04.06.2010
Stimmen zur "Freedom Flotilla" aus Israel, Palästina und der Türkei

Liebe Leserinnen und Leser,

wir haben uns in Israel, Palästina und der Türkei umgehört und einige Stimmen von Bekannten zum Angriff auf die Freedom Flotilla eingefangen.

Wa’il, Nablus

Ich bin fest davon überzeugt, dass Israel ein schweres Verbrechen gegen die Menschheit begangen hat. Gleichzeitig hat Israel der internationalen Freiheits- und Solidaritätsbewegung mit dem palästinensischen Volk einen großen Gefallen getan, der Angriff unterstützt die Bewegung.

Die Flotilla-Initiative stellte ein sehr effektives Instrument im gewaltlosen Kampf und im Widerstand gegen diese hässliche Besatzung und die Belagerung des Gaza-Streifens dar.

Der Angriff war illegal, dumm, unmoralisch und verrückt, da mehr 750 Freiwillige aus mehr als 35 Ländern herausgefordert wurden.

Ahmet, Istanbul

Ich vermute, bei diesem Angriff geht es nicht um Palästina oder Hilfsgüter, sondern um die Rolle der Türkei und Israel in der Region. Seit einer Weile versucht die Türkei ihre Macht in der Region auszubauen und verbessert ihre Beziehungen zu einzelnen Ländern. Der Uran-Tausch zwischen dem Iran und der Türkei war der letzte umstrittener Punkt.

Israel versucht gerade die Reaktion der Türkei dem Westen als eine islamistische und fundamentalistische Reaktion zu präsentieren. In der Türkei gibt es auch Menschen, die sagen, dass die Türkei und ihre Außenpolitik für den Angriff schuldig seien und ich glaube, dass sie durch solche Kommentare die Menschen zu manipulieren versuchen.

Ich vermute, Erdogan wird versuchen, diesen Prozess für innen- und außenpolitische Zwecke zu nutzen. Er hat auch keine andere Wahl, denn wenn er das nicht erfolgreich schafft, wird es schwerwiegende Folgen für ihn haben. Und er hat bessere Karten als Ministerpräsident der Türkei als jeder seiner Vorgänger in einem solchen Konflikt gehabt hätte.

Shai, Jerusalem

Zunächst möchte ich sagen, dass mich die allgemeine Reaktion der Israelis auf die Ereignisse erschreckt: Die meisten Menschen auf der Straße erzählen dir, dass die Israelischen Streitkräfte human gehandelt und das Richtige getan haben. Die Leute sind auf die Regierung nicht aufgrund der Handlung (des Angriffs) als solcher sauer, sondern aufgrund der schwachen Öffentlichkeitsarbeit nach Außen im Anschluss.

Niemand hier scheinen die Menschen, die verletzt wurden, zu kümmern. Ein Knessetabgeordneter sagte: „Es ist eine Schande, dass wir nur neun Leute auf dem Wasser treiben haben lassen.“ Das Hauptargument, das man hört, lautet: “Dies waren keine Friedensaktivisten, das waren Terroristen.” Und jetzt versuchen sie mit YouTube, Menschen mit Messern und Stöcken furchteinflößender als die Männer mit Gewehren und Helikoptern aussehen zu lassen, viel Glück dabei!

Ich stimme mit jedem Wort mit David Grossman überein:
http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2010/jun/01/gaza-flotilla-attack...

Meidan, Haifa

Ich kenne einen der Soldaten, die an Bord der Flotilla waren, persönlich. Die „Friedensaktivisten“ warteten auf die Soldaten mit Messern, während die Soldaten mit Paintball-Gewehren kamen! Sie haben Tausende an Dollars in den Taschen der Aktivisten gefunden, wahrscheinlich von al-Qaida. Insofern war es richtig die Schiffe zu attackieren. Die letzten beiden Schiffe, die nach Gaza gesendet wurden, waren voller Munition, Waffen, Raketen, usw. (Meidan spricht von den Schiffen Karine-A und Frankop, auf denen 2002 und 2009 Waffen gefunden wurden, Anmerkung der Redaktion) Was erwartet die Welt von Israel? Wie auch immer die Fakten sind, die Welt hasst Israel.

Israel lässt täglich 100 Tonnen Hilfsgüter in den Gaza-Streifen. Auf diesem Boot waren 25 Tonnen, Israel bot an, die Hilfsgüter durch den Hafen von Aschdod nach Gaza zu transferieren. Die Aktivisten lehnten ab. Sie haben die Provokation gesucht – und sie bekommen.

Versteht mich nicht falsch: Ich glaube Israel könnte vieles besser machen, aber wenn Menschen sich als Friedensaktivisten bezeichnen und mit Messern warten und einen Soldaten von einem Deck auf das andere werfen…
Mir tun die Menschen in Gaza leid, aber Israel hat das Recht sich zu verteidigen.

Das Hauptproblem ist Iran. Iran unterstützt das Hamas-Regime. Außerdem die Siedlungen, hiermit stimmen viele Leute, die ich kenne, überein.

Meine Lösung: Beendet die Besetzung Gazas und baut eine Mauer, die noch höher als die im Westjordanland ist. 2 Nationen, 2 Staaten, klingt das nicht gut?

Christoph ist studierter Islam-, Politik- und Geschichtswissenschaftler mit Fokus auf Westasien. Der Mitgründer von Alsharq - heute dis:orient - war zwischen 2011 und 2014 bei der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem Willy-Brandt-Zentrum in Jerusalem tätig. In Berlin arbeitet er als Geschäftsführer für Alsharq REISE. Christoph hält regelmäßig...