Im Islam gelten alkoholische Getränke als Tabu (haram). Die wenigen Koranverse, die Wein als "Sünde, Greuel und Teufelswerke" bezeichnen, werden von den Gelehrten der verschieden islamischen Rechtsschulen als generelles Alkoholverbot interpretiert. Alkohol vernebele die Sinne und den Verstand, so die schlüssige Argumentation der Kleriker.
Am Geschmack von Alkohol haben die Muslime zwischen Indonesien und Marokko indes wenig auszusetzen. So erfreut sich etwa das alkoholfreie Laziza-Bier - ob mit Malz- oder Apfelgeschmack - besonders in der Arabischen Welt großer Beliebtheit. Da führende Kleriker jedoch uneins darüber sind, ob die Produktionsweise des Biers Islam-konform (halal) ist, lassen viele Muslime auch von diesem Gerstensaft ihre Finger.
Dies ließ nun die angesehenen Korangelehrten der ägyptischen Al-Azhar-Universität auf den Plan treten. Der in der Öffentlichkeit bislang kaum in Erscheinung getretene Rechtsgelehrte Nabith Al-Sakran kündigte heute an, dass die Azhar-Gelehrten das erste Halal-Bier brauen wollen.
Al-Sakran erklärte, dass die Al Azhar mit ihrem Bier auf die schlechte wirtschaftliche Situation im Lande reagieren wolle. Um Geld in die leeren Staatskassen zu spülen, hatte die ägyptische Regierung unter Präsident Mohamed Morsi schon mehrmals angekündigt, Subventionen für Lebensmittel wie Weizen zu kürzen. In Ägypten, der weltweit größte Importeur von Weizen, fallen darunter auch Subventionen auf Hopfen. Das hat zur Folge, dass der Preis für ein Stella, dem bekanntesten Bier des Landes, in den vergangen Monaten um ein Viertel anstieg, worunter die breite Bevölkerung leidet. Das Al Azhar-Bier, das durch Unterstützung muslimischer Geldgeber auch weiterhin zu subventionierten Preisen angeboten werden kann, soll daher sowohl den Durst, wie auch den Hunger der leidenden Bevölkerung stillen. Ein Bier habe schließlich beinahe so viele Kalorien wie eine richtige Mahlzeit.