22.02.2006
Ägypten: Erneute Übergriffe auf Christen


Bei Zusammenstößen zwischen Muslimen und koptischen Christen sind in einem Dorf südlich Kairos acht Menschen verletzt worden. Nach Angaben der Polizei brach die Gewalt in dem Ort al-Ayaar, 24 Kilometer südlich der Hauptstadt aus, nachdem Muslime gegen den Bau eines Gemeindezentrums der örtlichen christlichen Minderheit protestiert hatten. Muslimische Anwohner beschuldigten die Christen den illegalen Bau einer Kirche zu planen.
Unter den Verletzten sollen sich nach Angaben von "al-Jazeera" fünf Muslime und drei Christen befinden, in Lebensgefahr soll keiner von ihnen schweben.
Ägyptens Christen, die etwa ein Zehntel der Gesamtbevölkerung stellen, benötigen eine staatliche Genehmigung zum Bau einer Kirche, während die Errichtung von Moscheen praktische keinen Restriktionen unterliegt.
In den vergangenen Monaten haben sich die Fälle von konfessioneller Gewalt gehäuft ( alsharq berichtete ). Nach Zeugenangaben sei es schon am vergangenen Sonnabend zu Zusammenstößen in einem Dorf nahe der südägyptischen Stadt Bani Mazar zu Übergriffen auf Christen gekommen, nachdem diese beschuldigt wuden, Koranexemplare verbrannt zu haben.
Nach dem unerwarteten Wahlerfolg der islamistischen Muslimbrüder bei den Parlamentswahlen im Novermber 2005 hatte die Regierung angekündigt, die Beschränkungen für den Bau neuer Kirchen zu lockern. Mit diesem Schritt sollten die christlichen Befürchtungen vor einer weiteren Islamisierung der Gesellschaft besänftigt werden, allerdings haben sich christliche Vertreter seither beschwert, dass dieses Dekret bislang nicht umgesetzt wurde.