Eine für Saudi-Arabien bisher vernachlässigte Lobbygruppe oder Interessengemeinschaft ist die saudische Bourgeoisie. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass es im Königreich nicht üblich ist über Besitzverhältnisse zu sprechen, ist ihr Einfluss kaum untersucht worden. Dass Verbindungen zwischen der politischen und der wirtschaftlichen Elite ungerne offen thematisiert werden, hat mit der informellen Natur dieser Verbindung zu tun.
Die Geschichte der saudischen Unternehmerschaft hat, wie so vieles in dem Land, mit den Einnahmen aus der Vermarktung von Erdöl begonnen. Im Gegensatz zu vielen anderen arabischen Staaten haben die rohstoffreichen Golfstaaten ihre Privatwirtschaft nicht verstaatlicht sondern eher gefördert. Außer in den erdölverarbeitenden Sektoren ist der private Sektor in Saudi-Arabien durch finanzkräftige und international agierende Unternehmen geprägt.
Der Einfluss der saudischen Bourgeoise wird in dem Artikel vor allem vor dem Hintergrund verschiedener polit-ökonomischer Elitemodelle analysiert. Dabei werden die in den letzten 15 Jahren entstandenen
wirtschaftspolitisch relevanten Institutionen als Zeichen für die Nähe zur politischen Elite verstanden. Vor allem dank des amtierenden Königs Abdallah, und seiner Förderung des Privatsektors, kann die Bourgeoisie auf politische Entscheidungen Einfluss nehmen wie kaum eine andere Gesellschaftsgruppe.
In dem Artikel werden sowohl formelle Formen der Interessenvertretung wie Industrie- und Handelskammern als auch informelle Patronagenetzwerke untersucht. Dabei interagieren formelle und informelle Wege der Einflussnahme. Die besondere Entwicklung der Bourgeoisie wird durch empirisches Material verdeutlicht, und die für die Möglichkeit der Einflussnahme besonderen Charakteristika der Unternehmerschaft herausgearbeitet.