03.03.2008
Die Shaar Hashamayim Synagoge in Kairo

Entlang Kairos wichtigster Einkaufsmeile, der Talat Harb Strasse, gibt es nicht nur zuhauf Banken, Kinos und Schuhlaeden, sondern unzaehlige fliegende Buchhaendler, die ihre Ware auf dem Buergersteig anbieten. Zu ihrem Sortiment gehoeren nicht nur Kochbuecher und Korane sondern fast immer auch antisemitische Schriften. Hitlers "Mein Kampf" gehoert hier ebenso zum Standardsortiment wie die "Protokolle der Weisen von Zion" und andere Pamphlete, deren Titelseiten mit brennnenden Davidsternen versehen sind.

Nur wenige hundert Meter vom Talat Harb entfernt steht in der Adly-Strasse ein grauer, ziemlich unscheinbarer Bau, der von Passanten leicht uebersehen werden wuerde, gaebe es nicht die Polizeiabsperrungen, die den Weg vor dem Gebaeude blockieren. Hier befindet sich die Shaar Hashamayim Synagoge, ein mehr als 100 Jahre altes juedisches Gotteshaus im Zentrum Kairos. Das Gebaeude scheint aehnlich gut gesicher wie die Synagogen in Berlin, nur dass keine Betonpoller in der Strasse versenkt wurden und die aegyptischen Polizisten in ihrem Unterstand noch etwas gelangweilter wirken als ihre Kollegen in der Oranienburger oder Rykestrasse.

Ein Besuch der Synagoge, deren Fassade mit stilisierten Palmwedeln und kleinen Davidsternen verziert ist, ist leider nicht moeglich, auch das Fotografieren wird von der Polizei verboten.

Der Grundstein fuer die Synagoge wurde zu Beginn des 20.Jahrhunderts gelegt, im vergangenen Jahr feierte man im Beisein des amerikanischen und israelischen Botschafters den 100.Jahrestag ihrer Einweihung. Seit1907 hat das Gebaeude vier aegyptisch-israelische Kriege ueberlebt. 1922 zerstoerte ein Brand Teile der Einrichtung und in den 40er Jahren wurde eine groesser angelegte Renovierung durchgefuehrt. Die letzte Erneuerung erfuhr der Bau Ende der 80er Jahre mit der Eroeffnung der Bibliothek fuer Juedische Studien.

Der gute bauliche Zustand und der Schutz den die Synagoge von staatlicher aegyptischer Seite erfaehrt, koennen jedoch nicht darueber hinwegtaeuschen, dass der Zustand der juedischen Gemeinde in Aegypten desolat ist. Lebten zum Zeitpunkt der israelischen Staatsgruendung noch etwa 80000 Juden am Nil, so ist die Mitgliederzahl der juedischen Gemeinde in Kairo seither auf etwa 40, meist Aeltere, gesunken. Die letzte Ehe zwischen Juden in Aegypten wurde 1984 geschlossen.