14.01.2013
Vor die Wahl gestellt III - Stimmen zur Knessetwahl in Israel

In acht Tagen wird in Israel gewählt. Wir setzen unsere Reihe "vor die Wahl gestellt" mit zwei weiteren israelischen Stimmen zu den Wahlen fort.

In Kürze folgen auf Alsharq eine Analyse des politischen Parteienspektrums und kleine Einblicke in Ereignisse und Geschichten zur Atmosphäre in Israel kurz vor der Wahl.

 

Warum sind Israels Wahlen wichtig?
Sie sind nicht wichtig. Jedenfalls nicht die Wähler. Welche Figur auch immer den Thron gewinnt – schlimmer geht’s immer. Diese Kombination aus der ganz vernünftigen israelischen Öffentlichkeit, den wunderbaren Führungsfiguren und dem Gefühl von Wandel werden unausweichlich die Zukunft prägen.

Was erwartest Du von den Wahlen?
Erwartungen? Dunkel. Wünsche? Bitte, lass weniger Menschen ihr Leben darüber verlieren.

Wen wirst du auf keinen Fall wählen und warum?   
Meine Familie und meine Freunde leben noch in Israel und viele weitere Unschuldige auch. Es schmerzt mich das zu sagen, aber es ist nicht mehr mein Kampf. Ich habe kein Recht dazu ihr Leben zu beeinflussen, noch bilde ich mir ein, dass so etwas lächerliches wie diese Wahlen das könnten.

Was sollte die neue Regierung angehen und warum?
Wahrscheinlich sollten sie einen neuen Krieg aushecken. Mit der wachsenden Armut, den wachsenden Ungerechtigkeiten und diesem „jeder-frisst-jeden“ Land, das sie beherrschen, ist ein Krieg immer eine fantastische Lösung, um das Volk zu vereinen und aufleben zu lassen. Es ist ein Teufelskreis.

Gila, 26 Jerusalem

Warum sind Israels Wahlen wichtig?
Die Wahlen spielen eine wichtige Rolle darin, der eigenen Bevölkerung und der ganzen Welt weis zu machen, Israel sei eine Demokratie. Dabei hat Israel keine geschriebene Verfassung, keine festen Grenzen und verwehrt rund vier Millionen Menschen – in Ost-Jerusalem, dem Westjordanland und dem Gazastreifen – das Recht zu wählen.
Was erwartest Du von den Wahlen?
Solange Israel ein Grundgesetz hat, nachdem keine Parteien erlaubst sind, die nicht den Staat Israel als den Staat des jüdischen Volkes anerkennen, erwarte ich nichts weiter als ein rassistisches Regime (siehe auch Zusatz 9, Teil 7A des Grundgesetzes).
Wenn sogar die „radikale Linke“ die Palästinenser als demographische Bombe ansieht – für sie ein Argument für die Zwei-Staaten-Lösung – dann kann es keine wahre Versöhnung geben.

Wen wirst du auf keinen Fall wählen und warum?   
Ich glaube nicht, dass ich mich an diesen Wahlen beteiligen werde. Solange es keine wahre Demokratie gibt, was wäre der Nutzen daran?

Was sollte die neue Regierung angehen und warum?
Die Trennung von Religion und Staat als erster Schritt eines „Landes für all seine Bürger“.

Amina ist seit 2010 bei dis:orient, war lange im Vorstand aktiv und konzentriert sich mittlerweile auf die Bildungsarbeit des Vereins in Deutschland. Sie promoviert an der Justus-Liebig-Universität Gießen im Fach Soziologie im Bereich kritische Sicherheitsforschung und arbeitet in Berlin als Bildungsreferentin bei der Kreuzberger Initiative...