Trotz der gesicherten Einnahmen durch Rohöl-Exporte gerät Irans Wirtschaft im Zuge des Atomkonflikts mit der internationalen Staatengemeinschaft immer weiter unter Druck. Nach der Einschätzung von Ökonomen und Analysten muss besonders der private Sektor, auf den die Regierung in Teherans seine Hoffnungen bezüglich der Bekämpfung der Jugendarbeitsolsigkeit gesetzt hatte mit zum Teil erheblichen Einbußen rechnen.
Westliche Investoren würden durch den kompromisslosen Kurs und die agressive Rhetorik von Staatspräsident Mahmud Ahmedinejad abgeschreckt. "Investoren müssen sich sicher fühlen, aber jetzt gibt es große Besorgnis wegen des Nuklearprogramms", erklärte ein Broker der Teheraner Börse gegenüber AFP. "In den letzten Wochen gab es bereits einen konstanten Abwärtstrend. Der Markt reagiert mit Sorge auf den Atomkonflikt. Die Vorlage des Falls vor den UN-Sicherheitsrat wird ein weiterer Schock für den Markt werden."
Auch Iraner selbst scheuen sich davor ihr Geld im eigenen Land langfristig, etwa in Immobilien, anzulegen. "Meine Kunden, die den Kauf von Häusern oder Land geplant hatten, haben ihre Käufe verschoben. Alle warten ab, wie sich der Streit um das Atomprogramm entwickeln wird, und halten zunächst ihr Geld zurück.", berichtet Ali Rahimi, Immobilienmakler aus Teheran.
Viele wohlhabende Iraner ziehen ihr Kapital aus der Heimat ab und legen es im sicheren Ausland, bevorzugt in den Vereinigten Arabischen Emiraten, an.
"Die Probleme um das Nuklearprogramm haben definitiv einen negativen Einfluss auf die Volkswirtschaft, besonders auf den Investmentbereich", erläutert Mehdi Sahraian, Universitätsprofessor und Wirtschaftsberater. "Die Regierung kann die entstandene Investitionslücke vielleicht schließen, aber sie kann das Vertrauen privater Investoren in den iranischen Markt nicht wiederherstellen. Und sollte es wirklich zu Sanktionen kommen, wird die Lage noch schlimmer."
06.02.2006
Iran: Wirtschaft leidet unter Konflikt um Atomprogramm