21.04.2023
So feierten Muslim:innen weltweit den Fastenmonat Ramadan 2023
Im ägyptischen Matariyya feiert die Nachbarschaft gemeinschaftlich das Fastenbrechen. Seite an Seite trinkt, speist und feiert die heitere Masse miteinander. Fotograf: Taha Abeed (Instagram @ tahaabeed)
Im ägyptischen Matariyya feiert die Nachbarschaft gemeinschaftlich das Fastenbrechen. Seite an Seite trinkt, speist und feiert die heitere Masse miteinander. Fotograf: Taha Abeed (Instagram @ tahaabeed)

Das islamische Fest Eid-al-Fitr leitet das Ende des Fastenmonats Ramadan ein. Eine besondere Zeit, in der für Gläubige die Gemeinschaft im Vordergrund steht. In unserer Bilderreihe zeigen wir Eindrücke aus verschiedenen WANA-Ländern.

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Für gläubige Muslim:innen in aller Welt ist der Fastenmonat Ramadan eine heilige Zeit. Er markiert den neunten Monat im islamischen Kalender, in der der Koran der Überlieferung nach vom Himmel herabgesandt wurde. Der heilige Monat beginnt und endet mit dem Erscheinen des Halbmondes. 2023 wurde der Fastenmonat vom 23. März bis zum 21. April gefeiert, je nach Land können die Daten leicht variieren.

Die Zeit des Ramadans gilt als Zeit der Besinnung auf das Wesentliche, es wird an arme und kranke Menschen gedacht und Dankbarkeit sowie Wohltätigkeit praktiziert. Die Gemeinschaft steht in dieser Zeit im Vordergrund, daher verbringen viele Muslim:innen sowohl Suhur (das letzte Mahl vor dem Sonnenaufgang), als auch Iftar (das Fastenbrechen nach dem Sonnenuntergang) im Kreise von Familie, Nachbar:innen und Freund:innen. In der Nachbarschaft bringt man sich Essen und Süßspeisen vorbei und speist mal zuhause, mal im Restaurant miteinander.

Nach dem Iftar-Essen gehen viele Gläubige zunächst zum Gebet in die Moschee und danach häufig noch in die Stadt, denn die Atmosphäre auf den Straßen der muslimisch geprägten Teile Westasiens und Nordafrikas ist zu dieser Zeit spektakulär. Zum dreitägigen Eid-al-Fitr („Fest des Fastenbrechens“), welches das Ende des Fastenmonats symbolisiert, zeigen wir Eindrücke, wie der Monat Ramadan in verschiedenen Teilen der Region gefeiert wurde.

Kabul, Afghanistan

Eine Straße in der afghanischen Provinz Kabul; Die Menschen verabreden sich nach dem Fastenbrechen für einen Snack; Foto von Mohammad Asghar Rahimi (Instagram @haji_aimal1)

In der Provinz Kabul, dem Zentrum Afghanistans, gehen die Menschen nach dem Fastenbrechen mit Freund:innen und Familie nach draußen, um ein wenig Zeit zusammen zu verbringen. Gemeinsam holt man sich einen Snack oder ein Glas Saft. Die Kinder freuen sich natürlich ganz besonders über eine Kugel Eis.

Die Kinder bekommen an einem kleinen Stand auf der Straße ein Eis; Foto von Mohammad Asghar Rahimi (Instagram @haji_aimal1)

Beirut, Libanon

Freund*innen treffen sich im Bezirk Aschrafiyya zu einem gemeinsamen Iftar-Essen; Foto von Lilas Kotob

In dem Bezirk Aschrafiyya, der in der libanesischen Hauptstadt Beirut liegt, wohnen überwiegend Christ:innen. Daher ist Ramadan dort auf den Straßen nicht besonders sichtbar: Es gibt weder Dekorationen, noch Feiern oder Iftar-Angebote in den Restaurants. Die muslimischen Bürger:innen, die dort leben, genießen daher das Fastenbrechen zuhause und verbringen dort einen geselligen Abend zusammen.

Das Gleiche gilt für den Stadtteil Mar Mikhael im Bezirk Medawar, auch diese Gegend ist eher christlich geprägt. In den Restaurants in Beirut gibt es insgesamt wenig Iftar-Angebote, berichtet dis:orient-Mitglied Elena Athina Mieslinger, die derzeit in Beirut lebt. Viele bestellten vielmehr ihr Essen bei den Restaurants und holten es sich eine Dreiviertelstunde vor dem Fastenbrechen ab, erklärt sie.

Von der Dachterrasse aus sieht man sich im Stadtteil Mar Mikhael in Beirut den Sonnenuntergang an; Foto von Elena Athina Mieslinger (Instagram @elena_athina)

Elena feierte Iftar gemeinsam mit einem syrischen Freund und seiner Familie, die aufgrund des Erdbebens in Syrien erst zwei Wochen zuvor nach Beirut geflüchtet war. Man traf sich ein wenig früher und bereitete das Essen zusammen vor, die Gäste brachten die Süßspeisen mit. „Danach haben wir uns auf der Dachterrasse gemeinsam den Sonnenuntergang angesehen, ehe wir um 19:10 Uhr angefangen haben zu essen.“

Familie und Freund*innen nehmen in der Nachbarschaft von Mar Mikhael am Tisch platz; Foto von Elena Athina Mieslinger (Instagram @elena_athina)

Matariyya, Ägypten

Die Nachbarschaft im ägyptischen Matariyya feiert draußen zusammen Iftar; Von den Balkonen aus schauen sich Anwohner*innen das bunte Treiben an; Foto von Taha Abeed (Instagram @ tahaabeed)

