15.02.2006
Saudi-Arabien: Fahrverbot für Frauen in der Diskussion

Saudi-Arabiens König Abdallah wird sich demnächst wohl noch intensiver in einer der symbolträchtigsten Diskussionen des Königreiches äußern müssen.
Denn das umstrittene Fahrverbot für Frauen steht sinnbildlich für den ständigen Zwist zwischen religiösen Hardlinern und Pragmatikern, der jegliche technologische wie gesellschaftliche Veränderung begleitet. Trotz seiner monarchischen Macht ist der saudische König immer auf den Konsens mit den Geistlichen angewiesen.
Insofern steht Abdullah nicht vor einem neuen Problem: Fernsehen, Computer und zuletzt Foto-Handys, alle technischen Neuerungen bedurften einer Fatwa (religiöses Gutachten) seitens der Religionsgelehrten (Ulama), wurden davor aber grundsätzlich abgelehnt. Weitaus schwieriger hingegen ist die Verhandlungsposition der Pragmatiker, wenn es um gesellschaftliche Veränderungen geht. Dass diese vom technologischen und wirtschaftlichen Fortschritt schwer zu trennen sind, haben sie längst erkannt.
Saudischen Frauen fällt dabei eine nicht unwesentliche Rolle zu. Reformen im Bildungswesen haben vielen von ihnen den Einstieg in vorher ausschließlich Männern vorbehaltene Berufszweige ermöglicht. Für saudische Geschäftsfrauen ist der Kontakt mit männlichen Kollegen Alltag und durch wirtschaftliche Notwendigkeit bedingt.
Eben diesen Kontakt aber kritisieren die Ulama. Die 1991 vom blinden Großmufti Ibn Baz (er erlangte weltweit Berühmtheit, als er in einer Fatwa kurz vor seinem Tod 1992 darauf bestand, dass die Erde eine Scheibe sei) erlassene Fatwa zielt ebenfalls darauf ab und steht einer Veränderung jetzt im Weg.
Denn eben jene Fatwa, so der (lediglich beratende) Konsultativrat, stehe einer Lösung im Weg. Nur eine vom König ausgehende Revision könne Abhilfe schaffen.
Der Ball ist nun wieder bei König Abdallah. Er selbst war es, der auf dem Jeddah Economic Forum (JEF) letzte Woche mehrfach verlautbaren ließ, dass das Fahrverbot für Frauen keine Grundlage in den Gesetzen des Landes besäße. Zwar erklärte er, dass der Wille zur Veränderung von der Bevölkerung selber ausgehen müsse, letztendlich liegt es jedoch in seiner Verantwortung sich gegen die religiösen Hardliner durchzusetzen und das Fahrverbot abzuschaffen.