01.09.2006
Israel: Gefangenenaustausch mit der Hamas steht möglicherweise kurz bevor

In den Online-Redaktionen der israelischen Tagespresse sorgt ein an diesem Freitag erschienener Bericht der saudischen Tageszeitung "Okaz" für Schlagzeilen. Laut ägyptischen Quellen, würde sich momentan eine diplomatische Delegation aus Israel in Kairo aufhalten, um die Bedingungen einer eventuellen Freilassung des IDF-Soldaten Gilad Shalit auszuhandeln. Dieser wurde am 25. Juni bei einem Überfall auf einen israelischen Militärposten, nahe des Kibbuz "Kerem Shalom", von Hamas-Aktivisten in den Gaza-Streifen entführt und konnte bis heute, trotz zahlreicher, operativer Vorstöße der israelischen Armee nicht befreit werden.
Wie der Autor des Berichts erfahren haben will, stünden zwei Offiziere des ägyptischen Geheimdienstes in direktem Kontakt zu der Entführergruppe, die als Vermittler deren Forderungen an Israel weitergeleitet hätten. Den Preis, den Israel für die Freilassung des Soldaten zu zahlen hätte, wäre demnach die Haftentlassung von ca. 1000 Palästinensern, die momentan unterschiedlich lange Strafen in israelischen Gefängnissen abbüßen.
Den bisher durchgesickerten Informationen nach zu urteilen, solle der angestrebte Gefangenenaustausch in drei Phasen ablaufen: Drei Tage nach der Rückkehr Gilad Shalits, würden 350 Häftlinge mit kurzen Haftstrafen entlassen werden, eine paar Tage später die nächsten 350 Personen, die wegen „mittelschwerer“ Verbrechen im Gefängnis seien und schließlich zehn Tage danach die letzte Gruppe von 300 „Langzeithäftlingen“.
In dem Bericht heißt es weiter, dass Marwan Barghouthi, der seit 2004 inhaftierte Fatah-Politiker und führende Kopf der „al-Aqsa-Intifada“, sowie auch die kürzlich festgenommenen Parlamentsmitglieder der Hamas nicht unter den Freigelassenen sein würden.

Angesichts der bislang stringenten Haltung von Premierminister Olmert, wonach die Freilassung von Gilad Shalit keine Verhandlungssache sei, wird abzuwarten bleiben, ob Israel tatsächlich auf derartige Forderungen eingehen wird. So ist von offizieller Seite auch bislang ein Kommentar zu dem Bericht ausgeblieben.

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