Die Nachbarschaft in Matariyya, das nördlich von Ägyptens Hauptstadt Kairo liegt, begeht das Fastenbrechen einmal jährlich zusammen mit einem großen Straßenfest. Fotograf Taha Abeed, der die Eindrücke des Fests auf seinem Instagram-Kanal teilte, schrieb dazu: „Mit Tellern voller köstlicher Speisen und Herzen voller Dankbarkeit feierten wir diesen gesegneten Monat mit Freude und in Gemeinschaft.“

Die Straßen der Nachbarschaft sind mit bunten Luftballons, Girlanden und Lichterketten dekoriert und sorgen für eine unverwechselbare Stimmung; Foto von Taha Abeed (Instagram @ tahaabeed)

Die gesamte Nachbarschaft wird für diesen Anlass mit Lichterketten, Girlanden und bunten Luftballons geschmückt. Anwohner treten auf ihre Balkone oder schauen aus den Fenstern, um die feiernde Masse zu beobachten. Beim gemeinsamen Fastenbrechen wird nicht nur gegessen und getrunken, sondern auch gesungen, getanzt und gefeiert, was das Zeug hält. Ein wahres Spektakel.

Hebron, Palästina

In der palästinensischen Stadt Hebron, die südlich von Jerusalem liegt, ist die Lage für Palästinenser:innen besonders schwierig. Viele Straßen der Innenstadt sind für Palästinenser:innen geschlossen, es gibt an jeder Ecke Checkpoints und zum Teil lauern Scharfschützen auf den Dächern, weil jüdische Siedler:innen in der alten Stadt in ehemaligen palästinensischen Häusern wohnen.

Shahd Ashour wohnt mit ihrer Familie in Hebron und zeigt einige Eindrücke ihres Iftar-Essen. Sie selbst erlebt den Monat Ramadan als bereichernde und Sinn stiftende Zeit: „Wir wachen auf, noch bevor die Sonne aufgeht und schlemmen ein köstliches Essen, bevor wir mit dem Fasten beginnen“, erklärt sie. „Den ganzen Tag über freue ich mich auf den Moment am Abend, an dem wieder alle Mitglieder der Familie gemeinsam am Tisch sitzen, um die leckeren Gerichte und himmlischen Desserts zu genießen.“ Der gemeinsame Besuch in der Moschee und das Lesen des Korans erinnerten die Familie Jahr für Jahr an das geistige Wachstum, das der Fastenmonat mit sich bringe und brächten ihre Familie enger zusammen.

Gegrillter Fisch, Salate und Suppen warten darauf, nach Sonnenuntergang verspeist zu werden; Foto von Shahd Ashour (Instagram @shahd_ashour8)

Auf dem reich gedeckten Tisch finden sich gegrillter Fisch und jede Menge Salate und Suppen. Aber auch Kufta (gewürzte Hackfleischbällchen, hier mit Tomaten belegt), Fatteh Bathenjan (frittiertes Brot oder frittierte Brotkrümel mit weißer Soße, Aubergine und darauf klein gehacktes Fleisch mit gerösteten Mandeln) und Katayef (kleine Pfannkuchen gefaltet und gefüllt mit Sahne oder Frischkäse) kommen bei der Familie zu Ramadan gerne auf den Tisch. Ihr Zuhause hat die Familie anlässlich des Fastenmonats liebevoll mit einer Lichterkette mit Halbmond und Sternen dekoriert.

Mit einer Lichterkette schmückt Schahds Familie ihr Haus passend zum Fastenmonat Ramadan; Foto von Shahd Ashour (Instagram @shahd_ashour8)

Nach dem gemeinsamen Fastenbrechen geht die Familie zum Gebet in die Moschee in ihrem Viertel.

Ein Mädchen sitzt in der Ibrahimi-Moschee; Foto von Shahd Ashour (Instagram @shahd_ashour8)

Das Foto zeigt die Innenräume des Frauenteils der Moschee.

Malakasa-Lager, nördlich von Athen, Griechenland

Für die geflüchteten Menschen im Malakasa-Lager nördlich von Athen wurden jeden Abend Halal-Mahlzeiten zubereitet; Dieses Bild zeigt das Fastenbrechen am elften April; Foto von Afghans Empowered und Generation Outside of Afghanistan

Die Hilfsorganisationen Afghans Empowered und Generation Outside of Afghanistan arbeiten in einer gemeinsamen Kampagne zusammen, um während des Ramadans Halal-Mahlzeiten für Flüchtlinge im griechischen Lager Malakasa, nördlich von Athen, anzubieten. „Unser Ziel war es, für jeden Abend des Ramadans ein Abendessen zu liefern“, erklärt Mursel Sabir, die Gründerin von Afghans Empowered.

Zubereitet wurden die Speisen von Freiwilligen der behelfsmäßigen Moschee im Malakasa-Lager. Die Flüchtlinge versammelten sich jeden Abend um das Leinentuch und brachen ihr Fasten mit einer Auswahl an Reis, Halal-Fleisch, Obst, Gemüse, Joghurt, Datteln und Wasser.

Auf unserem Instagram-Kanal zeigen wir weitere Bilder, die Einblicke in die Rituale einzelner Menschen rund um das Fastenbrechen und die Feierlichkeiten zu Ramadan einfangen.

 

 

 

Hanna ist seit 2023 Mitglied bei dis:orient. Sie hat Journalismus, Kommunikation und Medienwissenschaften studiert und arbeitet hauptberuflich als Redakteurin und Autorin. Bei dis:orient ist sie vor allem im Bereich Magazin tätig. Ihre Themenschwerpunkte sind Migration und Bildung.
Redigiert von Claire DT, Jana Treffler