Mehrere Hundert schiitische Saudis haben gestern in der Provinz Najran gegen Repressionen des saudischen Staats und sunnitischer Rechtsgelehrter protestiert. "Einige hundert Leute haben mehrere Stunden lang demonstriert. Die Versammlung ging friedlich zu Ende, als uns einer unserer Sheikhs aufforderte aufzuhören um die Behörden nicht zu provozieren.", so ein Teilnehmer gegenüber "Kuwait Times".
"Wir protestieren dagegen, dass wir als Ungläubige bezeichnet werden, dass unser Land besetzt wird und dass Menschen jahrelang im Gefängnis sitzen, nur weil wir Ismailiten sind."
Die Ismailiten sind im 8. Jahrhundert aus einer Abspaltung innerhalb der schiitischen Glaubensgemeinschaft hervorgegangen. Nach Ansicht der wahhabitischen Rechtsgelehrten in Saudi-Arabien haben sämtliche schiitischen Strömungen den Islam verfälscht und werden daher als Häretiker betrachtet. In der knapp 500000 Einwohner zählenden Provinz Najran an der Grenze zum Jemen bilden sie jedoch die Mehrheit.
Als in der gleichnamigen Hauptstadt der Region im Jahr 2000 eine ismailitische Moschee von den Behörden geschlossen wurde war es letztmals zu größeren Protesten gekommen, in deren Folge 77 Menschen inhaftiert wurden.
Gestern beschuldigten einige Demonstranten zudem den saudischen Staat, Stammesführern aus dem benachbarten Jemen die saudische Staatsbürgerschaft zu geben, um so das demographische Verhältnis in der Region zugunsten der Sunniten zu verschieben.