Gamal Mubarak hat am Wochenende einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg zur Nachfolge seines Vaters im Amt des ägyptischen Staatspräsidenten unternommen. Seit 2002 ist der 44-Jährige in der Hierarchie der herrschenden Nationaldemokratischen Partei (NDP) stetig nach oben geklettert und als stellvertretender Generalsekretär sowie Chef des "Politkommittees" de facto zweiter Mann in der Partei nach seinem Vater.
Am Samstag wählten ihn die 6700 Delegierten des 9.Parteitags in das neu eingerichtete "Oberste Kommittee". Laut den Parteistatuten kann nur eines der 50 Mitglieder dieses Gremiums der nächste Präsidentschaftskandidat der NDP werden.
Bislang haben sowohl Husni Mubarak als auch sein jüngster Sohn Gamal Gerüchte über eine Erbfolge in Ägypten stets bestritten. Gerüchte über einen verschlechterten Gesundheitszustand des 79-jährigen Präsidenten ließen derartige Spekulationen in den letzten Monaten immer wieder aufkommen.
Gestern durfte Gamal Mubarak die Eröffnungsrede am zweiten Tag der Parteiversammlung halten. Darin verwies der Präsidentensohn auf das Wirtschaftswachstum, das Ägypten seit dem letzten NDP-Parteitag vor fünf Jahren erlebt habe. Das Wirtschaftswachstum betrage mittlerweile 7,1 Prozent, die Summe der Auslandsinvestitionen sei von 600 Millionen Dollar im Jahr 2002 auf 11 Milliarden Dollar in diesem Jahr gestiegen. Gamal versprach die Schaffung von 4,5 Millionen neuen Jobs innerhalb der nächsten fünf Jahre. Außerdem solle in 10 Jahren das erste Atomkraftwerk in Ägypten ans Netz gehen.
Weite Teile der ägyptischen Gesellschaft profitieren jedoch nur unzureichend von dem wirtschaftlichen Aufschwung am Nil. Gerade Arbeiter die Exportgüter herstellen klagen über niedrige Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen. Im September hatten zehntausende Arbeitnehmer in der Textilfabrik in Mahalla al-Kubra die Arbeit für Tage niedergelegt.