Viele Schmuggler von Antiquitäten im Irak verkaufen ihr Diebesgut an Soldaten der US-geführten Besatzungstruppen im Land. Mohammed Mehdi, Leiter der Verwaltung der kulturellen Stätten in der Provinz Najaf, sagte der irakischen Tageszeitung "az-Zaman", kürzlich festgenommene Hehler hätten zugegeben für ausländische Soldaten zu arbeiten. Einige Schmuggler hätten spezielle Ausweise bei sich getragen, die ihnen den Zugang zu Militärlagern der Koalitionsstreitkräfte ermöglicht häten.
Mehdi machte keine Angaben zur Nationalität der ausländischen Militärs, erklärte aber, die gestohlenen Antiquitäten seien mehrheitlich an Soldaten in Diwaniya, 180 km südlich von Baghdad verkauft worden. Dort sind neben GIs auch bulgarische Soldaten stationiert.
Erst vor wenigen Tagen seien, so Mahdi, sieben Schmuggler, unter ihnen ein Syrer, mit 174 teilweise sehr kostbaren Kunstschätzen aufgegriffen worden. "Sie trugen Marken bei sich, die ihnen den Zugang zu Militärcamps der ausländischen Streitkräfte ermöglichen. Dort verkaufen sie die Kulturgüter, die aus irakischen Mussen und Ausgrabungsstätten gestohlen wurden, an Soldaten, die sie außer Landes schaffen." Das Hauptquartier der US-Streitkräfte im Irak war zu keiner Stellungnahme bereit.
Seit dem Sturz des Saddam-Regimes haben die mehr als 10000 antiken Stätten des Irak unter Plünderungen und Verwahrlosung zu leiden. Auch das irakische Nationalmuseum in Bagdad, das einst die weltweit größte Sammlung mesopotamischer Kunstschätze beherbergte, wurde im April 2003 weitgehend ausgeplündert. Auch Fatwas islamischer Geistlicher wie des bedeutendsten schiitischen Klerikers des Irak, Großayatollah Ali Sistani, der den Diebstahl und Handel mit Antiquitäten untersagte, haben bislang kaum Wirkung gezeigt.
04.02.2006
Irak: Besatzungstruppen in Antiquitätenschmuggel verwickelt