18.11.2006
Bahrain: Aufregung um "Bandargate" eine Woche vor den Parlamentswahlen

Eine Woche vor den Parlamentswahlen in Bahrain haben in der Hauptstadt Manama mehrere hundert schiitische Oppositionelle gegen mögliche Wahlmanipulationen durch die sunnitisch dominierte Staatsführung protestiert. Zu der Demonstration hatte die Bewegung "Haq" aufgerufen. Zwei Aktivisten wurden nach Angaben von "The Peninsula Qatar" am Rande der Kundgebung festgenommen.

Der Aufruhr fußt auf einem Bericht des britischen Jounalisten Salah al-Bandar - daher auch der Beiname Bandargate -, in dem dieser behauptet, sunnitische Minister arbeiteten an einer geheimen Verschwörung um eine schiitische Parlamentsmehrheit zu verhindern.

So soll ein geheimer Ring damit beschäftigt sein, sunnitischen Arabern aus anderen Golfstaaten die Staatsbürgerschaft des Königreichs Bahrain zu verleihen, um somit das demographische Verhältnis zu Ungunsten der schiitischen Bevölkerungsmehrheit in dem Inselstaat zu verändern. Faktisch so das Fazit des Sudan-stämmigen al-Bandar, sollen "ein essentieller Teil der Bevölkerung seiner Rechte beraubt werden.

Nach der letzten Volkzählung im Jahr 2001 sind knapp zwei Drittel der etwa 450000 Bahrainis Schiiten. Die Königsfamilie al-Khalifa ist jedoch sunnitisch, ebenso sind die Schlüsselposten in der Regierung von Sunniten besetzt.

Bereits in der vergangenen Woche hatte die Haq-Bewegung UN-Generalsekretär Kofi Annan in einem Brief aufgefordert, eine unabhängige Untersuchung der in Bandargate erhobenen Vorwürfe einzuleiten. "Wir fordern eine Untersuchung über jeden Punkt, der in dem Bericht zur Sprache kommt.", erklärte Haq-Generalsekretär Hassan Mushaimaa gestern.

Die letzten Parlamentswahlen vor vier Jahren wurden von den Schiiten in Bahrain weitgehend boykottiert. Damit protestierten sie gegen die Einrichtung einer zweiten Parlamentskammer deren Mitglieder vom König ernannt werden. Bislang wurde ein erneuter Wahlboykott nicht angekündigt. Die Entscheidung hierüber liegt nicht zuletzt in den Händen schiitischer Kleriker. Ein Demonstrant wurde mit den Worten zitiert: "Wenn uns ein religiöser dazu auffordert, würden wir auch Ameisen wählen."