01.04.2014
Saudi-Arabien: McDonald's wird Namenssponsor der Hajj
Ein "himmlischer" Coup - selbstverständlich "halal". Foto: Sean MacEntee (https://flic.kr/p/a7MozS), Lizenz CC by-2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/)
Ein "himmlischer" Coup - selbstverständlich "halal". Foto: Sean MacEntee (https://flic.kr/p/a7MozS), Lizenz CC by-2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/)

McDonald's sorgt mit einem Werbecoup für Aufsehen. Die Fast-Food-Kette aus den USA hat sich die Namensrechte an der islamischen Pilgerfahrt gesichert. In diesem Jahr werden Millionen Muslime zur „McDonald’s Hajj 1434“ nach Mekka pilgern. Die muslimische Welt und das Ausland reagieren empört.

In der Welt des Sports ist Namensponsoring längst an der Tagesordnung: Fußballvereine spielen seit Jahren in Stadien, die nach Versicherungen oder Autoherstellern benannt wurden, kämpfen in Ligen um Punkte, die den Namen von Banken oder Mobilfunkherstellern als Zusatz tragen.

Saudi-Arabien geht nun noch einen Schritt weiter: Das Königshaus hat die Namensrechte für die Pilgerfahrt nach Mekka in diesem Jahr für mehrere hundert Millionen Dollar an eine Fast-Food-Kette aus den USA verkauft. Offiziell wird die muslimische Pilgerfahrt im Oktober dieses Jahres „McDonald’s Hajj 1434“ heißen, teilte Religionsminister Majnun Al-Saud nach Angaben der Zeitung Al-Wajba al-Sar’iya am Dienstag in Riad mit. Die 1434 bezieht sich auf den islamischen Kalender.

Rund um die Stationen der Pilgerfahrt wird McDonald’s hunderte Schnellrestaurants in der saudi-arabischen Wüste errichten, um die Millionen Gläubigen kostenlos zu versorgen. Jeder Pilger habe Anspruch auf ein Supersize-Menü täglich – selbstverständlich „halal“ zubereitet. Aus Respekt vor dem heiligen Bezirk rund um die Kaaba sollen die Restaurants den Namen „Macca’s“ erhalten. Fotos dazu wurden bereits veröffentlicht.

Während der etwa eine Woche dauernden Hajj müssten alle anderen Fast-Food-Ketten ihre Filialen in Saudi-Arabien schließen, so sieht es der Vertrag zwischen Saudi-Arabien und McDonald’s vor. Möglicherweise wird diese Regelung auch auf andere Staaten des Golfkooperationsrats ausgeweitet. „Wir können die Präsenz anderer Schnellrestaurants auf dem heiligen Boden der arabischen Halbinsel nicht dulden“, zitierte die Zeitung Al-Wajba al-Sar’iya einen McDonald's-Sprecher. McDonald’s hofft auf steigende Bekanntheit und höhere Umsätze in Folge des Sponsorings der „McDonald’s Hajj 1434“.

"Nicht mit Hamburgern auf den Teufel werfen"

Scheich Abd al-Rahman al-Sudais, Imam der großen Moschee in Mekka, billigte den Deal in einem Rechtsgutachten. Er verbot es den Pilgern in seiner Fatwa jedoch ausdrücklich, während der rituellen Steinigung des Teufels bei der Hajj Hamburger statt Steine auf die Teufelssäule zu werfen.

International ist das Abkommen auf breite Kritik gestoßen. Russland verurteilt den Deal in einer ersten Reaktion als schweren Eingriff in die kulturelle Autonomie Saudi-Arabiens. Zuvor hatte die staatliche Fluglinie Aeroflot offenbar angeboten, hunderttausend Pilger kostenfrei nach Jeddah fliegen zu lassen. Dies lehnte das Königshaus jedoch ab.

Wegen des Scheiterns des Aeroflot-Deals hat der Kreml nun vorgeschlagen, die Muslime über ihren bevorzugten Sponsor abstimmen zu lassen. Zur Sicherung eines fairen Referendums sei Russland bereit, eine Flotte an den Persischen Golf zu verlegen. Auch die im syrischen Hafen Tartus stationierte Einheit könne dafür mobilgemacht werden.

Irans Führung zeigte sich ebenfalls erbost: Teheran warf dem Königshaus eine Verwestlichung der Hajj vor, mit der die Reinheit des Islams gefährdet werde. Dies sei für die iranischen Muslime absolut inakzeptabel und würde zu einer Spaltung der Umma führen, der Gemeinschaft der Gläubigen. Teheran forderte die Muslime in Iran auf, die Hajj aufzuschieben. Andere Pilgerorte in Iran wie Mashhad oder Qom seien schließlich ebenso von hoher Bedeutung.