Es war nur eine Nachwahl für das Regionalparlament, und gewonnen hat sie zudem auch nicht, dennoch wertet Jenan Bushehri gegenüber AFP das Ergebnis als Erfolg: "Ich bin sehr stolz darauf ein Teil der neuen Ära in Kuwait zu sein, die Frauen an Wahlen teilnehmen sieht."Seit der historischen Abstimmung im kuwaitischen Parlament im Mai 2005 besitzen Frauen erstmals in der Geschichte des Landes das aktive und passive Wahlrecht. Eigentlich sollte die Regelung erst bei den nächsten Parlamentswahlen 2007 zum Tragen kommen. Nachdem aber der Abgeordnete für den Distrikt Salmiya (ca. 15 km südlich der Hauptstadt) im Zuge der Regierungsumbildung (alsharq berichtete) zum Umweltminister berufen wurde, blieb sein Sitz vakant und stand nun erneut zur Wahl.Immerhin 1.807 von insgesamt 10.646 Stimmen konnte Bushehri schließlich auf sich vereinen.
Ihr Erfolg kommt nicht von ungefähr: Mit 33 Jahren kann die Ingeneurin bereits einen Masterabschluss vorweisen, arbeitet in der Kommunalverwaltung und hat zwei Kinder. Zudem, und das macht sie zu einer doppelten Aufsteigerin, entspringt sie der diskriminierten schiitischen Minderheit Kuwaits.Dass ihre Erfolgsaussichten trotz alledem schon im Voraus sehr beschränkt waren, sagt einiges über die Hemmnisse im Reformprozess des Landes aus: Denn der Gewinner der Nachwahl mit 5.436 Stimmen, Scheikh Yusuf Al-Suwaila, konnte sich der Unterstützung seiner beduinischen Klienten des Awazim-Stammes sicher sein.
Für die kuwaitische Führung ist die Nachwahl nicht nur ein Test für die nächsten Parlamentswahlen, sondern auch eine Gelegenheit ihren gesellschaftspolitischen Reformwillen zu präsentieren. "Wir sind stolz Frauen in Wahlen teilnehmen zu sehen, und hoffen sie werden sich in allen gesellschaftlichen Feldern derart betätigen können" äußerte etwa der anwesende Premier Muhammad Al-Ahmad Al-Sabah. Bei der Stimmabgabe selber wurden übrigens Männer und Frauen strikt getrennt - ein Zugeständnis an die starke islamistische Fraktion.Mindestens fünf Frauen haben bereits ihre Teilnahme an den nächsten Wahlen angekündigt und auch die Zahl der registrierten Wählerinnen wurde im Januar vom Innenministerium von 195.000 auf 334.000 erhöht.
Die Wahlrechtsreform ist sicherlich ein positiver Schritt, denn nur so kann der kuwaitische Staat das Potenzial nutzen, das er seinen Frauen durch exzellente Bildungsmöglichkeiten gegeben hat, ausnutzen. Der Widerstand der Islamisten konnte durch einige Zugeständnisse relativ leicht überwunden werden, in jedem Fall ist die Macht der Geistlichen wesentlich geringer einzuschätzen als beispielsweise in Saudi-Arabien, wo ähnliche Projekte viel stärker beeinträchtigt werden. Dennoch kann die Wahlrechtsreform in Kuwait nur eine erste sein: Denn knapp einer Million Einheimischer stehen im Golfstaat knapp zwei Millionen Immigranten, meist Gastarbeiter aus Süd- und Südostasien, gegenüber, denen bisher jegliche Partizipation im politischen Prozess verwehrt wurde.