Der Dokumentarfilm von Regisseur Dan Shadur dokumentiert den Aufstieg Benjamin Netanjahus vom amerikanisch sozialisierten Jungpolitiker zu Israels vielleicht bald langjährigstem Premier und nimmt dabei vor allem Netanjahus Redekunst und seine Medienpolitik in den Blick. Von einer Fernsehperformance zur nächsten entwickelt sich Netanjahu zu der spaltenden und spannenden Figur, die er heute ist: “Retter Israels” oder zynischer Medienprofi ohne politische Vision?
Spannenderweise geht es in dem Film weniger um die biographische Suche nach dem, was Netanjahu im Innersten antreibt. Die langen Schatten seines politisch sehr rechten Vaters und des frühen Tods von Bruder Yoni, der bei der Geiselbefreiung in Entebbe 1976 umkommt, werden nur gestreift. Vor allem geht es um Netanjahus Medienperformance, seine brillante Rhetorik und dem, was heute gerne unter dem Schlagwort “Populismus” verhandelt wird. Nämlich der Kunst, als Teil der politischen Elite sein Wahlkapital aus der Kritik an medialen und politischen Eliten zu schlagen.
Filmsprache ist Englisch. Weil es keine deutschen Untertitel gibt, wird eine Flüsterübersetzung angeboten.
Filmvorführung: 19.00 Uhr
Kommentar und Diskussionsrunde: 20.30 Uhr
Ende: 21.30 Uhr
Referent: Daniel Marwecki promovierte 2018 an der School of Oriental and African Studies (SOAS) in London über die deutsch-israelischen Beziehungen. Sein Buch Germany and Israel: Whitewashing and Statebuilding erscheint nächstes Frühjahr bei Hurst Publishers und Oxford University Press. Er ist Mitglied bei dis:orient e.V. und lehrt ab nächstem Semester in Leeds und an der SOAS.
Moderiert wird der Abend von Ayşe Çelik (Vorsitzende dis:orient e.V.).