30.10.2007
Einrichtung einer sudanesischen Untersuchungskommission zum versuchten Schmuggel von "Waisenkindern aus Darfur"

Das sudanesische Außenministerium lud gestern die französische Botschafterin in Khartum, Christine Robchion, vor, um eine Klarstellung zu fordern bezüglich der inhaftierten französischen Mitarbeiter einer Menschenrechtsorganisation, denen der Transport von Kindern aus deren Flüchtlingslagern in Darfur nach Paris vorgeworfen wird. Bereits das sudanesische Kabinett hatte diese Ereignisse zuvor als einen Fall von Kinderhandel verurteilt. Das Justizministerium forderte von Interpol die Führung der Hilfsorganisation festzunehmen.

Die Regierung kündigte die Bildung einer offiziellen Untersuchungskommission an, der Mitglieder des Außenministeriums, des Ministeriums für soziale Angelegenheiten wie auch der nationalen Versammlung für Familie und Kinder angehören sollen. Der Justizminister Muhammad ‘Ali al-Mardi sagte gestern gegenüber Journalisten, dass die Generalstaatsanwaltschaft Klage gegen die Organisation erhebe und dass diese den Vorsitzenden sowie den Generalsekretär umfasse.

Paris versprach, rechtliche Schritte gegen den Menschenhandel, der über die Stadt Abéché im Tschad vollzogen wurde, zu unternehmen. Es herrschte Einstimmigkeit zwischen der sudanesischen und der französischen Regierung in der Bewertung der Ereignisse, die während eines Treffens zwischen einem Vertreter des sudanesischen Außenministeriums und der französischen Botschafterin besprochen wurden. Beide Seiten bezeichneten die Ereignisse als „kriminelle Handlungen, die dem internationalen Recht zuwider laufen und deren moralische Verurteilung und Überführung notwendig ist.“

Der Sprecher der sudanesischen Regierung ‘Umar Muhammad Salih sagte gegenüber Journalisten, dass das Kabinett die Geschehnisse als eine Form des Kinderhandels und als Ausnutzung der schlechten Lebensumstände der Familien verurteile. Das Ministerium für soziale Angelegenheiten gab einen umfassenden Bericht in Auftrag bezüglich der Maßnahmen, die der Staat in diesem Fall ergreifen könne.

Nach Sicht der nationalen Versammlung für Familie und Kinder sind die Handlungen eine Form des Menschenhandels. Erschwerend komme hinzu, dass sie eine Organisation beträfen, die Geld „zum Wohle“ der Kinder sammle. Die Vorsitzende der Versammlung Emira Fadil gab bekannt, dass die Verbrecher die Körper der Kinder mit Bandagen verbunden hätten, um so Verletzungen vor zu täuschen. Sie äußerte starke Zweifel am Kenntnisstand der französischen Behörden, indem sie darauf verwies, dass die Hilfsorganisation als Ziel verkündet hatte, zehntausend Kinder aus Darfur auszufliegen. Sie fügte hinzu, dass das Rote Kreuz im Tschad versprochen habe, eine Liste mit den Namen der Kinder der dortigen Botschaft zu übergeben.

Sudanesische Regierungskreise ließen verlauten, dass die Organisatoren mehr als eine Million Euro gesammelt und ein Flugzeug des Typs Boeing von der luxemburgischen Fluggesellschaft Luxair für 145 000 Euro gemietet hätten, um die Kinder von der Stadt Abéché in die französische Stadt Reims zu transportieren.

Thomas übersetzte diesen am 29.10 in der Zeitung "al-Hayat" erschienenen Artikel.