Libyens Revolutionsführer Muammar al-Gadhafi hat bei einer Diskussionsveranstaltung der Columbia University die "Rückwärtsgewandheit" der Gesellschaften im Nahen Osten scharf kritisiert und erklärt, die repressive Unterdrückung von Oppositionsbewegungen resultiere aus deren Gewaltbereitschaft.
Gadhafi war über eine 90-minütige Live-Video-Schaltung mit einer Diskussionsrunde libyscher und amerikanischer Akademiker unter dem Thema "Aussichten für Demokratie" an der US-Universität verbunden.
"Opposition im Nahen Osten ist ziemlich anders als die Opposition in fortschrittlichen Ländern. In unseren Staaten hat die Opposition die Form von Explosionen, Attentaten, Morden, subersiven Aktionen.", erklärte Gadafi.
Nach der Menschenrechtsbilanz seines Lande befragt, erklärte Gadhafi "alles ist offen für Diskussionen." Jeder Libyer könne in öffentlichen Versammlungen seine Meinung äußern, die ohnehin ein besseres Forum bieten als Zeitungen.
Im gleichen Atemzug beschuldigte er die USA "einen neuen Terrorstaat" zu kreieren.
Weiter erklärte der Oberst er sei stolz über die "komplexe Gesellschaft Libyens", das er als einzige partizipatorische Demokratie der Welt bezeichnete. Die in den vergangenen Jahren eingeleitete Öffnung des Landes würde den Libyern nicht zeigen was ihnen fehle - im Gegenteil würde der Rest der Welt sich bald an Libyen orientieren. Wörtlich erklärte Gaddafi: "Staaten wir die USA, Indien, China und die Russische Föderation benötigen dringend ein Jamahiriyya- (Volksmassenbewegung) System. Das wird eine Erlösung für sie."
Selbstkritisch zeigte sich der Revolutionsführer angesichts der jüngsten Ausschreitungen in Bengasi als Reaktion auf die Muhammad-Karikaturen. "Unsere Methoden sind in derTat sehr rückständig. Die Methoden unserer Opposition sind auch sehr seltsam. Wenn es Demonstrationen gibt, verwenden sie (die Polizei) Gewehrkugeln - Ihr benutzt Tränengas oder Pferde. Die Polizisten in unseren Ländern reagiert rückwärtsgewandt, weil sie Teil einer rückwärtsgewandten Gesellschaft sind."
24.03.2006
Gadhafi: USA werden von Libyen lernen