Ungeachtet der jüngsten Drohungen des irakischen al-Qaida-Führers Abu Mussab az-Zarqawi haben sich hunderttausende schiitische Pilger auf den Weg in die heilige Stadt Kerbala gemacht. Dort wollen sie den Geburtstag des zwölften Imams al-Mahdi begehen, der sich nach schiitischer Überzeugung seit 874 n.Chr. in der Verborgenheit, arabisch ghaiba, befindet um eines Tages auf die Erde zurückzukehren und eine gerechte Herrschaft zu errichten.
Bei vergangenen Pilgerfesten der irakischen Schiiten war es nach der US-Invasion 2003 immer wieder zu Anschlägen auf die Gläubigen gekommen. So starben durch Selbstmordattentate bei Feierlichkeiten in Karbala im März 2004 mehr als 180 Pilger und erst vor zwei Wochen starben in Baghdader Stadtteil Kazimiyya über 1000 Menschen, als sich unter den Pilgern auf einer Brücke über den Tigris das Gerücht verbreitete, Selbstmordattentäter hätten sich unter die Gläubigen gemischt. Daraufhin waren in Panik zahlreiche Menschen in den Fluss gesprungen oder sie wurden niedergetreten.
Anschließend hatte Terroristenchef Zarqawi einen "totalen Krieg" gegen die Schiiten erklärt. In der vergangenen Woche waren daraufhin in Baghdad und Umgebung 250 Schiiten bei Anschlägen ums Leben gekommen. Nun sollen 6000 Sicherheitskräfte in Kerbela für die Sicherheit der Pilger sorgen. Erst gestern wurde in einem Stadtviertel ein Sprengstofflager entdeckt, vier mutmaßliche Terroristen seien festgenommen worden, berichtet Reuters.
Ziel dieser neuen Terrorwelle ist die Absage des für den 15.Oktober geplanten Referendums über die irakische Verfassung, die Kurden und Schiiten weitreichende Autonomierechte zugesteht.
19.09.2005
Irak: Hunderttausende Schiiten versammeln sich in Karbala