In den vergangenen 60 Jahren hat Israel tausende Häuser im Libanon und den palästinensischen Gebieten dem Erdboden gleichgemacht - sicherer wurde das Land dadurch nicht. Wenig spricht dafür, dass sich daran etwas durch die Operation Gegossenes Blei im Gazastreifen ändern wird.
15 Menschen wurden seit 2001 durch palästinensischen Raketenbeschuss auf Israel getötet. Über 300 Tote werden nach drei Tagen Krieg im Gazastreifen gezählt, nach UN-Angaben sind unter ihnen 56 Zivilisten. In der blutigen Geschichte des Palästinakonfliktes gab es keinen Tag, an dem mehr Tote gezählt wurden, als am Sonntag. Die israelische Militäraktion als verhältnismäßig zu bezeichnen fällt schwer.
Dabei scheint bisher aus Sicht der israelischen Armee alles planmäßig verlaufen zu sein. Die Hamasführung wurde von den Luftangriffen während der Operation Gegossenes Blei am Samstag offenbar überrascht. Und dennoch erscheinen die von Israels Politikern und Militärs ausgerufenen Kriegsziele unrealistisch.
Qassam-Raketen sind einfach herzustellen - wie Israel ihre Herstellung und ihren Abschuss künftig unterbinden will bleibt im Unklaren. Möglich erscheint dies nur durch eine Bodenoffensive und die erneute Besetzung des Gazastreifens. Wahrscheinlich entspricht dies genau dem Kalkül der Hamas, die die Besatzer dann in einen blutigen Guerillakrieg verwickeln kann.
Noch unrealistischer erscheint das zweite von Israels Vize-Regierungschef Chaim Ramon ausgerufene Ziel, die Hamas zu stürzen. Die anhaltende Bombardierung Gazas wird ihre Bürger nur weiter in die Arme der Islamisten treiben. Die Hamas besitzt im Nahen Osten genügend finanzstarke Unterstützer, die die Bewegung weiterhin am Leben und an der Macht in Gaza halten werden.
Schon mit der Bombardierung und Invasion des Südlibanon im Juli 2006 erreichte Israels Armee keines ihrer Kriegsziele. Die Hizbollah wurde politisch gestärkt, ist mittlerweile an der Regierung in Beirut beteiligt und wird weiterhin als Widerstandsgruppe und Schutzmacht des Südlibanon akzeptiert und respektiert.
Auch wenn Israel in seinen offiziellen Verlautbarungen ein anderes Bild zu vermitteln versucht - dieser Krieg gegen die Hamas wird nicht der letzte bleiben. Irgendwann, wahrscheinlich wenn dieser Krieg mehr als 1000 Tote auf Seiten der Palästinenser gefordert hat, wird der Druck auf Israels Regierung so groß sein, dass sie einem Waffenstillstand zustimmen wird. Ob der Süden Israels, in dem ein normales öffentliches Leben aus Angst vor den palästinensischen Raketen kaum noch möglich war, danach sicherer ist, wird die Zukunft zeigen.
In jedem Fall wird auch dann die Abriegelung des Gazastreifens fortgesetzt, werden noch mehr Kinder unterernährt sein, wird sich der Lebensstandard weiter dem Somalias oder Haitis annähern. Die Hamas und die Bewohner Gazas haben in einem Krieg mit Israel dann noch weniger zu verlieren.
Verhandlungen mit der Hamas lehnen Israel und die USA weiterhin ab. Militärische Gewalt allein wird den Raketenbeschuss aus Gaza jedoch nicht stoppen.