An diesem Wochenende wollen wir der Hektik und der angespannten Stimmung in Beirut zumindest fuer einige Stunden entfliehen und eine Wanderung durch die libanesische Bergwelt unternehmen. Um 10 Uhr sind wir darum am Sonnabend mit Riad verabredet, einem passionierten Wanderer und Weltenbummler, der mit uns die Berglandschaft des Nordlibanon erkunden will.
Wir treffen uns in Cheka, einem kleinen Kuestenort eine knappe Autostunde noerdlich der Hauptstadt und fahren von hier einige Kilometer bergauf ins Landesinnere. Wir begeben uns ins "Marunistan", das Herzland der maronitischen Gemeinde im Libanon. Entlang der Strasse passieren wir mehrmals Sperrzaeune mit der Warnung, die Strasse nicht zu verlassen, da die Umgebung vermint sei - Ueberreste des libanesischen Buergerkriegs.
In der Naehe des kleinen Dorfes Hardin lassen wir das Auto stehen und wir beginnen unsere Wanderung. Der Weg fuehrt uns zunaechst ueber kleinere Huegel, an einem ehemaligen Kloster vorbei in den verlassen wirkenden Ort Hardin. Ausser einem Esel sind an diesem Samstag Mittag nur wenige Enwohner zu sehen. Viele Familien hier haben ihre Doerfer verlassen, sind nach Beirut oder ins Ausland gezogen und kehren nur noch in den Sommermonaten in ihre Heimat zurueck.
Entlang unseres Weges kommen wir immer wieder durch Olivenplantagen und Eichenwaeldchen. Riad erklaert uns, dass der Eichenbestand in der Region in den letzten Jahren immer staerker von der Abholzung bedroht ist. Das Holz gerade der jungen Baeume wird in der juengeren Vergangenheit in immer groesserem Stil zu Holzkohle verarbeitet, die dann auf den Wasserpfeifen der Beiruter Restaurants landet.
Nach etwas mehr als 2 Stunden Fussmarsch erreichen wir einen ersten Gipfel auf etwa 1300 Metern Hoehe. Auch hier stehen noch die Ruinen eines verlassenen Klosters, ein paar Schritte bergab finden wir eine Hoehle in der vor Jahrhunderten ein Eremit gelebt haben soll.
Knapp 400 Meter ueber uns erblicken wir auf einem Berggipfel zwei grosse Antennenmasten, sowie zwei Saeulen die als Ueberreste eines Tempels aus roemischer Zeit erhalten geblieben sind. Riad schwaermt uns von der Aussicht von der Bergsspitze vor und so nehmen wir den steilen Anstieg in Angriff, der dadurch erschwert wird, dass sich hier am Nordhang noch etwa 20 Zentimeter Schnee gehalten haben, die uns auf dem Weg nach oben ein ums andere Mal ins Rutschen bringen.
Der strategisch wichtige "Jabal Mnihha" wurde zu Zeiten des Buergerkriegs von den Lebanese Forces gehalten, die von hier die Orte an der etwa 25 Kilometer entfernten Mittelmeerkueste beschiessen konnten. Auch gestern finden wir noch die verrosteten Ueberreste einer Rakete im Schnee liegen. Auf dem Gipfel zeugen zwei Bunker von der Geschichte des umkaempften Bergs.
Riad hat uns nicht zuviel versprochen, die Aussicht von dem 1700 Meter hohen Berggipfel ist in der Tat atemberaubend. Entlang der Kueste im Westen kann man von Beiruts nordlichen Vororten, ueber Batroun und Tripoli bis nach Tartus hinter der syrischen Grenze gucken. Auf der oestlichen Seite bietet sich an diesem sonnigen Tag ein traumhafter Blick auf die majestaetischen Gipfel des "Jabal Lubnan". Einige tausend der 10452 Quadratkilometer des Libanon liegen uns hier oben zu Fuessen.
Die gestrige Wanderung hat Lust auf mehr gemacht.