Einen Tag vor den Gedenkfeiern zum zweiten Jahrestag des Attentats auf Libanons Ex-Premier Rafiq Hariri sind heute bei Anschlaegen auf zwei Busse im Libanon mindestens drei Menschen getoetet worden. Die Explosionen ereigneten sich in dem christlichen Ort Bekfaya, etwa 30 Kilometer nordoestlich von Beirut. Bekfaya ist der Heimatort der Familie Gemayel, die seit Jahrzehnten an der Spitze der christlichen Kataib-Partei steht und zum Regierungslager um Rafiq Hariris Sohn Saad gehoert.
Ueber die Hintermaenner des Anschlages kann zum gegenwaertigen Zeitpunkt nur spekuliert werden. Klar scheint nur, dass es sich um Kraefte handeln muss, die den Libanon mit Macht in einen neuen Buergerkrieg ziehen wollen. In Stellungnahmen gegenueber verschiedenen libanesischen Fernsehsendern verurteilten Vertreter von Regierung und Opposition unisono die Anschlaege.
In ersten Berichten war sogar von bis zu 12 Toten die Rede, spaeter korrigierte das Libanesische Rote Kreuz die Zahl der Opfer auf 3. Doch so oder so laesst der heutige Anschlag Schlimmes befuerchten. Zum ersten Mal naemlich wurden gezielt normale Libanesen auf dem Weg zur Arbeit ins Visier genommen. Bislang richteten sich die Anschlaege in den vergangenen zwei Jahren gezielt gegen Politiker oder Journalisten, die die syrische Besatzung des Libanon kritisiert hatten. Vielen Libanesen und westlichen Beobachtern gilt daher das Regime Damaskus als Drahtzieher der Attentatsserie.
Die Moeglichkeit, dass die heutigen Anschlaege von Selbstmordattentatern durchgefuehrt wurden kann bislang nicht ausgeschlossen werden. Nach Angaben der al-Jazeera-Reporterin am Anschlagsort gibt es jedoch eine Augenzeugin die behauptet, gesehen zu haben, wie einer der Taeter eine Sprengstoffladung in einem der Pendlerbusse deponierte.
Morgen werden hunderttausende Libanesen zu einer Gedenkveranstaltung anlaesslich des Hariri-Tods auf dem Maertyrerplatz im Zentrum Beiruts erwartet. Sie werden dann lediglich durch einen Zaun von den Oppositionsanhaengern getrennt sein, die seit dem 1.Dezember im Stadtzentrum campieren um den Sturz der Regierung zu erzwingen.
Um Zusammenstoesse zu verhindern haben fuehrende Politiker beider Lager ihre Anhaenger fuer morgen zu Ruhe und Besonnenheit aufgerufen, das Andenken an den "Maertyrer Hariri" solle nicht gestoert werden.
In Beirut wirft der morgige Gedenktag schon laenger seine Schatten voraus. Mit Hariri-Bildern geschmueckte Autos fahren durch die Strassen, aus Lautsprechern toenen patriotische Lieder. Anhanger der Mustaqbal-Jugend, der Nachwuchsorganisation der Hariri-Partei, fahren fahnenschwenkend auf ihren Mofas durch die Stadt. Auf unzaehligen Plakaten ist Rafiq Hariri ohnehin stets allegegenwaertig.
An den Aussenmauern des im Besitz der Hariri-Familie befindlichen Fernsehsenders "Future TV - al-Mustaqbal" werden die letzten Stationen im Leben des ermordeten Politikers auf Fotos abgebildet. Hariri lachend im Parlament, Hariri beim Verlassen des Parlaments, Hariri auf dem Weg durch Beirut Downtown, Hariri beim Einstieg ins Auto und schliesslich die Bilder von den brennenden Autos seines Konvois in denen am 14.Februar 2005 Hariri selbst und 21 Begleiter den Tod fanden.