Der Begriff „Essentialisierung“ beschreibt die Vorstellung, dass Menschen oder eine Kultur feste Merkmale besitzen. Diese sind, so die Vorstellung, naturgegeben, und damit nicht veränderbar. Das Gegenstück ist Konstruktivismus – dieser konzipiert menschliche Eigenschaften und Kultur als ein Produkt aus Normen, Werten und insbesondere Machtbeziehungen.
Orientalistische Vorstellungen von WANA basieren auf einer Essentialisierung: Beispielsweise werden Ereignisse vereinfacht mit Kultur oder Religion erklärt, während Hintergründe ausgeblendet werden. Die koloniale Vergangenheit und Gegenwart spielt für die gesellschaftliche Realität in WANA eine fundamentale Rolle, welche Essentialisierungen aber fast immer ignorieren.
So werden beispielsweise autoritäre Regime in WANA aus europäischer Perspektive damit erklärt, dass das „dort halt so ist“. Kolonialgeschichte oder aber auch die Unterstützung von Diktaturen durch europäische Staaten werden ignoriert, und stattdessen den Menschen eine Essenz – in diesem Fall den Hang zum Autoritarismus – zugeschrieben.