Wie die palästinensische Nachrichtenagentur Ma'an am Samstag berichtete, hat die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) nicht wie angekündigt eine Bewerbung um Weltkulturerbe-Status für das Terrassendorf Battir eingereicht. Nach monatelanger Vorbereitung und offizieller Unterstützung der PA, überraschte die Nachricht vom Wochenende selbst AktivistInnen und Beamte aus dem engsten Kreis. Inoffiziellen Aussagen eines Diplomaten zufolge war die PA aus dem Ausland unter Druck gesetzt worden.
Wenn heute das UNESCO Weltkulturerbekommittee seine Jahresversammlung beginnt, dann steht auf seiner Agenda kein Antrag aus Palästina. Wie die regierungsnahe Nachrichtenagentur Ma'an aus Ramallah berichtet, hat die palästinensische Delegation entgegen eigener Aussagen keine Bewerbung um den Status als Weltkulturerbe für die Kulturlandschaft Battir eingereicht. Die Entscheidung war anscheinend aus höchsten Regierungskreisen angeordnet worden.
Das Dorf Battir liegt südlich von Jerusalem an der westlichen Grenze des Westjordanlandes. Teile des Grund und Bodens liegen auf israelischer Seite der Grünen Linie; auf palästinensischer Seite sind das Land und der historische Dorfkern größtenteils als C-Gebiet eingestuft und unterliegen damit israelischer Kontrolle. Die jahrtausendealten landwirtschaftlichen Terrassen des Dorfes gelten als kulturhistorisch außerordentlich wertvoll. Die Kulturlandschaft ist akut vom Bau der geplanten israelischen Sperranlage bedroht, die die Terrassen teilweise zerstören würde. Jegliches Engagement in diesem umstrittenen Territorium aber ist politisch heikel.
Die Terrassen Battirs sind politisch steiniges Terrain
Anwohner und Umweltschützer reichten vor Gericht Klage gegen die geplante Sperranlage ein. Das Verfahren dauert an. Der für Battir erhoffte Weltkulturerbe-Status galt als wichtiger Gradmesser für den Fall.
Dass die PA die Bewerbung nicht wie öffentlich angekündigt einreichte, deutet auf massiven externen Druck hin. Ausländische Kräfte bemühen sich immer wieder, Kritik am Vorgehen Israels gegen die PalästinenserInnen in internationalen Gremien zu verhindern. Die Agentur Ma'an zitierte in ihrem Bericht anonyme Diplomaten der internationalen palästinensischen Vertretung (PLO), die angaben, der Fall Battir sei Teil eines größeren Abkommens. Im April hatten Israel und die PA eine Abmachung verlauten lassen, nach der Palästina mehrere kritische Resolutionen gegen Israel in der UNESCO fallen lassen und Israel im Gegenzug eine UNESCO Untersuchungskommission in Jerusalems Altstadt zulassen würde. Israel brach die Vereinbarung in letzter Minute mit der Begründung ab, die palästinensische Führung "politisiere" die UNESCO-Untersuchung. Während die Vereinbarung von beiden Seiten öffentlich gemacht worden war, war der Fall Battirs offiziell nicht genannt worden.
AktivistInnen, die sich für den Erhalt Battirs und die UNESCO-Nominierung einsetzten, reagierten "sehr enttäuscht" und "wütend" auf die Nachricht. Ihren Angaben zufolge hatte die PA sie nicht im Vorhinein informiert. "Ich denke, dass weder PA noch PLO etwas von diesem Rückzieher für Palästina gewinnen," sagte Umweltschützer Mohammed Obidalla gegenüber Alsharq. Obidalla leitet das palästinensische Büro der Umweltschutzorganisation Friends of the Earth Middle East, die sich auch vor Gericht für Battir einsetzt. "Wer verliert, sind die Dorfbewohner. Und die Menschheit als Ganze, der nun dieses großartige Kulturerbe vorenthalten wird."