30.10.2005
Jemen: Kinder-Schleusung nach Saudi-Arabien soll stärker bekämpft werden


Tausende jemenitische Kinder haben in den ersten Monaten dieses Jahres ihr Heimatland verlassen um im öl-reichen Nachbarland Saudi-Arabien Geld für ihre Familien zu verdienen. Hinzu kommt eine unbestimmte Anzahl an Minderjährigen, die von Kinderhändlern in das Wüstenkönigreich verschleppt werden.
Jemen gilt als ärmstes Land des Nahen Ostens und als einer der ärmsten Staaten der Welt. Kinderhandel ist dort bislang keine Straftat, auch wenn die Regierung in Sanaa die UN-Kinderechtskonvention unterzeichnet hat, die alle Staaten zur Verfolgung des Kinderhandels verpflichtet. Nun aber will die Regierung ein Gesetz ins Parlament einbringen, das Strafen für Schleuser und Eltern vorsieht, die ihre Kinder verkaufen oder zum Verlassen des Landes auffordern, erklärte Sozialminister Abdulkarim Al-Arhabi gegenüber der Nachrichtenagentur Associated Press.
Allein in den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres wurden nach Angaben von UNICEF über 10000 jemenitische Kinder, die auf den Straßen Riyadhs oder Jiddahs aufgegriffen worden waren, in ihre Heimat zurückgebracht. In Saudi-Arabien verdingen sie sich als Straßenhändler, andere werden von Schleusern an Pädophile verkauft. Oftmals werden Kinder auch als Schmuggler von Qat, einer im Jemen weitverbreiteten Droge, eingesetzt, die im ultra-konservativen Königreich nördlich der Grenze zwar verboten ist, sich aber dennoch großer Beliebtheit erfreut. Auf dem Rückweg schmuggeln sie dann Mehl, das in Saudi-Arabien subventioniert wird und in Jemen gewinnbringend weiter verkauft werden kann.
In Gesprächen mit UNICEF-Mitarbeitern sagten viele der zurückgekehrten Kinder aus, sie seien in Saudi-Arabien vergewaltigt worden, fast zwei Drittel von ihnen berichteten von Übergriffen durch die Polizei. Befragungen von Eltern zeigten gleichzeitig, dass diese nichts falsches darin sehen ihre Kinder ins Ausland zu schicken. Ein Großteil der kinderreichen Familien im Jemen lebt von weniger als 40 Euro im Monat.
Eines der unzähligen Kinder, die ihr Glück in Saudi-Arabien suchen, ist der 11-jährige Mohammed. Er wollte mit einem 25-jährigen Begleiter in die heiligen Städte Mekka und Medina reisen, wurde aber an der Grenze von jemenitischen Grenztruppen abgefangen. "Ich wollte arbeiten und war bereit alles zu tun", so Muhammad gegenüber AP-Reportern. "Mein Freund wollte, dass ich mit ihm in Saudi-Arabien Geld verdiene und mein Vater hat mich gezwungen ihn zu begleiten."