Von Jannis Hagmann
Thema Nr. 1 in der saudischen Presse sind nun schon seit einer Woche die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen jemenitischen Huthi-Rebellen und saudischen Streitkräften im Südwesten des Königreichs. Die saudischen Zeitungen scheinen ihre ersten Seiten für Fotos siegesgewisser Soldaten und neueste Berichte über "unsere Streitkräfte" reserviert zu haben. In der Universität interessiert sich jedoch kaum jemand für den Konflikt. Die Niederlage gegen die koreanische Fußballmannschaft vor wenigen Tagen sorgte für mehr Gesprächsstoff.
Die Kämpfe brachen letzten Mittwoch aus, als eine Gruppe der schiitischen Huthi-Milizen im Jemen die Grenze zu Saudi-Arabiens Südwest-Region Jazan überschritt. Saudi-Arabien antwortete mit Boden- und Lufttangriffen und berichtete schon kurz darauf, dass es die Lage "unter voller Kontrolle" habe.
Offiziellen Angaben zufolge sind auf saudischer Seite drei Soldaten getötet worden, vier werden noch vermisst. Todesopfer auf der Seite der Huthis sind wahrscheinlich um einiges höher. Über 4000 Jemeniten sollen von saudischen Streitkräften festgenommen worden sein. Hunderte, anderen Berichten zufolge sogar Tausende von Menschen wurden evakuiert oder mussten fliehen.
Sowohl die jemenitische als auch die saudische Regierung streiten Gerüchte ab, denen zufolge das saudische Militär auch auf jemenitischem Staatsgebiet aktiv gewesen sei. Laut AFP erklärte Khalid bin Sultan, der stellvertrende Verteidigungsminister Saudi-Arabiens, allerdings: "We are not going to stop the bombing until [they] retreat tens of kilometres inside [the Yemeni] border". Wie das ohne Grenzübertritt möglich sein soll, ist mir ein Rätsel.
"Unser Militär hat die volle Kontrolle in der Jabal Dakhan-Region"
Die Huthis gehören zur schiitischen Minderheit im Jemen und sind seit Jahren im Konflikt mit der jemenitischen Regierung. Allerings ist nur ein kleiner Teil der sogenannte Za'idi-Schiiten an der Rebellion der Huthis beteiligt.
Gestern schaltete sich Iran in den Konflikt ein und warnte vor einer Intervention der Nachbarstaaten (d.h. Saudi-Arabiens). Iran wird von der jemenitischen Regierung sowie von saudischen Analysten beschuldigt, die Huthis mit Waffen zu versorgen und den Konflikt zu schüren.
Jannis und Nora studieren zurzeit an der King Abdulaziz Universität in Jidda, Saudi-Arabien, Soziologie, Geschichte und Islamwissenschaft. Auf ihrem Blog Berlin goes Saudi schreiben die Beiden über ihre Erfahrungen im Königreich der Menschlichkeit.