistin der Organisation „Kol Acher” (dt.: die andere Stimme), die im Grenzgebiet der Gaza-Sderot-Region arbeitet. Sie sprach über ihre Lebenserfahrungen und wie diese sie zur Friedensaktivistin und Kämpferin für die Menschenrechte formten. Sie bezog sich dabei auf die Situation und die Erfahrungen auf beiden Seiten der Grenze, in Israel wie in Gaza. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Reihe „70 Jahre Menschenrechte. Wir schauen genau hin!” des Bündnisses „Menschenrechte grenzenlos" Hannover statt.
Moderation: Christoph Dinkelaker (Alsharq e.V.)
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19. November 2019: „Gelebte Realität am Gaza-Streifen: Kompromisse – trotz allem?”
in Kooperation mit dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung
Teil 3 der Reihe „Von Pulverfässern und Glaubenskriegen”
Wenige Tage nach ihrem Auftritt in Hannover sprach Roni Keidar auch in Berlin über Raketenalarm, Raketeneinschläge, Bunkervorrichtungen aller Orten auf „ihrer” Seite, Rauchwolken und Zerstörung nach israelischen Luftangriffen auf der palästinensischen Seite der Mauer.
Neben den grenzübergreifenden Aktivitäten von „Kol Acher” ging sie auch darauf ein, welche Rolle die Medien in diesem Konflikt spielen.
Moderation: Tobias Pietsch (Alsharq e.V.)
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28. November 2018: „In Her Footsteps — Screening und Gespräch mit der Regisseurin Rana Abu Freiha”
in Kooperation mit Hometown Hannover, Hannover
Eines nachts, Hals über Kopf, verlassen die Eltern von Rana Abu Fraiha ihr Haus im Beduinen Dorf Tal-a-Sabeh. Von da an lebt die Familie in Omer, einer jüdischen und bürgerlichen Kleinstadt, nur fünf Kilometer entfernt vom ehemaligen Zuhause. Ranas Mutter, die an Brustkrebs erkrankt, möchte in Omer beigesetzt werden. Doch wo können muslimische Bürger*innen in einer Stadt in der es nur jüdische Friedhöfe gibt, ihre letzte Ruhe finden?
Der Film zeigte die Zerrissenheit einer Familie, zwischen religiösen und kulturellen Regeln und dem persönlichen Wünschen, blickte auf Themen wie weibliche Identität und die Bedeutung von Heimat und Nationalität.
Moderation: Christoph Dinkelaker (Alsharq e.V.)
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2. Dezember 2018: Stadtrundgang mit Hometown Hannover: „Wer gestaltet Kreuzberg?”
Berlin-Kreuzberg
Seit dem Fall der Berliner Mauer hat sich der Stadtteil Kreuzberg rasend schnell verändert. Was einst die „Front” im Kalten Krieg darstellte, ist heute einer der Hauptschauplätze des Kampfes um bezahlbaren Wohnraum und eine inklusive Stadtgestaltung. Während dieser Tour widmeten wir uns verschiedenen Themen: Der Vergangenheit und Gegenwart einer geteilten Stadt, den Auswirkungen von Stadtentwicklung und Firmeninvestitionen; sozialen Initiativen und Hausbesetzerszene; ökologischen Projekten sowie immer auch der Frage: Welche Rolle spielte und spielt Migration für die Entstehung Kreuzbergs? Letztendlich: Wer gestaltet Kreuzberg?
Leitung: Daniel Walter (Alsharq e.V.)
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7. Dezember: „A Feeeling Greater Than Love — Screening und Gespräch mit der Regisseuring Mary Jirmanus Saba”
in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung
Der Dokumentarfilm ist ein sozialer und politischer Kommentar zu den Kämpfen der militanten Arbeiterbewegung in den frühen 1970er Jahren im Libanon. Sie konzentriert sich auf zwei Streiks, die während dieses Konflikts (und des Bürgerkrieges im Libanon) stattfanden. Einer davon ist ein Protest der Tabakbauern, bei dem eine junge Frau getötet wird, und der andere ein Protest der Arbeiter in einer Schokoladenfabrik. Keines dieser beiden Ereignisse ist Teil des kollektiven Gedächtnisses der modernen libanesischen Gesellschaft, das durch das Trauma des Bürgerkriegs gelöscht wurde.
In ihrem Film „A Feeling Greater Than Love” (Shu'our akbar min el hob) stellte Mary Jirmanus Sabas wichtige Fragen zu den Möglichkeiten von Revolution und Kino und verglich die Vergangenheit mit der Gegenwart.
Moderation: Tanja Tabbara (Rosa-Luxemburg-Stiftung)
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13. Dezember 2018: „Widening the niche: How can we translate postcolonial critique into mainstream discourse?”
Seminar im Rahmen der Edward Said Lecture Series im Masterstudiengang „Islamwissenschaft” der FU Berlin, Berlin
Johannes Gunesch und Daniel Walter diskutierten auf Einladung von Prof. Schirin Amir-Moazami über Wissensproduktion und journalistischer Praxis zu Themen rund um Islam, Westasien und Nordafrika.
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Soweit die Infos über unser Jahr 2018.
Wenn Ihr Fragen habt oder Euch aktiv einbringen wollt, schreibt uns gerne an [email protected]! Dieser Rückblick darf natürlich sehr gerne an Interessierte weitergeleitet werden.
Für den Newsletter anmelden kann man sich übrigens ganz einfach: unten auf der Alsharq-Startseite.
Alle Infos zu unserem Verein gibt es auf www.alsharq.de/verein.
Neben regelmäßigen Mitgliedsbeiträgen freuen wir uns auch über Spenden. Weil Alsharq e.V. ein gemeinnütziger Verein ist, könnt Ihr Spenden - wie auch die Mitgliedsbeiträge - steuerlich geltend machen.
Unsere Bankverbindung:
Alsharq e.V.
IBAN - DE85 4306 0967 1177 8408 00
BIC - GENODEM1GLS
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Wir wünschen allen Unterstützer*innen, Autor*innen, Referent*innen, Leser*innen und sonstigen Interessierten ein frohes neues Jahr!