21.05.2009
Frauen in arabischen Parlamenten
Bei den Parlamentswahlen in Kuwait wurden in der vergangenen Woche vier Frauen in die Volksvertretung gewählt - ein äußerst erfreuliches Resultat angesichts der Tatsache, dass Frauen erst seit 2005 überhaupt wählen und gewählt werden dürfen. Somit repräsentieren die vier Frauen - allesamt Absolventinnen amerikanischer Universitäten - 8% der ParlamentarierInnen. Mit dieser Quote übertrifft Kuwait alle anderen Staaten auf der arabischen Halbinsel: In Bahrain wurde lediglich eine Frau ins 40-köpfige Parlament gewählt, in deren Wahlbezirk zudem kein (männlicher) Konkurrent antrat. In den Vereinigten Arabischen Emiraten konnte ebenso nur eine Frau bei den Föderalen Nationalratswahlen 2006 - ein zur Hälfte gewähltes Organ - per Votum in die Versammlung eintreten - acht weitere Frauen wurden ernannt. Noch niedriger liegt der Anteil des weiblichen Geschlechts im jemenitischen Parlament. Neben über 300 Männern konnte sich eine einzige Frau bei den Wahlen 2003 durchsetzen. Im Dezember bei den Wahlen im Oman gelang es keiner Frau, ins Parlament gewählt zu werden. Weder in Qatar, wo zumindest 2007 Parlamentswahlen angekündigt wurden, noch in Saudi-Arabien gibt es eine gewählte Volksvertretung.

Syrien ist das Land, in dem Frauen bereits am längsten - seit 1949 - Stimmrecht besitzen. Im Parlament der nominell Demokratischen Sozialistischen Republik, de facto ein Einparteiensystem, gibt es immerhin 30 weibliche Abgeordnete (12%). Das Beispiel Ägypten zeigt jedoch, dass ein lang bestehendes Stimmrecht für Frauen (seit 1956) nicht mit einem höheren Frauenanteil verbunden sein muss. Lediglich 9 (2%) der 454 Abgeordneten sind weiblich, wobei mehr als die Hälfte der Frauen von Präsident Mubarak ernannt wurden. Den höchsten Anteil von Frauen in der Arabischen Welt findet man übrigens im jungen irakischen Parlament (26,5%), dicht gefolgt von Tunesien (22,3%). Dass Frauen in den Parlamenten frappierend unterrepräsentiert sind, wird von Kritikern gerne mit dem "frauenfeindlichen Charakter des Islam" begründet. Dabei schneiden der jüdische Staat Israel (14,2%) und der Libanon (2,3%) mit einem hohen Bevölkerungsanteil von Christen nicht besser ab. Benachbarte islamische, nicht-arabische Staaten wie Iran (2,8%) oder die Türkei (9,1%) weisen ebenfalls Defizite auf.

In Kürze werden wir uns den Frauen in arabischen Regierungen widmen.

Christoph ist studierter Islam-, Politik- und Geschichtswissenschaftler mit Fokus auf Westasien. Der Mitgründer von Alsharq - heute dis:orient - war zwischen 2011 und 2014 bei der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem Willy-Brandt-Zentrum in Jerusalem tätig. In Berlin arbeitet er als Geschäftsführer für Alsharq REISE. Christoph hält regelmäßig...