Etwa 15 Kilometer suedlich des Stadtzentrums von Kairo liegt Maadi, die wohl reichste Gegend der aegyptischen Hauptstadt. Der Vorort entstand in den ersten Jahrzehnten des 20.Jahrhunderts nach Plaenen eines pensionierten kanadischen Generals. Die Strassen in dem Viertel sind rechtwinklig angeordnet und wurden nach amerikanischem Vorbild mit Nummern bezeichnet.
Mondaene Stadtvillen aus den 20er Jahren stehen in gepflegten Gaerten, die Autos hupen deutlich weniger als im Stadtzentrum und auf einigen Strassen bewegen sich mehr westliche Auslaender als Aegypter. Viele auslaendische Botschaften und Unternehmen haben ihren Sitz in Maadi, das ueber die Metrolinie 1 mit der Innenstadt verbunden ist. Dementsprechend viele teure westliche Restaurants und Boutiquen buhlen um Kundschaft. Moscheen gibt es in Maadi nur wenige.
Die Vorstadt erstreckt sich ueber mehrere Kilometer parallel zur Metrolinie und zum Nil wund wirkt teilweise wie eine Oase im hektischen Kairoer Trubel. Doch Maadi ist nicht nur das Viertel der Reichen und Schoenen von Kairo. Unweit der U-Bahnstation in Maadi liegt der aermere Teil des Vororts. Viele der Haueser hier sind mehrgeschossig und scheinen in den 50ert oder 60er Jahren errichtet worden zu sein.
Im Erdgeschoss des Hauses Nummer 10 in der 154. Strasse bietet ein Imbiss Grillhaehnchen an, im Obergschoss hat ein Kinderarzt seine Praxis. Mediziner haben als Mieter in dieser Haushaelfte eine gewisse Tradition - Ayman az-Zawahiri, Chirurg und nach Einschaetzung einiger der eigentliche Kopf von al-Qaida - wuchs in diesem unscheinbaren grauen Haus auf und lebte hier mit seiner Familie bis zu seiner Verhaftung nach dem Sadat-Attentat 1981.
Entlang der Nil-Cornich, wenige Huntdertmeter von Zawahrirs Geburtshaus entfernt sind in den letzten Jahren zahlreiche Hotel- und Buerotuerme entstanden. Am Ufer haben einige Yachten angelegt. Eine Nilfaehre faehrt alle 15 Minuten ans andere Ufer nach Gizeh. Die Fahrt mit der blau-weissen "Nour al-Din" kostet 2 Cent und dauert etwa 5 Minuten. Der Nil schimmert gruenlich, scheint aber nicht wirklich dreckig. Felukken schippern mit ihren weiss-grauen Segeln ueber den vielleicht 1 Kilometer breiten Fluss, Fischer werfen von kleinen Holzbooten aus Netze ins Wasser.
Der Kontrast zwischen dem wohlhabenden Maadi und Gizeh auf der anderen Nilseite koennte groesser kaum sein. Dort waschen Frauen ihre Waesche und ihr Kochgeschirr am Flussufer, die Haueser entlang der engen staubigen Gassen in Gizeh sind weitaus aermlicher als die Villen auf der Ostseite des Flusses.
Irgendetwas scheint in der Luft zu liegen, worauf mein Koerper allergisch reagiert, jedenfalls sind meine Unterarme ploetzlich binnen einer Stunde voin lauter kleinen roten Punkten uebersaeht. Nach der Ruckkehr nach Maddi verspricht das "Garem-Kranknehaus" Abhilfe, das sich letztendlich lediglich als Praxisgemeinschaft von 3 oder 4 Aerzten herausstellt.
Am Freitag Nachmittag ist nur ein junger Arzt anwesend. Doktor Mohammed ist kaum aelter als 25 scheint aber sein Handwerk zu verstehen und verspricht "inshallah" schnelle Heilung. Krankenschwester Hoda, wie ihre Kolleginnen vom Kopftuch bis zur Sohle in Zaertrosa gekleidet, setzt mir eine Spritze. "Denk an Gott, denk an Gott", empfiehlt mir Doktor Mohammed unterdessen mit ernster Miene.
Ob es letztlich die Spritze oder goettlicher Beistand war bleibt ungeklaert - nach 2 Stunden haben meine Arme ihre urspruengliche Farbe wieder. Zum Abschluss drueckt mir Dr. Mohammed noch wortlos eine Broschuere des beliebten aegyptischen Fernsehpredigers Amr Khaled in die Hand. Thema des Flugblatts: "Stop Drugs, Change your Life!"