Marokkos Polizei hat 330 Mitglieder der größten islamistischen Oppositionsgruppe festgenommen, da diese einen Aufstand gegen die Regierung geplant hätten. Offizielle der Bewegung "Al-Adl wa al-Ihsan", (Gerechtigkeit und Wohlfahrt) erklärten gegenüber "al-Jazeera", einer ihrer Anführer, Mohammed Abdelli und 181 weitere Mitglieder seien bei der Erstürmung zweier Büros in Oujda und Beni Modhar im Osten des Landes festgenommen worden.
"Die Polizei hat die beiden Treffpunkte der Mitglieder gestürmt, und haben alles aus den Büros mitgenommen, auch Computer und Bücher.", so ein Sprecher im arabischen Fernsehen. Schon an den Tagen zuvor seien in Rabat und drei weiteren Städten 148 Mitglieder von der Polizei aufgegriffen worden.
"al-Adl wa al-Ihsan" ist eine islamistische Bewegung mit etwa 250000 Mitgliedern, die Gewalt nach eigener Darstellung ablehnt. Von der Regierung wird die Organisation toleriert, als politische Partei ist sie gleichwohl nicht anerkannt und darf daher nicht an Wahlen teilnehmen. Fathallah Arslane, Sprecher der Gruppe, machte einseitige Medienberichte in den vergangenen Wochen für die Razzien verantwortlich. Den Zeitungsmeldungen zufolge hätte die al-Adl-Führung ihre Mitglieder zur "Qauma", einem Aufstand, aufgerufen um einen puristischen islamischen Staat im Maghreb zu errichten. Ein namentlich nicht genannter Geheimdienstmitarbeiter soll dieses Motiv als Grund für den Polizeischlag bestätigt haben.
Seit einigen Monaten führen die Islamisten eine Kampagne der "Offenen Türen" durch, um die Bewegung für neue Bevölkerungsschichten zu öffnen. "Die Behörden waren von der großen Anzahl an Menschen, die uns beitreten wollen, überrascht. Der Regierung gefällt dies ein Jahr vor den Parlamentswahlen nicht.", so Arslan.
Seit einer Serie von Bombenanschlägen in Casablanca am 16.Mai 2003 reagiert der marokkanische Staat sehr sensibel auf islamistische Umtriebe. König Muhammad IV hatte stets beteuert, die Anschläge von Casablanca würden die letzten in seinem Land bleiben. Zudem verweist die Staatsführung stes auf das Beispiel des östlichen Nachbarlandes Algerien. Dort sind von 1992 bis 2000 im Bürgerkrieg zwischen dem Staat und islamistischen Extremisten mehr als 150000 Menschen getötet worden.