04.10.2006
Sutur min As-Sa'udiya: ...zur Sicherheit


Bild: Innenministerium Riyadh

Unser Büro liegt downtown Riyadh. Drei Stockwerke oberhalb des "Komitee zur Befreiung Palästinas" und zwei Stockwerke über der Repräsentanz der "Mohammed Bin Laden Law Firm" fühle ich mich sicher wie in Abrahams Schoss. Aber die Anschläge von 2003 und 2004, die Entführung und Hinrichtung des Amerikaners Paul M. Johnson sind bei den „Westenern“ hierzulande nicht vergessen.

Die meisten von ihnen leben in einem der über 20 Compounds in und um Riyadh. Dabei handelt es sich um hochgesicherte, militärisch bewachte Wohnanlagen, die von ihren Bewohnern liebevoll „Saudi fun parks“ genannt werden. Unternehmen, wie die Firma British Aerospace, die in Riyadh die saudische Luftwaffe ausbildet, bauen sogar firmeneigene Compounds für das eigene Personal. Auch neue Wohnanlagen sind in Planung, die als Hochsicherheitsfestungen zum Teil außerhalb von Riyadh erbaut werden. Compounds bieten Ihren Bewohnern zahlreiche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung (Fittnessräume, Bowling, Basketball-, Fussballplatz, etc.). Das Management ist in der Regel bemüht, innerhalb der Mauern eine Insel westlicher Vertrautheit zu schaffen. Während die Zäune und Mauern der Compounds ihre Bewohner nach innen vor terroristischen Anschlägen schützen sollen, grenzen sie gleichzeitig einen Teil westlichen Lebensraum ein, in dem besondere Richtlinien gelten. Saudis bleibt der Zutritt auch auf Einladung eines Bewohners in der Regel verschlossen. Frauen tragen weder Schleier noch Mantel, im Compound Restaurant gibt es keine getrennte Family-Section und selbst im Fitnessraum trainieren und schwitzen beide Geschlechter zusammen. Westlicher Kleidungsstil ist in manchen Compounds vorgeschrieben.
Einige Westener verzichten auf die Annehmlichkeiten der Compounds und bevorzugen das Leben in einer Wohnung oder Stadtvilla downtown. Auch wenn man sich für das Wohnen in einer saudischen Nachbarschaft entscheidet, bleibt es in Riyadh schwer, Kontakte zu Einheimischen über ein Gespräch auf der Straße hinaus zu vertiefen. Häuser sind traditionell von hohen Mauern umgeben und verbergen den Lebensraum vor den Blicken von außen. In den vergangenen drei Monaten habe ich mich zu keinem Zeitpunk bedroht oder gefährdet gefühlt. Auch auf meinen Reisen in die Najd-Region, an die Ost- und Westküste, in die Asir-Region oder an die jordanische Grenze fühlte ich mich sicher. Trotzdem ist die Sicherheitslage, gerade in Riyadh, schwer einzuschätzen. Zu offensichtlich treten die Widersprüche in der Öffentlichkeit der saudischen Hauptstadt zu Tage. Eine (An)Spannung ist spürbar. Mein Gefühl von Sicherheit könnte sich bei einem erneuten Anschlag nachträglich als Fata Morgana im Wüstensand Riyadhs erweisen.
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