03.02.2006
Nahost-Presse zum Streit über die Muhammad-Karikaturen

Die Presse in den arabischen Ländern des Nahen Ostens betrachtet die Reaktionen aus der arabischen Welt durchaus gespalten. Einige Blätter feiern die Wiederentdeckung des Boykottes als politisches Druckmittel, andere warnen vor einem Religionskrieg. Manche Zeitungen stellen die Motive der arabischen Regierungen in Frage.

  • "al-Watan", Qatar:

Der Boykott dänischer Produkte in der arabischen und islamischen Welt hat einen sehr ernsthaften Effekt. Dies bestätigt die Wichtigkeit der Waffe des Boykotts, den die Vereingten Staaten den Arabern in ihrem Kampf gegen die israelische Existenz genommen haben

  • "al-Ray al-Aam", Kuwait:

Die große Angst, die Dänemark angesichts des Boykotts erfasst hat, hat uns erfreut. Seltsam ist jedoch, dass die muslimische Welt einen Boykott dänischer Produkte wegen der Beleidigung des Propheten initiierte, nicht jedoch amerikanische Produkte wegen der Beschmutzung des Korans boykottiert hat.

  • "al-Riyad", Saudi-Arabien:

Die dänische Zeitung hat eine abscheuliche Verletzung von UN-Konventionen und Gesetzen begangen und das Recht der Meinungsfreiheit rechtfertigt nicht die Beleidigung von Religion und Glauben.

  • "al-Watan", Saudi-Arabien:

Jeder Versuch der europäischen Presse sich mit der dänischen Zeitung zu solidarisieren, wird als sehr gefährlicher Schritt zur Auslösung eines großangelegten internationalen Religionskrieges angesehen.

  • "al-Ray", Jordanien:

Der Angriff durch diese beleidigenden Karikaturen zeigt die Schwäche unserer arabischen und islamischen Nationen. Diese Unverschämtheit hatte ihre Grenzen bereits mit der Schändung des Korans in den Gefängnissen von Guatemala [sic] und Israel überschritten.

  • "Akhbar al-Khaleej", Bahrain:

Es gibt zahlreiche Forderungen in der arabischen Welt nach einem Abbruch der Beziehungen zu Dänemark und einige Länder haben ihre Botschafter zu Konsultationen abgezogen. Dies hat aber eher mit Übertreibungen und dem Versuch, allen anderen eine Nasenlänge voraus zu sein, zu tun, als mit hehren Motiven und Vernunft.

  • "as-Safir", Libanon:

Diese Geschichte erinnert an die Affäre um Salman Rushdies "Satanische Verse", in denen er den Islam verunglimpfte. Er gab Khomeini eine goldene Möglichkeit sein triviales Buch gegen iranische Revolutionäre, die eine Aussöhnung mit dem Westen forderten, einzusetzen. Die Araber und Muslime, die heute gegen Dänemark protestieren vermögen es nicht, die Cartoon-Affäre für politische Zwecke einzusetzen.

  • "az-Zaman", Irak:

In seiner Entschuldigung erklärte der Herausgeber, die Karikaturen seien bereits vor vier Monaten erschienen. Der Mann muss über die verspätete Reaktion sehr verwundert gewesen sein, weil er nicht wusste, dass eine arabische oder muslimische Botschaft keinen anderen Zweck hat, denn als bequemes Rückzugsgebiet für vergnügungssüchtige Politiker zu dienen, denen der Sinn nach Orgien steht, die freigiebig Geld verprassen, das andernfalls genutzt werden könnte um das Leid, das zu einem Kennzeichen der muslimischen Nation geworden ist zu mindern, zu deren Verteidigern sie sich jetzt aufschwingen aber auch erst vier Monate nach der Veröffentlichung.