Gestern hat die Organisation "Reporter ohne Grenzen" ihre jährliche Rangliste zur Lage der Pressefreiheit veröffentlicht. Diese dokumentiert deutliche Verbesserungen der Pressefreiheit besonders in den Ländern des Maghreb und der arabischen Halbinsel, zeigt aber auch deutliche Defizite in anderen Staaten auf.
Das am besten platzierte Land der Region in der Liste ist Israel auf Rang 50. Differenziert betrachtet wird jedoch das Verhalten israelischer Verantwortlicher außerhalb der eigenen Staatsgrenzen. Die israelische Armee behindere die Berichterstattung aus den besetzten Gebieten. Für diesen extra-territorialen Raum landet das Land auf Rang 135 und ist damit um eine Position schlechter platziert als die palästinensische Autonomiebehörde.
Der Libanon, traditionell das arabische Land in der Region mit der buntesten Presselandschaft fiel in den vergangen fünf Jahren dramatisch vom 56. auf den 107. Platz. Grund hierfür ist zum einen die Bombenserie gegen syrien-kritische Journalisten 2005 und zum anderen der Julikrieg zwischen Israel und der Hizbollah.
Erfreulich ist, dass mit Ausnahme Saudi-Arabiens und Jemen die Länder der arabischen Halbinsel ihre Position im Vergleich zum Vorjahr verbessern konnten. Vorreiterrolle nimmt hier Kuwait (Platz 73) ein, dicht gefolgt von Vereinigten Arabischen Emiraten und Qatar auf den Rängen 77 bzw. 80.
Deutliche Fortschritte attestierte Reporter ohne Grenzen den Maghrebstaaten. Mauretanien gelang von allen 168 teilnehmenden Staaten der größte Sprung nach vorn. In Folge des Sturzes von Diktator Taya wurde die strikte Zensur deutlich gelockert, wodurch sich das Land in der Rangliste vom 138. Platz 2004 auf den 77.Platz 2006 nach vorn katapultierte.
Marokko verbesserte sich um 23 Plätze, Algerien und Libyen um 3 bzw. 10 Positionen. Zum ersten Mal überhaupt durften Beobachter von Reporter ohne Grenzen nach Libyen reisen. Positiv bewertet wurden unter anderem der größere Zugang der Bevölkerung zu Onlinemedien und Satelliten-TV.
Sehr schwierig sind die Arbeitsbedingungen für Journalisten weiterhin in Syrien (Platz 153) und Saudi-Arabien (161). Hier sind die Medien fest in der Hand des Staatsapparats beziehungsweise des Königshauses, die nicht kritisiert werden dürfen. Noch schlechter platziert ist der Iran auf Platz 162. Zwar erscheint hier eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen, doch unterliegen diese alle staatlicher Kontrolle. Kritische Blätter sind latent von der Schließung bedroht.
Nur wenig besser ist es um die Pressefreiheit im Irak des Jahres 2006 bestellt. Die allgemein instabile Sicherheitslage macht das unabhängige Berichten besonders für Journalisten aus dem westlichen Ausland lebensgefährlich. Vor der US-geführten Invasion beslegte der Irak des Saddam Hussein Platz 130 in der Rangliste, heute rangiert er auf Rang 154.
Indirekt beeinflusste die arabisch-islamische Welt auch das Abschneiden Dänemarks. Im vergangenen Jahr hatte das Königreich noch auf Platz 1 der Liste gelegen, rutschte nun aber auf den 19.Platz ab. Grund hierfür waren die Todesdrohungen gegen Journalisten in Folge der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen.