Einige Frauen Qatars haben gestern ihre Kandidatur bei den geplanten Parlamentswahlen angekündigt. Erstmals in der Geschichte des Golf-Staates soll ein 45 köpfiges Gremium eingesetzt werden, dessen Mitglieder zumindest teilweise in direkten Wahlen durch das Volk bestimmt werden. Die neue Institution soll dabei insbesondere über legislative Kompetenzen verfügen.
Obwohl der Zeitpunkt der Wahlen noch nicht feststeht rüsten sich Mouza al-Malki, Fouzia al-Nuaimi und Nassra al-Noubi zusammen mit anderen Frauen bereits jetzt für den Wahlkampf um einige der 30 Sitze zu gewinnen, die durch das Volkes direkt besetzt werden.
Die renommierte Soziologin und Autorin al-Malki ist eine von sechs Frauen, die bereits bei den Kommunalwahlen 1999 angetreten waren. Damals konnte keine Frau einen Sitz gewinnen. Heute sieht al-Malki Qatar noch immer als eine von Männern dominierte Gesellschaft an, in der sich Dinge nur langsam ändern. „Wir leben in einer von Männern dominierten Gesellschaft. Nach wie vor gibt es eine große Lücke zwischen den langsamen Veränderungen in der Denkweise und den rasanten Entwicklungen, wie sie im politischen Bereich stattfinden. Einige meiner Freundinnen sind noch immer besorgt darüber ihre Bilder in den Zeitungen zu sehen...wegen ihrer Väter und Brüder,“ sagte sie in einem Interview mit der englischsprachigen Zeitung Gulf-News, die in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässig ist.
Fawziya al-Nuaimi, Assistentin des stellvertretenden Vorsitzenden der nationalen Gesundheitsbehörde, und potentielle Kandidatin, äußerte sich zuversichtlich über die Chancen von Frauen, einige Sitze im neuen Parlament gewinnen zu können. „Während man bei den ersten Kommunalwahlen eine öffentliche Versammlung noch nicht als den richtigen Platz für Frauen ansah, haben sich die Dinge weiterentwickelt.“
Auch andere Kandidatinnen wie Nassra Faraj al-Noubi, die in ihrem Wahlkreis bei den Kommunalwahlen das drittbeste Ergebnis erreichte, äußert sich positiv und ist bereit für die anstehenden Wahlen. „ Ich möchte mich lieber auf soziale Angelegenheiten konzentrieren, welche die Gesellschaft im Ganzen betreffen, statt nur die Frauen.“
Dennoch scheinen Anpassungen an das Wahlsystem notwendig. Eine Reihe von Kandidatinnen forderte diesbezüglich die vorübergehende Einführung einer Quotenregelung zugunsten der Frauen. „Da wir in einer Gesellschaft leben, die Frauen nicht dazu ermutigt, sich am politischen Leben aktiv zu beteiligen, brauchen wir anfangs ein Quotensystem.“ sagte al-Noubi. „Das Quotensystem ist nur notwendig, um Frauen die Chance zu geben, in den politischen Prozess eintreten zu können. Später kann es abgeschafft werden.“
Die Debatte um die Einführung eines Quotensystems ist bereits nach den Kommunalwahlen 1999 entstanden, nachdem keine der sechs angetretenen Kandidatinnen einen Sitz gewinnen konnte.