24.03.2008
Die Zitadelle von Kairo und das Kriegsmuseum

Die Zitadelle von Kairo ist mit ihrer maechtigen Muhammad Ali-Moschee praktisch das einzige Bauwerk in Kairo, das man schon aus der Ferne erblicken kann. Saladin liess die Festungsanlage im 12. Jahrhundert n.Chr. als Schutz vor den Kreuzfahrern oberhalb der Stadt an den Auslaeufern der Muqattam-Berge errichten. Bis ins 19.Jahrhundert war die Zitadelle der Sitz des jeweiligen Herrschers ueber Aegypten.

Das imposanteste Bauwerk innerhalb der maechtigen Mauern ist die Muhammad Ali- Moschee mit ihren mehr als 80 Meter hohen Minaretten und der knapp 50 Meter hohen Kuppel. Diese sorgt bei heute 38 Grad im Schatten fuer willkommene Abkuehlung. Der Gebetsraum der Moschee ist innen praechtig mit Alabaster verkleidet. In einem Sarkophag aus Carrara-Marmor fand Muhammad Ali, der Aegypten in der ersten Haelfte des 19.Jahrhunderts praktisch unabhaengig vom Osmanischen Reich regierte, nach der Fertigstellung der von ihm in Auftrag gegebenen Moschee seine letzte Ruhestaette.

Wenige Schritte vom Gotteshaus entfernt befindet sich das Nationale Polizeimuseum in einem der historischen Gebaeude. Hier werden einige spektakulaere aegyptische Kriminalfaelle des 20.Jahrhunderts dokumentiert. Die verstaubten Vitrinen unternehmen jedoch gar nicht erst den Versuch, den Besucher fuer die Ausstellung zu begeistern.

Weitaus interessanter ist da das Nationale Kriegsmuseum, in offizieller englischer Uebersetzung das National Military Museum in der Zitadelle. Vor dem Gebauede stehen sowjetische T-34 und T-54-Panzer eine MiG 21 und anderes Kriegsgeraet; in dem Museum wird der Besucher von einem grossen Gemaelde begruesst, das den Bogen schlaegt von der islamischen Eroberung bis zum Yom Kippur/Oktoberkrieg 1973. In der Mitte des Bildes steht ein strahlender Hosni Mubarak, der als einziger auf dem Bild keine Uniform sondern einen Anzug traegt, und sich von Aegyptern in Landestracht feiern laesst.

Zwar war Mubarak beim angeblichen Sieg 1973 noch nicht Staatschef, doch geht es bei der Ausstellung auch nicht um eine historisch korrekte Darstellung der Ereignisse, sondern darum, besonders die Geschichte Aegyptens seit der Revolution 1952 aus der Sicht des Regimes zu praesentieren. Insgesamt erinnert die Ausstellung frappierend an das Oktoberkriegsmuseum in Damaskus, nicht zuletzt deshalb weil hier wie dort nordkoreanische Maler am Werk waren - ausgewiesene Experten in Sachen Propaganda. Eine Gedenktafel feiert das Museum als "Symbol der gegenseitigen Zusammenarbeit zwischen Praesident Muhammad Hosni Mubarak und seiner Exzellenz Kim Il Sung, dem Praesidenten der Demokratischen Volksrepublik Korea."

Nachdem die pharonische Epoche, die fruehen Jahre des Islam und das Aegypten unter den Briten in einigen Raeumen abgehandelt wurden, gelangt der Besucher zu den Ausstellungsraeumen der "Modernen Aera". Diese beginnt mit der Revolution der Freien Offiziere unter Gamal Abdel Nasser 1952. Hinter Glas sind die Aufzeichnungen der Verschwoerer festgehalten, schwere Buesten der fuehren Koepfe blicken streng auf die Besucher. Weiter geht es mit dem heldenhaften Kampf der Aegypter gegen die Agression der Briten, Franzosen und Israelis im Suezkrieg 1956, gekroent von einem Panoramabild der Schlacht um Port Said.

Es folgt die heroische Rolle der aegyptischen Armee bei der Errichtung des Grossen Nil-Staudamms, sowie bei der Revolution im Jemen 1962. Eigentlich muesste in chronologisch korrekter Reihenfolge nun eine Darstellung des 6-Tage/Junikriegs folgen, bei dem Aegypten 1967 eine vernichtende Niederlage erlitt. Der Ausstellungsraum ist heute jedoch nicht zugaenglich, man kann im Dunklen nur zwei Bilder erkennen, die israelische Massaker an aegyptischen Zivilisten waehrend des Krieges darstellen sollen.

Die folgenden Raeume widmen sich der Aera Anwar al-Sadats, des "Helden des Krieges und des Friedens". Ausfuehrlich werden die anfaenglichen Erfolge der aegyptischen Armee waehrend des Oktoberkriegs dargestellt, die die Israelis am 6.Oktober ueberraschte, als in Israel der juedische Feiertag Yom Kippur begangen wurde. Besonders ausfuehrlich wird auf die "heroische Rolle der Luftstreitkraefte" eingegangen. Dies ist kein Zufall - Oberbefehlshaber der aegyptischen Luftwaffe war damals der heutige Praesident Mubarak.

Mit keiner Silbe wird erwaehnt, dass der Oktoberkrieg keineswegs ein glaenzender Sieg der aegyptischen Armee war, die gemeinsam mit den Syrern Israel von zwei Seiten angriff. Kein Hinweis findet sich darauf, dass nach wenigen Tagen die israelische Armee die Aegypter bis hinter den Suezkanal zurueckgedraengt hatte und nur noch etwa 100 Kilometer vor Kairo stand, bevor am 24.Oktober 1973 ein Waffenstillstand in Kraft trat.

Die Darstellung von Sadats historischem Besuch in Israel, mit dem dieser einen "ersten Schritt in die Aera des Friedens im Nahen Osten" getan habe, erschoepft sich in einem nordkoreanischen Bild des 1981 ermordeten Praesidenten vor der al-Aqsa-Moschee in Jerusalem. Das letzte Gemaelde zeigt die Unterzeichnung des Abkommens von Camp David, mit dem Aegypten und Israel Frieden schlossen. Zu sehen sind ein zufriedener Jimmy Carter, ein ernst dreinschauender Menachem Begin und ein laechelnder Anwar al-Sadat.