Wenige Tage vor dem dritten Jahrestag des Mordes am ehemaligen libanesischen Premierminister Rafiq Hariri haben Vertreter des Regierungslagers die Stimmung im Land weiter aufgeheizt. Walid Jumblatt(Foto), wichtigster politischer Repräsentant der knapp 300000 Drusen im Land und führender Kopf des Regierungsbündnisses "14.März" erklärte gestern in einer TV-Ansprache, er sei bereit zu einem Krieg gegen die Hizbollah und Syriens Verbündete im Libanon.
"Ihr wollt Chaos? Wir heißen es willkommen. Wenn die Anderen Krieg wollen, wird der 14.März bereit sein. Wenn sie Frieden wollen, wird der 14.März auch bereit sein.", so Jumblatt gestern weiter. "Wir haben kein Problem mit Waffen und kein Problem mit Raketen. Wir werden Sie euch wegnehmen, weil wir keine Angst vor dem Märtyrertod haben.", so der 58-Jährige an die Hizbollah gewandt. "Ihr seid Werkzeuge in den Händen der verabscheungswürdigsten Menschen, Bashar [Assad] und seine Gang."
Bezüglich des UN-Tribunals, das über die Hintermänner des Hariri-Mordes richten soll erklärte Jumblatt, er habe auf seiner jüngsten Reise nach Saudi-Arabien in der vergangenen Woche die Versicherung erhalten, dass die Saudis für die Kosten des Verfahrens aufkommen werden. Über die bislang vier inhaftierten Verdächtigen sagte Jumblatt: "Sie werden Tränen des Blutes weinen, wenn das Strick des Henkers um sie gelegt wird."
Im Anschluss an Jumblatts Rede kam es in der Kleinstadt Aley zu Schießereien zwischen Anhängern Jumblatts und des rivalisierenden drusischen Feudalherren Talal Arslan, bei denen zwei Menschen verletzt wurden. Arslans Partei steht auf Seiten der Opposition, repräsentiert jedoch nur eine Minderheit unter den Drusen im Libanon. Beide Familien streiten seit Generationen über die Vorherrschaft innerhalb ihrer Glaubensgemeinschaft.
Der Vorsitzende des Politbüros der Hizbollah, Mahmoud Qomati, erklärte, Jumblatts Äußerungen zeugten von dessen "Verrücktheit". Ihm scheine es, "als bedrohte eine Ameise einen Löwen."
Zuvor hatte bereits der Chef der größten sunnitischen Bewegung des Landes, Saad Hariri, Sohn des am 14.Februar 2005 ermordeten Rafiq Hariri, erklärt: "Wir wollen keine Konfontation. Aber wenn wir in eine solche hineingezogen werden, werden wir nicht mit gefesselten Händen dastehen." Anschließend versprach er 52 Millionen Dollar an Bildungsprojekte im Nordlibanon zu spenden um seine Machtbasis unter den Sunniten in und um Tripoli weiter zu festigen.
Anlässlich des Hariri-Todestags hat das Regierungslager für den Donnerstag zu einer Großdemonstration im Zentrum Beiruts aufgerufen, zu der Hunderttausende erwartet werden. Das Gedenken an den ermordeten Multi-Milliardär gerät dabei von Jahr zu Jahr mehr in den Hintergrund. Lautete das Motto der Kundgebung im letzten Jahr noch: "Wirklich...Wir werden dich nicht vergessen.", so steht die Demonstration in diesem Jahr unter dem Motto "Sie werden den Libanon nicht übernehmen!" Der Krieg der Worte wird am Donnerstag in die nächste Runde gehen.