Was ist das Problem am Begriff „Menschen eine Stimme geben“? Nicht alle gesellschaftlichen Gruppen und Perspektiven sind in der Öffentlichkeit gleich sichtbar. Teilweise gibt es daher das Bestreben, anderen „Menschen eine Stimme zu geben“. Dieser Begriff, oft gut gemeint, macht aber die Gründe für die fehlende Sichtbarkeit unsichtbar und ist daher unpassend.
Das eigentliche Problem heißt Marginalisierung: Mehrfach diskriminierte Gruppen sind in der Öffentlichkeit häufig kaum sichtbar. Ihnen fehlt die Diskursmacht, um selbstbestimmt ihre Perspektiven einzubringen, und dabei auch in ihrem Sinne verstanden zu werden. Das Problem ist also nicht eine fehlende Stimme, sondern ein ungleicher Zugang zu gesellschaftlicher Macht.
Die Idee, „Menschen eine Stimme geben“ ignoriert diese Machtasymmetrie und stellt die Personen, die für die Marginalisierten sprechen, als Retter:innen dar. Besser ist es, marginalisierten Personen selbst die Bühne zu geben, um selbstbestimmt zu sprechen.