08.10.2007
Ägypten: Unruhen auf dem Sinai

Bei Ausschreitungen in der ägyptischen Stadt al-Arish sind seit Sonnabend mehrere Menschen verletzt worden. Laut Medienberichten entzündeten sich die Unruhen in der Hauptstadt der ägyptischen Provinz Nord-Sinai an einem Streit zwischen Mitgliedern verschiedener Beduinenstämme. In dessen Folge hätten Angehörige des Tarrabin-Stammes ein Viertel in Arish angegriffen, dessen Bewohner zum verfeindeten Fawakhria-Stamm gehörten. Dabei sollen fünf Menschen verletzt und mehrere Autos und Läden in Feuer aufgegangen sein.

Gestern richtete sich der Unmut der Stadtbewohner gegen die örtliche Polizei und das lokale Büro der herrschenden Nationaldemokratischen Partei (NDP) von Husni Mubarak. Etwa 1200 Demonstranten hätten demnach zunächst das Parteibüro der NDP angegriffen und anschließend den Sitz der Provinzregierung mit Steinen beworfen, berichten Augenzeugen. Die Menge habe den Rücktritt des Gouverneurs und des Polizeichefs gefordert. Die Polizei setzte Tränengas ein, 40 Demonstranten sollen verhaftet worden sein.

Neben der Unzufriedenheit der Bürger von Atish über die offensichtliche Unfähigkeit der Sicherheitskräfte, sie vor Angriffen der halb-nomadischen Beduinen zu schützen machte sich auch Unmut über die wirtschaftliche Vernachlässigung der Region unweit der Grenze zu Israel und dem Gazastreifen breit. Der Norden des Sinai profitiert kaum vom Tourismusboom, den die Badeorte entland des Roten Meeres im Süden der Halbinsel erleben.

Beduinen des Sinai wurden auch beschuldigt an den Anschlägen auf die Tourismus-Hochburgen Sharm el-Sheikh, Taba und Dahab beteiligt gewesen zu sein, bei denen im Oktober 2004 125 Menschen getötet wurden. In deren Folge wurden hunderte Beduinen, unter ihnen auch Leute aus al-Arish, verhaftet und gefoltert.