05.03.2008
Ankunft in Saudi-Arabien

Unsere Reise ins Königreich Saudi-Arabien beginnt am Sonnntag um 19:35 Uhr vom Flughafen Frankfurt. Noch wissen wir kaum, was uns genau erwarten wird. Das offizielle Rahmenprogramm, das uns unser Gastgeber, das saudische Hochschulministerium, kurz vor Beginn der Reise übermittelt hatte, ist äußerst allgemein gehalten, was uns allerdings auch etwas Spielraum in der Ausgestaltung unseres Aufenthaltes lassen dürfte.

Einen ersten Eindruck erhoffen wir uns bereits im Flugzeug der staatlichen Linie Saudi Arabian Airlines zu verschaffen. Tatsächlich verteilt sich unsere Gruppe relativ verstreut im Flieger, so dass sich uns einige interessante Gespräche mit den mitreisenden Passagieren bieten. Bald stellen wir fest, dass der Großteil aus Südasien, aus Pakistan, Indien und Bangladesch stammt. Einige leben und arbeiten in Saudi-Arabien, viele reisen von Riyadh in ihre Heimatländer weiter. Saudische Bürger finden sich kaum, selbst die Crew rekrutiert sich vorwiegend aus Ägyptern, Syrern und Indonesiern.

An Bord bieten sich allerlei religiöse oder profane Unterhaltungsmöglichkeiten auf den Bildschirmen an den Sitzen. So kann man sich den Koran rezitieren lassen, oder aber aus einigen Hollywoodfilmen wählen – allerdings werden hier sorgfältig alle Frauenschultern und-beine zensiert und unkenntlich gemacht

Kurz vor der Ankunft in der Hafenstadt Jidda überfliegen wir Mekka. Trotz reichlich Fantasie können wir zu nächtlicher Stunde nicht wirklich etwas erkennen. Um 5. 30 lokaler Zeit erreichen wir endlich unser Ziel, reichlich übermüdet, aber viel zu aufgedreht, um an Schlaf auch nur zu denken. Endlich bekommen wir männlichen Mitreisenden die langen, schwarzen Abayas zu Gesicht, die sich die Frauen ein paar Tage vorher extra in einschlägigen Neuköllner Geschäften zugelegt hatten. Noch etwa unsicher überprüfen sie den Halt der Schleier. Und waehrend wir Männer unsere Scherze machen, sind wir insgeheim doch ganz froh, uns nicht derartig einschränken zu müssen.

Derart prepariert verlassen wir den Flieger uns betreten saudischen Boden. Am Zollpersonal des Flughafen Jidda können wir nun erstmals unsere Arabischkenntnisse anwenden. Die Ver-/Bewunderung über Westler, die ihre Sprache lernen und ihr Land besuchen merkt den knapp 20-Jährigen Zollbeamten an – die Frage, ob wir Muslime seien kommt obligatorisch und bestimmt nicht das letzte Mal auf unserer Reise. Etwas erstaunt hingegen bin ich, als ich bereits hier auf meine Meinung zu den Muhammad-Karikaturen angesprochen werde – diplomatisch kurz entgegne ich, dass ich sie nicht lustig fände und begebe mich weiter in die Flughafenhalle.

Dort wartet bereits Mazin, ein etwa 1,90 großer, kräftig gebauter Saudi auf uns. Der PR-Leiter der King Abdelaziz University führt uns zum Bus und wir durchqueren die Statdt, über der bereits der Morgen dämmert. Dennoch, an Schlaf denken wir bei unserer Ankunft nicht, zu überwältigt sind wir zunächst von der prunkvollen Empfangshalle unseres Hotels, des Holiday Inn. Rasch erblicken wir das üppige Frühstücksbüffet uns lassen uns nicht lange bitten. Satt und zufrieden sind die meisten von uns zwar schon gute 24 Stunden auf den Beinen, dennoch beschließen einige von uns selbige bei einem kleinem Spaziergang durch das umliegende Wohnviertel zu vertreten.

Kaum 100 Meter vom Hotel entfernt bietet sich der komplette Gegensatz zum angeblich so reichen Saudi-Arabien. Viele der kleinen, staubigen Gassen sind zugemüllt, die Behausungen relativ ärmlich. Vielen der wenigen Menschen, denen wir zu dieser frühen Stunde begegnen, sieht man ihre nicht-saudische Herkunft an. Bei einem kurzen Smalltalk mit einer Gruppe von Bauarbeitern, treffen wir beispielsweise auf Pakistanis, Jemeniten und Ägypter – saudische Bürger sucht man, wie bereits im Flugzeug vergebens.

Obwohl wir gern noch weiter Richtung Richtung Innenstadt laufen würden, schlagen wir nun doch lieber den Rückweg ins Hotel ein – bereits jetzt um 8 Uhr morgens erreicht die saudische Sonne eine derartige Intensität, wie wir sie in den letzten Tagen aus dem verregneten Berlin nicht gewohnt waren.