Israel feiert Purim. Ein Grund zur Freude? Leider nicht immer. Das biblische Fest wird seit Jahren von Ausschreitungen überschattet, vor allem in Hebron. Auch dieses Jahr kam es wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und dem israelischem Militär. Der Grund: Das Massaker des jüdischen Siedlers Baruch Goldstein jährt sich zum 16. Mal und die Erklärung Benjamin Netanyahus, die Machpela Höhle in Hebron werde – ebenso wie das Grab Rachels in Betlehem – in das israelische Nationalerbe aufgenommen.
Die Ausschreitungen zwischen den jüdischen Siedlern – die sich auf der Straße des ehemaligen Gold-Suks in der Altstadt niedergelassen haben – und ihren arabischen Nachbarn, sind seit Jahren ein trauriges Beispiel religiösen Fanatismus. Auch dieses Jahr kam es wieder zu teils heftigen Auseinandersetzungen zwischen Juden und Arabern. Teile der Palästinenserführung riefen infolge des Beschlusses von Benjamin Netanyahu zu einer neuen Intifada auf. Ismail Haniyeh sagte, man müsse nun den „Widerstand gegen die Besatzungskräfte erneuern“ und Mahmoud Abbas erklärte: „Orte, die sich in den besetzten palästinensischen Gebieten befinden, zu Stätten nationalen Erbguts zu erklären, darunter die Mauern von Jerusalem, die sich auf dem Gelände der zukünftigen palästinensischen Hauptstadt befinden, ist eine gefährliche Provokation, die zu einem Religionskrieg führen kann“.
„Die Verlierer werden die Palästinenser sein“
Auf den palästinensischen Protest antwortete Dani Dayan, Siedlersprecher, in der Zeitung Hatzofeh auf seine eigene Art und Weise: „Was soll man tun, aber als die Patriarchen und die Urmütter in der Machpela Höhle beigesetzt wurden, und als König David Hebron zu seiner Hauptstadt erklärte, haben sie nicht um Abu Mazens Genehmigung gebeten. Abu Mazen, der Mann, der in seiner Doktorarbeit den Holocaust leugnete, legt jetzt noch eins drauf, und versucht, die gesamte jüdische Geschichte zu leugnen. Die Machpela Höhle und das Grab von Rachel waren schon jüdisches Erbgut, bevor der erste Palästinenser erfunden wurde. Nun soll die ganze Welt sehen, dass während Israel sich mit dem Schutz von Jahrtausende altem Erbgut befasst, die palästinensische Führung damit beschäftigt ist, ein gefährliches Feuer zu entfachen, das mit Worten beginnt, aber zu Taten eskalieren könnte. Die Verlierer werden, wie immer, nur die Palästinenser sein“.
Mit seiner Einstellung scheint er bisher jedoch eher auf verlorenem Posten zu stehen. Denn nicht nur die Palästinenser kritisierten den Vorgang scharf, sondern auch das israelische Militär. Sie fühlten sich erinnert an einen Beschluss Netanjahus in seiner ersten Amtszeit als Premier. Damals, 1996, hatte er Tunnel entlang den Mauern des Tempelberges in Jerusalem öffentlich zugänglich gemacht. Die Folge: wochenlange Proteste mit Toten und Verletzten. Auch ist man bei den Streitkräften darauf bedacht in diesen Tagen, in denen sich das von Baruch Goldstein verübte Massaker zum 16. Mal jährt, nicht unnötig Feuer ins Öl zu gießen. Der jüdische Siedler hatte 29 betende Muslime in der Ibrahimi-Moschee von Hebron getötet. Seine Tat und damit die Vergangenheit wiegt schwer. Purim 2010 – es gibt wenig Grund zum Feiern.