Knapp 600 Arbeiter, so berichtet Reuters, legten vorgestern in Doha, der Hautstadt der Golfmonarchie Qatar ihre Arbeit an der Baustelle eines Luxushotels nieder. Die meisten von ihnen, wie auch knapp 60% der Bevölkerung, sind Inder, Pakistanis, Indonesier oder Fillipinos, der Streik für sie ein völlig neues Recht. Qatar ist der dritte Staat am Golf, nach Bahrain und Kuwait, der seinen zahlreichen Gastarbeitern letztes Jahr in einer Gesetzesinitiative so etwas Arbeitsrechte verlieh, inklusive das Recht auf Gewerkschaften und Streik.
Der 36-jährige Pakistani Abdelaziz schildert ein typisches Problem der Billglohnkräfte: "Bevor ich hier her kam wurden mir 1000 Riyals versprochen. Jetzt kriege ich gerade einmal die Hälfte davon. Wenn ich mich früher dagegen gewehrt hätte, wäre ich sofort wieder entlassen worden."
Nurul Ameen, Sprecher des betroffenen Baukonzerns Al-Khatri versucht dagegen zu beschwichtigen: "Es gab ein paar Verzögerungen in der Gehaltsauszahlung. Das wird sich aber schnell klären."
Allerdings dürfte die Problematik doch eher längerfristiger Natur sein: Der Wirtschaftsboom am Gulf löste auch einen Investitionsschub im Baugewerbe aus; die dafür benötigten Arbeitskräfte holt man weiterhin aus Süd- und Südostasien, so dass das heute schon gewaltige demographische Ungleichgewicht zunehmen und soziale Spannungen mit der einheimischen Minderheit verschärfen wird. Zudem stehen die Golfstaaten, allen voran Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, die ebenfalls aus einem riesigen Reservoir an unterprivilegierten Billigkräften schöpfen, nun noch stärker unter Druck ihre Gesetze anzupassen.