Das Auswaertige Amt warnt in seinen laenderspezifischen Sicherheitshinweisen fuer Aegypten:
"Im Straßenverkehr besteht wegen des oft riskanten Fahrverhaltens der
Verkehrsteilnehmer erhöhte Unfallgefahr. Von Fahrten in Privat- oder
Mietfahrzeugen nach Einbruch der Dunkelheit wird dringend abgeraten. Auch bei
der Benutzung von Massenverkehrsmitteln (Reisebusse, Minibusse) besteht erhöhte
Unfallgefahr."
Schon nach kurzer Zeit im Land faellt auf, dass der Strassenverkehr in Aegypten im Vergleich zu Deutschland, aber auch zu Laendern wie Syrien oder dem Libanon um einiges chaotischer und gefaehrlicher ist. Im letzten Jahr kamen zwischen 8000 und 10000 Menschen in Aegypten bei Verkehrsunfaellen ums Leben, weitere 30000 wurden verletzt. In Deutschland wurden im gleichen Zeitraum weniger als 5000 Menschen im Strassenverkehr getoetet, obwohl hier ein Vielfaches an Autos registriert ist.
Ein Grund fuer diese hohe Opferzahl sind sicherlich die teilweise schlechten Ueberlandstrassen, die seit Jahren nicht erneuert wurden und Jahr fuer Jahr grosser Hitze, Wuestenstaub und steigendem Verkehrsaufkommen ausgesetzt sind. Diese Strassen muessen sich dann altersschwache Traktoren, ueberfuellte Minibusse, ueberladene Laster und rasende Sportwagen teilen, was immer wieder zu halsbrecherischen Ueberholmaoevern fuehrt.
Hinzu kommen die oftmals antiquierten Autos die auf Aegyptens Strassen rollen: Antiquierte Peugeot 504, Fiat 124 oder haeufig kaum fahrtuechtige Modelle des tuerkischen Tofas Sahin oder des jugoslawischen Zastava Florida.
Entscheidender ist jedoch das Fahrverhalten vieler Aegypter, das immer wieder Gefahren heraufbeschwoert. Im Stau der Grossstadt zu stundenlangem Schleichen gezwungen, scheinen viele in der Nacht oder ausserhalb Kairos ihrem angestauten Aerger darueber freien Lauf zu lassen. Spurwechsel werden grundsaetzlich nicht angezeigt und die wenigen roten Ampeln die es ueberhaupt gibt, werden tags wie nachts allenfalls als Empfehlung wahrgenommen. Gebremst wird nur im Notfall, wenn das Hindernis, meistens ein Fussgaenger, auch nach mehrmaligem Hupen keine Anstalten macht, auszuweichen. Auf der Schnellstrasse existiert so etwas wie Rechtsfahrbot nicht. Ob Belarus-Traktor oder BMW - jeder faehrt dort wo er mag, was Ueberholmanoever zu Slalomfahrten werde laesst.
Eine weitere Eigenheit vieler aegyptischer Autofahrer ist es, auch im Dunklen ohne Licht zu fahren. So Mancher hat seine Scheinwerfer gar ausgebaut und durch blaue Lampen ersetzt, die zwar im Dunklen schoen aussehen, jedoch kaum fuer bessere Sicht sorgen. Ein Taxifahrer, der mich unlaengst in der Dunkelheit durch Kairo kutschierte, wollte mir glaubhaft machen, seine Augen wuerden im Dunklen besser sehen, darum blieben die Scheinwerfer aus. Nur ganz zum Schluss schaltete er sie kurz ein. Sie funktionierten tadellos.