Am Sonntag hat es Beitar Jerusalem verpasst, vorzeitig den sechsten Meistertitel einzufahren. Beim Stand von 1:0 gegen B'nei Herzliya stürmten die feiernden Fans von Beitar das Feld und verhinderten anschließend, dass weitergespielt werden konnte. Am Donnerstag wird ein Schiedsgericht über die Konsequenzen des Vorfalls befinden. Im Raum stehen die Wertung des Spiels zugunsten Herzliyas, eine Wiederholung unter Ausschluss der Öffentlichkeit oder eine Geldstrafe für Beitar. Besonders schmerzhaft ist keine der Strafen für Beitar, da der Vorsprung auf den Zweiten Netanya, den zukünftig "Loddar" Matthäus trainieren wird, beruhigende 12 Punkte beträgt.
Der an sich nicht wirklich außergwöhnliche Vorfall schließt an Entgleisungen der Beitar-Fans in den vergangenen Jahren nahtlos an. Die politisch weit rechts stehenden Anhänger des Klubs hatten erst im November eine für den ermordeten Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin gehaltene Schweigeminute durch Pfiffe und Gesänge gestört. Anschließend musste das Team sein Heimspiel gegen den arabisch-israelischen Verein B'nei Sakhnin unter Ausschluss der Öffentlichkeite austragen. Deren überwiegend arabische Spieler waren ansonsten bei Spielen in Jerusalem regelmäßig wüsten Beschimpfungen ausgesetzt. Dabei machten die Fans auch nicht vor arabischen Nationalspielern halt: als der aus Sakhnin stammende Abbas Suan im Februar 2005 für das israelische Nationalteam gegen Kroatien in Jerusalem auflief, wurde er von den Beitar-Fans durch Anfeindungen und Affenlaute verhöhnt. Die Ankündigung des russisch-israelischen, miliiardenschweren Klubbesitzers Arkadi Gaydamak, der nach dem Spiel am Sonntag die fanatischen Beitar-Fans als "Bastarde" bezeichnete, eben diesen Abbas Suan verpflichten zu wollen, scheiterte folgerichtig am Widerstand des Anhangs von Beitar.
Die leidenschaftliche Verbundenheit mit ihrem Klub, der aus einer Jugendorganisation der revisionistischen Bewegung in den späten 30ern entstand und deren frühe Spieler sich zum Teil aktiv am Widerstand gegen die britische Mandatsmacht beteiligten, äußerte sich zuweilen gegen die eigene Mannschaft. Beispielsweise wurde der Mannschaftsbus nach einer Niederlage in Haifa von Beitar-Fans auf der Autobahn angehalten und mit Steinen beworfen.
Selbst gegenerische Spieler wie der Kapitän Haifas, Arik Benado, waren nicht immer sicher vor Beitar-Fans, wie ein Faustschlag in dessen Gesicht 2005 bewies.